Frühlingsfest Stuttgart: Rund 140 Besucherinnen nutzen Wasenboje - die Bilanz
Zum Ende des Frühlingsfests zieht die Stadt Stuttgart eine positive Bilanz zu ihrem Projekt Wasenboje. Rund 140 Besucherinnen nutzten den „Safer Space“ für Mädchen, Frauen und alle, die sich entsprechend identifizieren. Im Vergleich dazu: Auf dem Cannstatter Volksfest im vergangenen Jahr haben sich rund 50 Personen wegen Notsituationen gemeldet. Wer hat die Wasenboje auf dem diesjährigen Frühlingsfest genutzt und welche Notsituationen gab es? Eine Übersicht.
Die Abteilung für Chancengleichheit und die Kommunale Kriminalprävention der Stadt hatten die Anlaufstelle mit geschultem Personal zum zweiten Mal auf dem Festgelände angeboten. Mehr als ein Viertel der Frauen suchten die Wasenboje auf, weil sie sexuell belästigt wurden, der Verdacht auf K.O.-Tropfen bestand oder sie stark alkoholisiert waren.
Wer hat die Wasenboje auf dem Frühlingsfest genutzt?
Die Wasenboje wurde von Frauen aller Altersstufen genutzt, wobei die Mehrheit im jungen Erwachsenenalter zwischen 20 und 25 Jahre alt waren. Die meisten davon kamen aus Stuttgart und anderen Städten und Regionen Baden-Württembergs.
Mehr als ein Viertel der Klientinnen in akuter Notsituation
Mehr als ein Viertel der rund 140 Frauen, die in der Wasenboje während der Festzeit betreut wurden, befanden sich in einer akuten Notsituation. Vor allem am Abend und in der Nacht wurde der Containter der Wasenboje aufgesucht. Darunter kam es zu Fällen von sexualisierter Gewalt in Form von Belästigung, Bedrohung, Verdacht auf K.O.-Tropfen oder körperlichen Übergriffen. Andere Notsituationen waren akute psychischen Krisen, die beispielweise durch erlebte sexualisierte Gewalt in der Vergangenheit ausgelöst wurden. In anderen Fällen wurden Frauen und Mädchen durch Alkoholkonsum stark verunsichert. Mitarbeiterinnen der Wasenboje unterstützten die Frauen dann dabei, sicher nach Hause zu kommen.
Oft wurde die Anlaufstelle auch genutzt, wenn jemand seine Gruppe verloren hatte oder um das Handy aufzuladen. "Die Mädchen und Frauen konnten so ihren Heimweg sicher planen und waren für Familie und Freundinnen wieder erreichbar", heißt es in der Mitteilung der Stadt. Andere nutzten die Wasenboje als sicheren Rückzugsort und suchten das Gespräch mit den Mitarbeiterinnen. Außerdem wurden auch Pflaster und Hygieneartikel ausgegeben. Einige Mütter suchten den Schutzraum zum Stillen und Wickeln auf.
Rund die Hälfte der circa 140 Klientinnen suchten die Wasenboje selbst auf. Etwa zehn Prozent wurden von der Polizei, dem Deutschen Roten Kreuz oder vom Sicherheitspersonal der Festzelte an die Mitarbeiterinnen der Wasenboje vermittelt.
Wasenboje auf dem Frühlingsfest: Positive Bilanz zum Projekt
Barbara Straub, Leiterin der städtischen Abteilung für Chancengleichheit, sagt: „Wir haben erneut viel positive Resonanz auf die Wasenboje bekommen und sind sehr zufrieden damit, wie gut sie auch beim Frühlingsfest angenommen wurde. Die Wasenboje entwickelt sich zu einer wichtigen Anlaufstelle in der Betreuungsarbeit für Mädchen und Frauen auf dem Wasen. Die ‚Wasenboje‘ wird immer sichtbarer und sensibilisiert grundsätzlich für Sexismus und sexualisierte Gewalt auf Großveranstaltungen.“
Auch Jörg Schiebe, Leiter des Polizeireviers in Bad Cannstatt und somit auch Leiter der Wasenwache, beurteilt das Projekt „Wasenboje“ positiv: „Ich bin der Ansicht, dass die ‚Wasenboje‘ als ‚Safer Space‘ in der Betreuungsarbeit von Mädchen und Frauen auch auf dem Frühlingsfest 2024 erfolgreich und in sehr guter Abstimmung mit der Polizei tätig war. Gerade im präventiven Bereich ist die ‚Wasenboje‘ weiterhin die sinnvolle Ergänzung zu der Arbeit von Rettungsdienst und Polizei vor Ort.“
„Safer Space“ für Host City Stuttgart und Fan-Festival der UEFA Euro 2024
Die Stadt wird die Wasenboje zukünftig weiterhin auf dem Frühlingsfest und dem Cannstatter Volksfest im Herbst anbieten. Zusätzlich wird es für die Host City Stuttgart und das Fan-Festival der UEFA Euro 2024 einen „Safer Space“ geben. Bei den Frauen, die dort arbeiten, handelt es sich auch um Mitarbeiterinnen der „Wasenboje“, die zusätzlich vom Landesprogramm „nachtsam“ geschult wurden.