Demo gegen AfD in Stuttgart: Tausende Menschen protestieren auf dem Schlossplatz
Tausende Menschen demonstrieren am Samstagnachmittag (20.01.) auf dem Schlossplatz in Stuttgart gegen die rechtsextreme AfD. Nach unseren Schätzungen waren mindestens 20.000 Menschen vor Ort. Die Veranstalter sprechen von 50.000 Menschen. Zu der Demo mit Kundgebung vor dem Neuen Schloss hatte das Bündnis "Stuttgart gegen Rechts" aufgerufen. Sie trägt den Titel: "Alle zusammen gegen die AfD!". Die Veranstalter hatten im Vorfeld laut Stadt Stuttgart eine erwartete Teilnehmerzahl von 1.000 Menschen angegeben.
"Trotz der vielen Teilnehmenden verlief die Versammlung aus polizeilicher Sicht ohne besondere Vorkommnisse", heißt es von der Stuttgarter Polizei. Im Anschluss an die Versammlung habe sich noch ein nicht angemeldeter Aufzug, der über den Marktplatz, den Rotebühlplatz und die Theodor-Heuss-Straße wieder auf den Schlossplatz führte, formiert. "Auch er verlief ohne polizeiliche Vorkommnisse", so die Polizei.
Anlass "Correctiv"-Recherche: "Wer Menschen deportieren will, ist ein Nazi"
Anlass der Demonstration ist laut Demo-Aufruf eine Recherche von "Correctiv". Das Recherche-Netzwerk hatte über ein Geheimtreffen zwischen AfD-Politikern, Neonazis, Unternehmern und Mitgliedern der CDU-nahen "Werteunion" berichtet, bei der die millionenfache Vertreibung von Menschen nach rassistischen Kriterien diskutiert worden sein soll. "Wer Menschen deportieren will, ist und bleibt ein Nazi!", schrieb das Bündnis im Vorfeld der Demo auf seiner Website.
Es sei gut, dass so viele Menschen nun gegen die grausamen Vertreibungspläne der rechtsextremen AfD protestieren. Daran war man sich am Samstag auf der Bühne einig. Im Publikum war man sich ebenfalls weitgehend über eine Sache einig, wie Sprechchöre zeigten: „Ganz Stuttgart hasst die AfD!“
Redner Joe Bauer, Urgestein der Stuttgarter Kultur-Szene, rief „auf dem Rummelplatz der Aufrechten“ zum Zusammenhalt aller demokratischen Kräfte auf. Dass die AfD der parlamentarische Arm „des ganzen braunen Sumpfes, der sich hier ausgebreitet hat“ sei, habe die Mitte der Gesellschaft zu lange ignoriert. Nun müssten die Rechten von allen Seiten Gegenwind bekommen. „Das heißt, man muss auch mit Parteien kooperieren, die man nicht mag“, so Bauer.

„Die Geschichte hat uns gelehrt, dass der Faschismus siegt, wenn sich Antifaschist*innen nicht einig sind“, sagte er weiter. „Es ist Januar, die Zeit des Gedenkens an die Opfer des Faschismus.“ Die Gesellschaft dürfe sich „nicht einlullen lassen von denen, die die Vergangenheit Vergangenheit sein lassen wollen“, sagte Joe Bauer. „Vergangenheit vergeht nicht. Vergangenheit ist gegenwärtig.“
Wie gegenwärtig, das wurde auf der Demo sichtbar. Denn ein mahnender Spruch war besonders häufig zu lesen: „Nie wieder ist jetzt“.
Weitere Demo am Sonntag (21.01.): Ab 15 Uhr auf dem Marktplatz Stuttgart
Seit Veröffentlichung der "Correctiv"-Recherche gab es bereits Proteste in vielen deutschen Städten, an denen sich teilweise mehrere zehntausend Menschen beteiligten. In Hamburg wurde am Freitag (19.01.) eine Demo abgebrochen, weil zu viele Menschen gekommen waren – die in Medienberichten kommunizierten Zahlen schwanken zwischen 50.000 und 100.000 Menschen.
In Stuttgart soll an diesem Wochenende noch eine weitere Demonstration stattfinden, die die Recherche explizit als Anlass nennt: Auf Initiative der Jüdischen Studierendenunion Württemberg (JSUW) ist für Sonntag (21.01.) eine Demo auf dem Marktplatz angekündigt. Beginn ist um 15 Uhr. Laut Stadt werden 700 Menschen erwartet. Unterstützt wird der Protest von einem breiten Bündnis aus demokratischen Parteien, Vereinen und anderen Organisationen.