Polizei zu schweren Ausschreitungen in Stuttgart: "Wir waren heute der Prellbock"
Kurz nach Mitternacht hat die Polizei sich in einer Pressemitteilung am Sonntag (17.09.) ausführlich zu den Ausschreitungen beim Eritrea-Treffen vom Samstag (16.09.) geäußert, und am Sonntagnachmittag nochmal nachgelegt. Die Zahl der Polizisten, die im Einsatz verletzt wurden, stieg auf 27 an. Es gab 228 Festnahmen.
Eskalation beim Römerkastell: 27 Polizisten verletzt
Regierungsnahe Eritrea-Vereine aus Stuttgart und Umgebung hatten am Samstag eine Veranstaltung im Römerkastell ausgerichtet. Am Mittag kam es laut Polizei im Bereich der Straße Hallschlag zu heftigen Ausschreitungen. Gegner der eritreischen Militärdiktatur griffen die Veranstaltung an – mit Holzlatten, in denen teilweise Nägel steckten, Metallstangen, Steinen und Flaschen. Die Polizei habe als Reaktion Schlagstöcke und Pfefferspray eingesetzt.
27 Polizeibeamte, vier Veranstaltungsteilnehmer und zwei der Oppositionellen sind laut Polizei bei den Ausschreitungen verletzt, so die Polizei. "Darunter sieben Beamtinnen und Beamte, die aufgrund einer Verletzung ihren Dienst nicht fortsetzen konnten." Sie hätten zum Teil Prellungen am ganzen Körper sowie Fleisch- und Platzwunden davongetragen. "Dies sind typische Verletzungen, wie sie durch Schlagwerkzeuge oder Wurfgeschosse hervorgerufen werden."
Polizei im Großeinsatz: Auch Polizeipräsidium Aalen beteiligt
Mehr als 300 Polizisten seien am Ende im Einsatz gewesen: Einsatzkräfte der Polizeipräsidien Stuttgart, Aalen, Ludwigsburg und Einsatz, die Bundespolizei, Hubschrauber und die Polizei-Reiterstaffel. Auch der Rettungsdienst war vor Ort.
Gegen Ende der Veranstaltung habe man 200 Personen umschlossen und deren Personalien festgestellt, heißt es in der Pressemitteilung der Polizei. Das Gelände war dafür weiträumig abgesperrt worden, zuvor hatte die Polizei gewarnt, man solle das Gebiet meiden.
"Die wenigsten kommen aus Stuttgart": Was die Polizei über die Verdächtigen weiß
Insgesamt habe es 228 Festnahmen gegeben. Eine Person, die bereits zuvor auffällig geworden war, wurde verhaftet. "Alle Verdächtigen haben die eritreische Staatsangehörigkeit oder sind Deutsche mit eritreischen Wurzeln". so die Polizei. "Die wenigsten Verdächtigen kommen aus Stuttgart, die meisten Personen kamen aus dem Umland von Stuttgart und 63 aus der Schweiz." 227 der Verdächtigen wurden nach Abschluss der Maßnahmen auf freien Fuß gesetzt.
Man ermittle nun wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs, schweren Landfriedensbruchs, tätlichen Angriffs, Sachbeschädigung und Körperverletzung sowie gefährlicher Körperverletzung und Diebstahl. "Die Polizei Stuttgart hat zur Aufklärung der Straftaten die Ermittlungsgruppe Asmara eingerichtet."
Ausschreitungen: Polizei-Präsident und Frank Nopper äußern sich
"Wir waren heute der Prellbock für einen eritreischen Konflikt, der auf Stuttgarter Straßen mit massiver Gewalt ausgetragen wurde", sagte Polizeivizepräsident Carsten Höfler. Weder Ausmaß, noch Intensität der Gewalt habe sich im Vorfeld abgezeichnet.
Die Stadt Stuttgart will nun mit den Eritrea-Vereinen den Kontakt suchen, wie die dpa berichtet. "Wir müssen mit aller Entschiedenheit gegen die Austragung von Konflikten aus anderen Staaten auf deutschem Boden vorgehen", wird Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) zitiert. Gründe, die Veranstaltung schon im Vorfeld zu verbieten, hätte nicht vorgelegen, so die Stadt Stuttgart gegenüber der dpa.