Urbach

Durch Brand in Urbach das Zuhause verloren: So geht es Familie Kovrig

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Das Haus in der Haubersbronner Straße in Urbach ist ausgebrannt und kann derzeit nicht betreten werden. © Gaby Schneider

Das Haus in der Haubersbronner Straße haben Joita und Stefan Kovrig mit viel Eigenleistung vor 26 Jahren selbst gebaut. Nach dem Brand liegt es zu großen Teilen in Schutt und Asche. Die Feuerwehr war am vergangenen Freitag (05.04.) schnell mit einem großen Aufgebot vor Ort. Es gelang, ein Übergreifen der Flammen auf die Wand an Wand stehenden Nachbarhäuser zu verhindern. Das Haus der Kovrigs jedoch brannte im oberen Teil völlig aus. Die Ruine ist jetzt von einem Bauzaun abgeschirmt, die Straße immer noch für die Durchfahrt gesperrt. Das Dach ist größtenteils abgedeckt bis auf die schwarz verkohlten Balken, zerborstene Ziegel liegen auf dem Gehweg.

Für Joita Kovrig und Tochter Ana Schmidt-Kovrig ist der Anblick schmerzhaft und im Moment kaum zu ertragen. Da drin liegen nicht nur Habseligkeiten, es ist nicht nur ihr materieller Besitz, der zerstört ist, sondern ein Teil ihres Lebens, das sie dort verbracht haben – ihr Zuhause.

Sie sind nur für den Termin mit der Zeitung hergekommen. Joita Kovrig holt die Post aus dem Briefkasten, der am Bauzaun aufgehängt wurde. Lange wollen sie sich hier nicht aufhalten. Im Esszimmer von Kerstin Meitinger sprechen die beiden Frauen dann über den Brand, ihre aktuelle Lage und die Dankbarkeit für die Hilfe, die sie bekommen.

Erst ein Stromausfall, dann das Feuer

Nicht dabei ist Stefan Kovrig. Der 66-Jährige stehe für ein solches Gespräch zu sehr unter Schock, sagt Ana Schmidt-Kovrig. Er war am vergangenen Freitag als Einziger zu Hause, als es in Urbach einen großflächigen Stromausfall gab. Er sei rausgegangen zum Nachbarn, um zu fragen, ob der wisse, was Sache ist, erzählt Ana Schmidt-Kovrig. Als er zurückgekommen sei, habe er den komischen Geruch bemerkt. „Dann hat er plötzlich Rauch eingeatmet und gesehen: Da oben ist alles schwarz.“ So schnell er konnte, verließ Stefan Kovrig das Haus. Er blieb, bis auf etwas eingeatmeten Rauch, unverletzt. Die Ursache für den Brand ist derzeit noch ungeklärt.

Gebäudebrand, Haubersbronner Str., Urbach, 05.04.2024.
Die Feuerwehr verhinderte ein Übergreifen der Flammen auf die Nachbarhäuser. © Benjamin Beytekin

Joita Kovrig war bei der Arbeit im Alexander-Stift, als das Feuer ausbrach. Sie habe gerade eine Heimbewohnerin versorgt, erzählt die 60-Jährige, da sei eine Kollegin gekommen und habe ihr gesagt, in ihrer Straße sei etwas passiert, sie solle ihren Mann anrufen. Von ihm erfuhr sie, was los war, sagte dann aber zunächst: „Ich kann das Haus nicht verlassen, ich bin Schichtleitung.“ Die Menschen könne man nicht einfach allein lassen.

„Sie hat zuerst an die Leute gedacht, die sie pflegen muss“, sagt Ana Schmidt-Kovrig. Aber ihre Kolleginnen und Kollegen hätten alles in Bewegung gesetzt, damit sie so schnell wie möglich habe gehen können.

Im Europapark vom Brand erfahren

Ana Schmidt-Kovrig wohnt eigentlich in Bukarest, ist derzeit aber zu Besuch bei ihren Eltern. An dem verhängnisvollen Freitagnachmittag war sie mit ihrem Mann auf einem Ausflug im Europapark in Rust, als sie eine Nachricht von einer Bekannten bekam: „Ist das euer Haus, das da brennt?“

Der Schock sitzt bei allen immer noch tief. Joita Kovrig spricht von einem Trauma. Die Kovrigs sind in einer bereits mit Möbeln ausgestatteten Wohnung der Gemeinde untergekommen. Ein Team des Integrationsbüros und das DRK kümmerten sich gleich am vergangenen Freitag um eine Erstversorgung mit dem Nötigsten wie Kleidung und Sanitärartikel, also zum Beispiel Zahnbürsten, Handtücher und Duschgel.

