Winterbach

Erdbeben in der Türkei: Ibrahim Arslan aus Winterbach startet Hilfsaktion

Erbeben in
Das Erdbeben hat Trümmer und Leid hinterlassen, dieses Foto haben Verwandte von Ibrahim Arslan in der Region Hatay aufgenommen. © privat

Die Bilder aus der Türkei und Syrien sind verheerend, die Szenen, die auf Fotos und in Videos zu sehen sind, herzzerreißend. Für Ibrahim Arslan sind das keine Ereignisse in einer fernen Weltregion. Der Winterbacher hat viele Familienmitglieder durch das Erdbeben verloren, das Tausende Menschen das Leben gekostet hat. In Antakya in der Provinz Hatay sei noch keinerlei Hilfe angekommen, erzählt er am Dienstagvormittag. Die Menschen hätten kaum noch das Nötigste zum Überleben in der Winterkälte. Er fliegt nun mit seinem Bruder in die Heimat ihrer Eltern, um zu helfen und Hilfsgüter mitzubringen. Dafür sammeln er und seine Familie Spenden.

„Starkregen und eine immense Kälte herrschen in Antakya. Gas wurde abgestellt, da es zu Explosionen kam. Die Menschen, die ein Fahrzeug haben, das nicht beschädigt ist, sitzen zusammen und versuchen, sich gegenseitig zu wärmen. Alle anderen sind unter freiem Himmel“, so schreibt Ibrahim Arslan auf einer eilig ins Leben gerufenen Spendenseite im Internet auf betterplace.me. Antakya, das ist die Heimatstadt seiner Eltern. Er selbst ist in Schorndorf geboren und in Winterbach aufgewachsen. In Antakya und in der Umgebung leben viele Verwandte.

„Die drei größten Krankenhäuser in der Region sind eingestürzt“

Die Hilfe kommt dabei offenbar nur langsam in Hatay an. „Es ist aktuell keine staatliche Hilfe vor Ort“, sagte der 40-Jährige gegenüber unserer Zeitung am Dienstagmorgen. „Normalerweise hätte das türkische Militär die Ausrüstung vor Ort, um das Leid zu lindern.“ Es brauche Wasser, Unterkünfte, mobile Krankenhäuser. „Die drei größten Krankenhäuser in der Region sind eingestürzt.“

Ibrahim Arslan
Ibrahim Arslan. © Privat

Insgesamt sei die Situation für die Helfer natürlich schwierig, sagt Ibrahim Arslan, viele Städte, Millionen von Menschen seien betroffen. „Wo sollen die Helfer zuerst hin?“, das sei die Frage. Auf dem Landweg könne man viele Gebiete kaum erreichen, die Straßen seien kaputt, Schnee behindere Hilfstransporte.

„Seit 30 Jahren hat es dort nicht mehr geschneit“, sagt Ibrahim Arslan. Am vergangenen Wochenende sei aber Schnee gefallen. „Die Leute waren glücklich, sie waren auf der Straße und haben im Schnee gespielt.“ Dann kam das Erdbeben.

Einsturzgefahr bei noch stehenden Häusern

Am Dienstagnachmittag erfährt Arslan dann: Die ersten Hilfsmannschaften aus Deutschland sind gelandet und stehen vor Antakya. Er steht laufend in Kontakt mit Verwandten vor Ort. Deren Ressourcen seien am Schwinden, sie bräuchten dringend Hilfe. Fast alle Wohnblocks seien eingestürzt, die noch stehenden Häuser könne man nicht betreten, zu groß sei die Einsturzgefahr, auch durch mögliche Nachbeben.

Es gehe jetzt um schnelle Hilfe. „Man kann vielleicht jetzt noch Menschenleben retten. Danach geht es einfach darum, das Leid zu lindern.“

Am Donnerstag fliegt Ibrahim Arslan mit seinem Bruder nach Adana, zum nächsten Flughafen, der nicht beim Erdbeben zerstört wurde. „Dort haben wir ein Auto organisiert, einen großen Pick-Up.“ Es werde derzeit ein Korridor herstellt, um in die betroffenen Gegenden zu kommen.

Mitnehmen wollen die Brüder Arznei und andere medizinische Produkte, auch Insulin, Batterien, Handyladegeräte, Taschenlampen, Isomatten, Zelte und weitere Güter, die sie mit dem Flugzeug transportieren können. „Ungefähr 200 Kilo Gepäck dürfen wir mitnehmen.“ Zwei Tage, bis Sonntag, wollen sie vor Ort bleiben und helfen.

Die Spendenseite

Zur Spendenaktion von Ibrahim Arslan kommt man über die Seite https://www.betterplace.me/. Dort als Suchbegriffe eingeben: Erdbeben Türkei Hatay 2023. Ibrahim Arslan betont auf seiner Seite, er bürge persönlich dafür, dass die angeschafften Hilfsgüter in Hatay genau dort ankommen, wo sie gebraucht werden.

Kleinere Sachspenden wie Batterien, Taschenlampen oder reißfeste Handschuhe könne man in Winterbach im Amselweg 4 vorbeibringen. Alles, was sie nicht mit dem Flugzeug nach Hatay mitnehmen könnten, würden sie nach Aalen bringen, sagt er, wo die Stadt eine Hilfsaktion koordiniert. Aalen und Antakya sind Partnerstädte.

Weitere Hilfsaktionen aus dem Rems-Murr-Kreis sammeln wir hier in diesem Artikel auf www.zvw.de.