"6er-Zeugnis für die Kitas!": Meinungen von Eltern und Studien zur U3-Betreuung
Eine frühe Trennung von den Eltern und die Fremdbetreuung in einer Kita ist gefährlich für die Entwicklung von Kindern unter drei, behaupten manche. Darunter auch die Stuttgarter Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Gisela Geist. Im Gegenteil, behaupten andere. Gerade Kitas seien Bildungseinrichtungen. Die ersten Lebensjahre legten den Grundstein für die weitere Bildungsbiografie, heißt es beispielsweise auf den Webseiten des Landes Baden-Württemberg oder der Zentrale für politische Bildung. Doch was stimmt?
Studien zum Thema gibt es zu jeder These. Zudem spielen häufig zahlreiche weitere Faktoren eine Rolle. Manche Untersuchungen, etwa die Wiener Krippenstudie, werden gar für die Contra- und die Pro-Seite herangezogen. In einem ausführlichen Bericht in der "Zeit", der auf der Auswertung von 26 wissenschaftlichen Studien zum Thema beruht, lautet ein Fazit: "Die Wahrheit liegt, wie so oft, also vermutlich irgendwo dazwischen: Kinder zwischen einem und drei Jahren brauchen nicht zwingend den ganzen Tag lang ihre Mama, aber genauso wenig brauchen sie ständig andere Kinder um sich."
Erfahrungen von Familien aus der Region
Doch wie steht es mit eigenen Erfahrungen? Das Thema bewegt offensichtlich auch viele Familien im Rems-Murr-Kreis und im Raum Stuttgart:
"Da bekomme ich ja etwas Panik, wenn ich mein Kind in der Krippe hatte. Gibt es auch Gegenstimmen von kompetenten Menschen? Also das ist ja jetzt ein 6er-Zeugnis für die Kitas. Ich glaube, es gibt ganz viele liebevolle Einrichtungen. Bei uns in der Krippe gab es tolle Erzieherinnen und ich hatte nicht einen Tag ein schlechtes Gefühl", erklärt eine Mutter aus Weinstadt nach der Lektüre des Interviews mit der Kinderpsychotherapeutin Gisela Geist, die eindringlich vor zu früher Fremdbetreuung in Kitas warnt.
Eine Mutter aus Winnenden hingegen sagt: "Das Interview mit Frau Geist spiegelt meine eigene Meinung ziemlich gut wider. Wobei ich auch denke, es kommt vielleicht auch auf das jeweilige familiäre Umfeld an und die Situation ist wie meistens nicht ganz so schwarz-weiß."
Geteiltes Meinungsbild zur Krippenbetreuung
In einer anonymen Umfrage in unserem ZVW-Familien-Newsletter ergibt sich ein geteiltes Meinungsbild. 40 Prozent stimmen der Aussage zu, dass Kleinkinder in Krippen und Kitas betreut werden sollten. 60 Prozent finden, Kinder sollten frühestens mit drei Jahren in den Kindergarten kommen. Dabei sprachen sich jedoch 10 Prozent für eine Fremdbetreuung durch eine Tagesmutter aus.
Die Umfrageteilnehmer hatten die Möglichkeit, ihre Meinung in einem Kommentarfeld zu begründen. Dabei wird deutlich, dass die eigenen Erfahrungen je nach Betreuungsumfeld und Familiensituation variieren und dass auch alternative Formen der Fremdbetreuung eine Rolle spielen.
Liebevolle Tagesmutter als Alternative
Eine Mutter, die angegeben hatte, dass Kinder erst mit drei Jahren in die Kita kommen sollten, beschreibt beispielsweise positive Erfahrungen mit der Betreuung durch eine "liebevolle" Tagesmutter, bei der die Tochter im Kleinkindalter mehr als vier Tage in der Woche war.
Ein weiterer Umfrageteilnehmer spricht sich für Krippenbetreuung aus, "weil Frauen und Familien heutzutage auf ihre Arbeit angewiesen sind und nicht jahrelang auf ihr Arbeitsverhältnis verzichten können." Eine gute, vertrauensvolle Betreuung sei kein Problem für Kleinkinder. Eine Familie schreibt: "Die Sozialisierung hat unserem Kind gutgetan."
"Kleinkinder brauchen die enge Bindung"
Wiederum findet ein Umfrageteilnehmer, Kleinkinder brauchen die enge Bindung zu Vater oder Mutter. Ein weiterer Umfrageteilnehmer, verweist auf die Cortisol-Studien und Personalmangel und kommentiert: "Ich sehe den Unterschied zwischen U-3-Kindern und Nicht-U-3-Kindern." Letztere seien weiter, was Entwicklung und Stressresistenz beträfe.