Schlechtes Wetter, hohe Preise: Kommen trotzdem genug Besucher aufs Volksfest?
Viele Wolken, kalter Wind, immer wieder beginnt es zu regnen. Mehr als 14 Grad wird es laut Wetter-Prognosen bis Sonntag (02.10.) in Stuttgart nicht geben. Perfektes Wetter, um sich zu Hause mit einer Tasse Tee in eine dicke Decke einzumummeln. Aber auch, um auf das Cannstatter Volksfest zu gehen? Wie Schausteller und Verkäufer die ersten nasskalten Festtage auf dem Wasen erlebt haben und wie die Gäste auf die gestiegenen Preise reagieren.
Bei Kälte zieht es die Volksfest-Besucher schneller in die Festzelte
Besuch auf dem Festgelände in Bad Cannstatt um die Mittagszeit. Eine Männergruppe sitzt, die Kragen ihrer Regenjacken weit ins Gesicht gezogen, in einem der nahezu leeren Biergärten. Einige Karussels drehen mit vereinzelten Gästen ihre Runden. Der Regen hat stellenweise große Pfützen auf den Wegen zwischen den Buden hinterlassen. Sie zu umgehen, ist ein Leichtes. Besucher kommen einem kaum entgegen. "Vor 16 Uhr ist nie viel los, auch ohne Regen", verspricht ein Budenbesitzer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. "Aber ja, das Wetter ist für uns schon ziemlich ärgerlich. Wenn es kalt ist, gehen die Leute schon schneller in die Zelte."
Gutes erstes Wasen-Wochenende macht Schaustellern Hoffnung
Am Nachbarstand ist man verhalten optimistisch. Das erste Wochenende war schließlich ganz ordentlich. Abgerechnet werde aber am Ende. In zwei Wochen könne man sagen, ob sich die Anreise nach Cannstatt wirklich gelohnt habe.
Gute Laune verbreitet indes Oliver Schiedt, Inhaber des Schokofrüchtestands "La Bamba". Das Fest sei gut angelaufen, erzählt der erfahrene Wasen-Schausteller. Schiedt ist in dritter Generation auf dem Cannstatter Volksfest. 30 Jahre lang gehörte ihm der Autoscooter. Seit 2019 betreibt er den Früchtestand. "Das Wetter ist natürlich nicht optimal, aber ich bin froh, dass wir überhaupt wieder hier sind. Und die Besucher freuen sich auch." Die Coronapause sei für alle frustrierend gewesen. "Unser Leben wurde ja stillgelegt." Nun sei die Feierlaune umso größer.

Preissenkungen am Familientag und vor 18 Uhr auf dem Wasen
Von einem guten ersten Wochenende berichtet auch Larissa Schmidt. Die junge Frau sitzt, in einen warmen Fleece-Pulli gehüllt, im Kassenhäuschen des Fahrgeschäfts "Transformer". Das Karussell hinter ihr, in dem die Fahrgäste gerade über Kopf im Kreis gedreht werden, gehört ihrem Vater. Die Preise habe man ein wenig erhöhen und an die Mehrkosten anpassen müssen. "Aber wir haben versucht, die Preissteigerungen so klein wie möglich zu halten. Und es gibt ja Aktionstage, wo es noch günstiger ist". Am Familientag, der immer mittwochs stattfindet, bieten viele Schausteller und Wirte ermäßigte Preise an. Ein Schnäppchen machen kann man zudem, wenn man noch vor 18 Uhr ins Karussell einsteigt. Viele Betreiber erhöhen zum Abend hin die Preise. Das sei aber nicht wegen des Besucheraufkommens, sondern wegen des Energieverbrauchs, zum Beispiel durch Lichteffekte. "Zum vollen Fahrgefühl gehören die dazu", findet Schmidt. Der "Transformer" startet auch, wenn es regnet. Bei starkem Regen könne es vielleicht etwas unangenehm werden. "Aber ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es im Regen auch Spaß macht", sagt Schmidt.

Fahrgeschäfte schließen auch bei Regen nicht
Wenn es von oben nass wird, muss auch die Attraktion "The King" nicht schließen. "Der Regen hält die Leute auch nicht vom Fahren ab", versichert der Mann aus dem Kassenhäuschen. Diese Erfahrung macht auch Thomas Blum, Inhaber des Fahrgeschäfts "Shake". Seit 17 Jahren kommt Blum mit dem Karussell zum Frühlingsfest und Volksfest auf den Wasen. "Es gibt Leute, die wenn es regnet heimrennen, aber hier ist das nicht der Fall", erklärt Blum. Die Preise mussten nach der Corona-Pause um einen Euro erhöht werden. Energie und Personal seien teurer geworden, "und auch der Dieselpreis für den Transport". Gäste kosten wird ihn das aber wohl nicht. "Die Leute haben sich an die Preise gewöhnt. Alles ist teurer geworden".

Andere Erfahrungen hat da Tatiana Sessa gemacht. Die 27-Jährige steht im Biergarten "Zum alten Bauer" hinter dem Tresen. "Manche Kunden meckern selbst wegen dem Pfand. Zwei Euro sind ihnen zu viel, obwohl sie es ja zurückbekommen", berichtet Sessa. Seit 2017 ist sie auf dem Wasen dabei. Nach ihrem Empfinden war "vor Corona viel mehr los, auch unter der Woche". Der Samstag sei gut gewesen, aber jetzt passiere wenig. "Nach Corona haben viele Leute einfach kein Geld mehr", mutmaßt sie. "Die Preise, das Wetter, das hängt alles zusammen."

Sessa wünscht sich die Normalität zurück. "Ich würde gerne mehr schaffen, als rumzustehen". Das kalte Wetter mache auch ihr selbst zu schaffen. Immerhin bleibt sie hinter dem Tresen trocken. Auch für die Gäste gibt es, wie bei vielen anderen Biergärten, Sitzplätze im Trockenen. Jetzt müssen sie nur noch zahlreich kommen.