Das große ZVW-Fernduell: Manuel Hagel in Waiblingen, Cem Özdemir in Schorndorf
Rems-Murr-Kreis. Diese beiden wollen nach der Landtagswahl am 8. März 2026 baden-württembergischer Ministerpräsident werden - und keiner außer den Zweien hat eine realistische Chance auf den Posten: Deshalb wird der Zeitungsverlag Waiblingen im Januar sowohl Manuel Hagel (CDU) als auch Cem Özdemir (Die Grünen) einen großen öffentlichen Abend widmen. Der Eintritt ist frei.
Hagel oder Özdemir? Das Format
„Das ZVW-Fernduell“: So heißt das Format, in dem wir die beiden Kandidaten, jeden für sich in einer großen Abendveranstaltung, präsentieren. Cem Özdemir stellt sich am Montag, 19. Januar, um 19 Uhr in der Barbara-Künkelin-Halle Schorndorf, Manuel Hagel am Mittwoch, 21. Januar, um 19 Uhr im Bürgerzentrum Waiblingen den Fragen von ZVW-Chefredakteur Frank Nipkau.
Wortmeldungen live aus dem Publikum sind nicht vorgesehen, aber Sie können Ihre Fragen - bitte mit Angabe Ihres Namens - vorab an kreis@zvw.de mailen; wir wählen die interessantesten Einsendungen aus, Frank Nipkau wird sie dann einspeisen ins Gespräch.
Christoph Sonntag: Das Schmankerl
Weil uns keine trockenen Politveranstaltungen vorschweben, wird der aus Waiblingen stammende Comedian Christoph Sonntag jeden der beiden Abende mit einem auf den jeweiligen Kandidaten maßgeschneiderten kabarettistischen Kurzprogramm eröffnen.
Das ZVW-Fernduell: Anmeldung
Bezahlen müssen Sie nichts, wenn Sie dabei sein wollen. Damit wir planen können, ist lediglich eine Anmeldung notwendig: Ein Gratisticket für eine der beiden Veranstaltungen oder auch für alle beide im Bündel können sie buchen via www.zvw-shop.de/wahlforum.
Hagel, Özdemir - warum nur zwei?
Einen Ministerpräsidenten oder eine Ministerpräsidentin aus einer anderen Partei wird es nach dem 8. März nicht geben, wenn wir uns an der Umfrage von Infratest dimap vom 16. Oktober orientieren: SPD (10 Prozent), FDP (5) und Linke (7) lagen weit hinter CDU (29) und Grünen (20) - und die AfD kam zwar auf 21 Prozent, aber mit ihr will niemand koalieren. Hagel oder Özdemir: Das ist die MP-Frage.
Was spricht für Hagel, was für Özdemir?
Die stärkere Partei wird den Ministerpräsidenten stellen - und die CDU lag bei jeder baden-württembergischen Sonntagsfrage seit Sommer 2023 klar vor den Grünen. Die Öko-Partei hatte letztmals im April 2023 bei einer INSA-Umfrage mit 28 zu 27 Prozent hauchdünn die Nase vorn. Insofern: Vorteil Hagel.
Özdemir schöpft aus zwei Faktoren Hoffnung: Zum einen rücken CDU und Grüne tendenziell wieder enger zusammen - die Christdemokraten lagen Ende 2024 schon mal bei 34 Prozent. Zum anderen offenbarte sich bei der Oktober-Umfrage: Wenn die Menschen ihren Ministerpräsidenten direkt wählen könnten, würden sich 41 Prozent für Özdemir entscheiden und nur 17 Prozent für Hagel.
Özdemir: Wie wird er beim ZVW agieren?
Cem Özdemir, Jahrgang 1965, präsentierte sich dieser Tage bei einem Talkabend in der Schorndorfer Mühlen-Alm recht launig und schwäbelte so zünftig volkstümlich, dass Moderator Michael Antwerpes knitz fragte, ob man so einen in Berlin überhaupt verstehe. Özdemir will sich erkennbar entkoppeln vom seit Ampelzeiten eher schlechten Image der Bundesgrünen, Fundi-Positionen mied er in der Mühlen-Alm sorgsam. Zum Verbrenner-Aus sagte er beispielsweise: Sicherlich, es gehe für die baden-württembergische Auto-Industrie darum, „vorne mit dabei“ zu sein und nicht technologisch „hinterherzufahren“; das war ein Bekenntnis zur E-Mobilität, die sich auf dem Weltmarkt, vor allem in China, zusehends durchsetzt. Zugleich betonte Özdemir aber: Es gelte, „klar im Ziel“ zu sein - und „flexibel im Weg“. Er setze auf ein „Bündnis zwischen Politik und Wirtschaft“.
Özdemir gab sich insgesamt demonstrativ undogmatisch und lobte en passant gar Karsten Wildberger, den aus der freien Wirtschaft kommenden Digitalisierungsminister im Kabinett Merz. Nur kleine Spitzen gönnte sich der Grüne: Er habe schon mal ein „Ministerium von innen gesehen“ und eine Zeit lang „in Washington gelebt“; die diesen Sätzen beigemischte Giftdosis versteckte sich zwischen den Zeilen: Hagels vergleichsweise überschaubare bisherige Politkarriere hat sich ausschließlich recht provinziell im Ländle abgespielt.
Es wird spannend zu beobachten sein, ob Cem Özdemir diesen Kurs, sich als bodenständigen, volksnahen, staatsmännisch besonnenen Pragmatiker zu inszenieren, auch beim ZVW-Fernduell beibehalten oder in der heißen Wahlkampfphase doch auch programmatisch in die Offensive gehen wird.
Hagel: Wie wird er beim ZVW agieren?
Mit der Tatsache, dass ihn in Baden-Württemberg immer noch recht viele kaum kennen, geht Manuel Hagel, Jahrgang 1988, bislang recht entspannt um. Er antwortet gerne mit einem Bonmot von Erwin Teufel: Bekannt wirst du, wenn du am Laternenmast hängst; sprich, wenn dein Gesicht massenhaft von den Plakaten runter guckt.
Besonders öffentlichkeitswirksam agiert er bislang nicht - intern aber hat er bereits ein machtpolitisches Meisterstück vollbracht. Die Landes-CDU galt ja lange als notorisch zerstritten. Ob Stefan Mappus 2011, Guido Wolf 2016 oder Dr. Susanne Eisenmann 2021 - wer auch immer MP werden wollte, sah sich mit inneren Widerständen, Skepsis, Genörgel, Intrigen konfrontiert; und Thomas Strobl wurde erst gar nie Kandidat, weil manche Christdemokraten es als ihre vornehmste Aufgabe betrachteten, genau das zu verhindern. Hagel hingegen zog 2016, im Alter von erst 28, in den Landtag ein, wurde wenige Monate später schon Generalsekretär der Südwest-CDU und ist seit Ende 2023 sowohl Parteivorsitzender als auch Landtagsfraktionschef; wie klug muss einer hinter den Kulissen agieren, um so steil aufzusteigen, ohne dass ihn ein ständiges Begleitgrummeln zu kurz gekommener Konkurrenz umwabert? Hinter Hagel wirkt die CDU geeint wie selten.
Spannende Fragen vor seinem ZVW-Auftritt: Wird er auf eine persönliche Charme-Offensive setzen, um seinen Bekanntheitswert hochzutreiben? Wird er sich dezent von der Bundesregierung distanzieren, die ja nicht direkt glanzvoll performt? Oder die eine oder andere gezielte Attacke gegen die Grünen im Allgemeinen und Özdemir im Besonderen platzieren?



