Rems-Murr-Kreis

Nach Brand in Backnang-Maubach: Familie hat Wohnung gefunden - vorübergehend

Das Ehepaar Michael und Nadine Feist im Hof von Nadines Eltern in Waiblingen-Neustadt , 09.11.2023.
Michael und Nadine Feist sind noch schockiert über den Brand. Doch sie sind dankbar für die große Unterstützung. © Benjamin Beytekin

Michael Feist kann die zerstörte Wohnung nicht betreten. Zu tief sitzt der Schock über den Brand, der in der Nacht zum Freitag das Zuhause der noch drei- und in wenigen Monaten vierköpfigen Familie in Backnang-Maubach zerstörte. Denn von der Wohnung ist nicht viel übrig. Kinderzimmer und Büro sind zerstört, schwarz und voller Ruß, das Feuer ist sogar in die Versorgungskanäle eingedrungen, berichtet der Familienvater. Selbst der Gips von den Wänden sei teilweise verbrannt. Was überhaupt aus der Wohnung gerettet werden konnte, dem haftet ein ätzender Geruch an.

Als der Rauchmelder losging, dachte seine Frau Nadine zunächst an einen Fehlalarm, doch dann bemerkte sie das Feuer, der Akku-Staubsauger hatte beim regulären Aufladen Feuer gefangen. Zunächst versuchte Nadine Feist, selbst zu löschen, doch schnell war klar, dass das nicht möglich ist. Sie rettete sich mit dem zweieinhalbjährigen Sohn in den Garten, schloss geistesgegenwärtig zuvor noch die Schlafzimmertür und öffnete dort das Fenster, um ihren Mann zu schützen. Denn Michael Feist ist auf den Rollstuhl angewiesen. Ein Nachbar, der die Hilferufe hörte, half ihm aus dem Fenster hinaus und rettete sogar noch den Spezial-Rollstuhl aus der brennenden Wohnung.

Vorübergehende Wohnung ist gefunden

Der Schock sitzt tief bei der Familie. „Unser Sohn wacht nachts auf, ist schreckhaft geworden“, berichtet der Familienvater. Auch seiner Frau und ihm setzt die Erinnerung an das Feuer zu, sobald die Ablenkung nachlässt. Arbeiten kann er im Moment nicht, sagt Michael Feist. Zu tun gibt es dennoch mehr als genug – auch wenn das drängendste Problem gelöst ist. „Wir haben eine Wohnung gefunden, in die wir übergangsweise einziehen können“, sagt Feist. Dank der Vermittlung durch eine Bekannte aus dem Verband kleinwüchsiger Menschen hat das so schnell geklappt, dass die Familie schon an diesem Wochenende beginnen kann, den Einzug vorzubereiten. Voll möbliert, groß genug, dass Michael Feist dort auch Home-Office machen kann, und in einem guten Zustand ist dies Glück im Unglück und ein wichtiger Lichtblick für die Familie. Einige Anpassungen muss die Familie machen, weil beide Eltern kleinwüchsig sind.

Glück im Unglück hatten sie ohnehin, sagt der Familienvater. „Die Anteilnahme und Unterstützung ist riesig. Wir sind unglaublich dankbar. Noch in der Nacht hätten Nachbarn die Familie mit Decken, Schuhen und einer Kinderjacke versorgt. Für den zweieinhalbjährigen Sohn gab es unter anderem eine Duplo-Eisenbahn und Spielzeugautos, für Nadine Feist eine neue Brille umsonst beim Optiker, weil ihre im Feuer zerstört worden war. Die Mitarbeiterin einer C&A-Filiale habe der Familie ihren persönlichen Rabatt abgetreten, als sie sich mit dem Nötigsten an Kleidung neu eindeckten, erzählt der Familienvater gerührt. „Es ist unglaublich, wie sehr uns Freunde, Kollegen, Unternehmen aber auch Fremde unterstützen“, sagt Michael Feist.

Er macht sich aber auch keine Illusionen, dass noch sehr viel Arbeit auf die Familie zukommt. Die zerstörte Wohnung muss komplett renoviert, viele Dinge müssen neu angeschafft werden – und das, obwohl die Familie keine Hausratversicherung abgeschlossen hatte. Und natürlich soll auch die Wohnung, in die die Familie nun einzieht, zu „ihrer“ werden, ein echtes Zuhause eben. Denn die Familie rechnet damit, mindestens ein Jahr dort zu wohnen, bis sie in ihre eigene Wohnung zurückkehren kann, die kernsaniert werden muss.

Dennoch bleibt Michael Feist optimistisch. Das drängendste Problem sei gelöst, da die Familie eine Bleibe gefunden hat, wo sie gemeinsam wohnen kann. Bislang sind Nadine Feist und der Sohn bei ihren Eltern untergebracht, während Michael Feist vorübergehend in einem zu einem Zimmer umgebauten Büroraum eines Pflegeheims untergebracht ist, weil das Haus seiner Schwiegereltern nicht barrierefrei ist. „Das größte Problem ist gelöst und nun geht es weiter.“

Die Familie will nun auch ihren Nachbarn helfen

Und dazu gehört für die Familie Feist nicht nur die Sanierung ihrer eigenen Wohnung, die drängenden Finanzierungsfragen und die Anpassungen und Verschönerungen, die sie in ihrer vorübergehenden Wohnung machen möchten.

Vielmehr wollen die Feists auch andere Familien warnen, aufmerksam zu sein und die Sicherheit in ihren Wohnungen und Häusern zu überprüfen: „Man sollte die Gefahr eines Brands nicht unterschätzen und regelmäßig die Rauchmelder prüfen, sie können Leben retten“, sagt Michael Feist. Auch Feuerlöscher und Feuerdecken sollte jeder zu Hause haben, empfiehlt er nach dem, was seine Familie und er durchgemacht haben.

Außerdem machen sich die Feists auch Gedanken um ihre Nachbarn, die teilweise ebenfalls Hilfe brauchen. „Wir sind sehr dankbar für all die Unterstützung, die wir bereits erfahren haben und wollen jetzt auch unseren Nachbarn helfen, die ebenfalls von den Brandschäden betroffen sind.“ Außerdem plane die Familie, im Sommer ein großes Gartenfest für die Nachbarschaft, um sich für die große Unterstützung zu bedanken.

So kann man helfen

Spenden: Finanziell unterstützen kann man die Familie Feist auf Gofundme, online zu finden unter https://gofund.me/0cd380dc.

Nachbar: Die Wohnung eines Nachbarn ist ebenfalls zunächst unbewohnbar. Der junge Mann sucht deshalb nach einer vorübergehenden Unterkunft (1 bis 2 Zimmer in Winnenden, Backnang oder dazwischen mit guter ÖPNV-Anbindung: fabian.gruber33@gmail.com.

Keller gesucht: Weil durch das Löschwasser die Kellerdecken der meisten Keller saniert werden müssen, müssen die meisten Bewohner bis Montag ihre Keller leer räumen. Wer vorübergehenden Stauraum anbieten kann, kann sich bei Michael Feist melden: E-Mail an feist.mic@gmail.com oder Telefon 0172/3169932.

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