Frühlingsfest in Stuttgart: Wie läuft es mit dem neuen Mehrwegbecher-System?
In diesem Jahr gibt es auf dem Frühlingsfest in Stuttgart zum ersten Mal ein Mehrwegpfandsystem. An allen Imbiss- und Bierständen gibt es nur eine Art Becher, der überall zurückgegeben werden kann. Einwegbecher gehören der Vergangenheit an. Was sagen Besucher und Beschicker zum neuen Modell? Wir haben uns nach dem Premieren-Wochenende auf dem Wasen umgehört.
„Wir wollen einen sauberen Festplatz bekommen“, hatte Marcus Christen von der zuständigen Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart vorab betont. Die Pfandkosten pro Gefäß belaufen sich auf 2,50 Euro, die Becher gibt es in den Größen 0,3 und 0,5 Liter. Und bei den Kunden auf dem Festplatz kommt das neue Pfandsystem schon einmal gut an. „Eine super Idee“, sagt eine Frühlingsfestbesucherin aus Amerika, „dann muss ich nicht extra zurück zu dem Stand laufen, wo ich das Bier gekauft habe.“ Ähnliche Erfahrungen haben auch zwei Beschicker aus den Niederlanden gemacht: „Die Leute mögen es und es ist super einfach.“ Auch die 2,50 Euro Pfand pro Becher seien genau richtig: „Da wirft ihn niemand weg.“
Pfandsystem auf dem Frühlingsfest in Stuttgart: Wo es noch Verbesserungspotential gibt
Den nachhaltigen Ansatz, über ein Pfandsystem den Müll auf dem und rund um das Gelände zu reduzieren, finden ohnehin alle gut. Doch es gibt offensichtlich auch noch Verbesserungspotential. So sind die Wasen-Pfandgefäße nicht mit einem einheitlichen Branding versehen worden. Das sieht nicht nur mäßig gut aus, sondern öffnet auch Betrügern die Tür. So könnte man sich (kriminelle Energie vorausgesetzt) Blanko-Becher im Internet bestellen und diese dann als Pfandbecher auf dem Frühlingsfest abgeben – und die 2,50 Euro kassieren. Für die Standbetreiber ist schließlich nicht erkennbar, ob der Becher jetzt ein „offizieller“ Frühlingsfestbecher ist oder irgendein unbedruckter Rohling.
„Ein einheitliches Branding für die Mehrweg-Becher ist von unserer Seite aus für die nächsten Feste geplant“, sagt eine in.Stuttgart-Sprecherin auf Nachfrage unserer Redaktion. Beim Frühlingsfest müsse man jedoch noch mit neutral gestalteten Bechern arbeiten, „da ein Branding in der Kürze der Zeit nicht mehr möglich war“. Grund dafür sei gewesen, dass dieses Jahr besonders aufgrund der Europameisterschaft viele Dienstleister bereits ausgelastet waren.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Sache mit dem Spülen. Die Beschicker müssen die abgegebenen Pfandbecher an einer zentralen Sammelstelle auf dem Wasen abgeben. Die Becher selbst in ihren Ständen spülen dürfen sie nicht. Die Kunststoffbecher müssen laut dem Veranstalter in einer Spülstraße „hygienisch gesäubert und anschließend sehr sorgfältig getrocknet werden“. Nur so bestehe kein Risiko für Keime. „Aufgrund der hohen Anforderungen an die Reinigung können die Beschicker vor Ort das Spülen deshalb nicht übernehmen“, heißt es auf Nachfrage.
Wo die Frühlingsfest-Pfandbecher gespült werden
Die gesammelten Becher werden deshalb von der Firma Spülmeisterei in Leinfelden gereinigt, getrocknet und anschließend wieder zurück in den Kreislauf gegeben. Die anfallenden Kosten werden täglich mit den einzelnen Betreibern abgerechnet. Für die Beschicker bedeutet das einen Mehraufwand. Die schmutzigen Becher müssen schließlich jeden Tag an den Sammelpunkt gebracht und von dort die frischen mitgenommen werden. Das kostet Zeit. Auch deshalb lautet ein häufig geäußertes erstes Fazit: Das neue Pfandsystem ist gut, die Umsetzung aber noch ausbaufähig.
Immerhin zeigen sich mit Blick auf den erhofften Aspekt der Müllvermeidung schon erste Erfolge. Das berüchtigte Knirschen und Krachen, erzeugt von Hunderten in den Unterführungen und Wegen rund um das Wasen-Gelände verteilten leeren Plastikbechern, gehört der Vergangenheit an. Auch die Mülleimer an den Ein- und Ausgängen quellen nach ersten Eindrücken nicht mehr über. Ob das jetzt allerdings am neuen Pfandsystem liegt oder am bislang aufgrund der Temperaturen eher überschaubaren Betrieb auf dem Frühlingsfest werden die nächsten Tage zeigen.