„Das war superschnell“, sagt Ana Schmidt-Kovrig. „Ich hätte das nie erwartet, das ist auch nicht selbstverständlich, dass eine Gemeinde da so super reagiert.“

Sie würden jetzt alles Tag für Tag angehen, sagt die 36-Jährige. Alles, was sie besitzen, ist im zerstörten Haus. Dort hinein dürfen sie nicht, ein Statiker muss erst prüfen, ob es sicher ist. So lange wissen sie nicht, was vielleicht von ihrem Hab und Gut noch gerettet werden kann.

"Das tut unheimlich weh, das zu sehen"

Es sei für sie nicht einfach, ihre Eltern nun so zu erleben, sagt Ana Schmidt-Kovrig. „Das tut unheimlich weh, das zu sehen.“ Aber ihre Mutter sei dennoch „voller Humor“. Ja: „Wir lachen auch zusammen.“ Aber besonders nachts, wenn es still sei, werde es schwierig. „Das Schlimme sind die Erinnerungen: Wir haben da drin gelacht, wir haben geweint. Das Haus ist der Zufluchtsort. Wenn man mal die Welt vergessen will, geht man nach Hause und schließt die Tür ab. Das ist jetzt unmöglich.“

Derweil sind Spendenaktionen für die Kovrigs angelaufen, der Verein „Die Schatzkiste“, und der VdK-Kreisverband sammeln Geld (siehe unten). Dazu meint Ana Schmidt-Kovrig: „Das ist so eine wahnsinnige Sache, es ist nicht selbstverständlich, dass Leute sagen, ich will helfen bei so einem Schicksal.“

Die empfinden große Dankbarkeit und wollen sie über diesen Artikel allen gegenüber ausdrücken, die für sie da waren und da sind, von Freunden und Bekannten über Feuerwehr, DRK und Gemeinde, „Schatzkiste“ und VdK bis hin zu allen, die Geld spenden. Sie seien auch sehr dankbar und erleichtert, dass keiner verletzt wurde, nicht von den Einsatzkräften, aber auch nicht von den Nachbarn, sagt Joita Kovrig.

Hier kann man spenden – Sachspenden noch nicht gefragt

Der Verein „Die Schatzkiste“ nimmt Spenden unter dem Stichwort „Brand HBB-Straße + Name & Adresse des Spenders“ auf das Konto von Die Schatzkiste e.V. mit der IBAN DE38 6025 0010 0015 1109 09 bei der Kreissparkasse Waiblingen an. Eine Spendenbescheinigung gibt es ab 200 Euro (unter 200 Euro ist der Kontoauszug für die Steuererklärung ausreichend). Der Vorsitzende Benjamin Meitinger versichert: „Die Gelder werden separiert und für Anschaffungen der Brandopfer gezielt verwendet.“

Bei der Walpurgisnacht am 30. April (19.30 Uhr, Auerbachhalle Urbach, Zutritt ab 18) will „Die Schatzkiste“ die Erlöse ebenfalls der Familie Kovrig spenden.

Sachspenden sind aktuell nicht gefragt. Sobald eine Liste vorliege und man wisse, welche Dinge benötigt würden, bestehe das Angebot seitens des Vereins, die Annahme zu koordinieren, sagt Lisa Dießner, die stellvertretende Vorsitzende der „Schatzkiste“. Es werde dann einen entsprechenden Aufruf dazu geben.

Auch der VdK-Kreisverband will der Familie Kovrig beistehen. „Wir rufen zu Geldspenden auf, damit die Familie das Nötigste wieder anschaffen und einen Neuanfang beginnen kann. Jeder Beitrag, ob groß oder klein, ist von unschätzbarem Wert und wird dazu beitragen, ihnen in dieser schwierigen Zeit Trost und Unterstützung zu bieten“, schreibt der Kreisverbandsvorsitzende Udo Rauhut. Stefan Kovrig ist aktiv im VdK und Vorsitzender der Urbacher Ortsgruppe.

Spenden können auf das Konto des Sozialverbands VdK Kreisverband Waiblingen bei der Kreissparkasse Waiblingen überwiesen werden: IBAN DE50 6025 0010 0000 2240 06, BIC SOLADES1WBN, Verwendungszweck „Brandopfer Urbach“.

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