Anschuldigungen gegen Sven Mislintat: Ajax untersucht den Sosa-Transfer vom VfB
Sven Mislintat steht bei Ajax Amsterdam in der Kritik. Seit Tagen wird nach dem schlechten Saisonstart des niederländischen Rekordmeisters die Transferstrategie des Ex-VfB-Sportdirektors öffentlich hinterfragt. Nun kommen noch schwere Vorwürfe hinzu: Ajax hat eine interne Untersuchung gegen Mislintat wegen des Sosa-Transfers vom VfB Stuttgart eingeleitet. Der Club will den 50-Jährigen wohl loswerden. Was steckt dahinter?
Hinweis der Redaktion: Inzwischen hat auch der VfB Stuttgart eine Untersuchung gegen den Ex-Sportdirektor eingeleitet. Hier geht es zum Text.
Sosa-Transfer vom VfB Stuttgart zu Ajax: Krummer Deal von Sven Mislintat?
Der Sportdirektor hat momentan wahrlich keinen guten Stand in den Niederlanden. Drei ehemaligen Ajax-Profis, darunter Rafael van der Vaart, schossen öffentlich gegen den 50-Jährigen. "Dieser Mislintat muss weg", so der Tenor der Aussagen. Doch dass der Club selbst nun Ermittlungen gegen seinen eigenen Sportdirektor eingeleitet hat, hebt den "Fall Mislintat" auf eine neue Stufe.
Konkret geht es um den Transfer von Borna Sosa. Erst am letzten Tag der Transferperiode, also am 1. September, hatte sich Ajax Amsterdam die Dienste des VfB-Linksverteidigers gesichert. Der Transfer hatte damals schon ein "Gschmäckle". Schließlich arbeitete Mislintat zuvor knapp dreieinhalb Jahre in Stuttgart und fischte im Transfer-Becken seines alten Arbeitgebers.
Doch nun kommen schwere Vorwürfe dazu. Es soll einen Interessenskonflikt bei dem Transfer gegeben haben, wie die niederländische Rundfunkanstalt NOS und der kicker berichten. Es geht dabei um das von Sven Mislintat im Jahr 2016 gegründete Fußballdaten-Analyse-Unternehmen "Matchmetrics GmbH". Mislintat besitzt an dieser Firma Anteile von 35 Prozent. Die Firma "AKA Global GmbH", eine Spieleragentur von Arthur Beck und Kerim Cerit, hat 3,16 Prozent an der Datenanalyse-Firma inne.
Ajax leitet Untersuchung ein: Gab es einen Interessenskonflikt?
Und hier kommt der Knackpunkt: Borna Sosa, dessen Wechsel zu Ajax Sven Mislintat eingefädelt hatte, steht bei genau dieser "AKA Global GmbH" unter Vertrag. Rund acht Millionen Euro flossen in diesem Zuge an den VfB - und auch die Spieleragentur sahnte bei dem Transfer ab.
Dass Mislintat an der "Matchmetrics GmbH" Anteile besitzt, wusste sein Arbeitgeber aus Amsterdam. Von einer AKA-Beteiligung wusste Ajax allerdings nicht. Der Club teilte auf Nachfrage der niederländischen Rundfunkanstalt "NOS" mit, dass er eine interne Untersuchung wegen eines Interessenkonflikts einleiten werde. Hat Mislintat womöglich durch die AKA-Beteiligung an der Datenanalyse-Firma von dem Sosa-Transfer profitiert? Das sind Fragen, die Ajax klären will.
Bis die Untersuchung abgeschlossen ist, gilt selbstredend die Unschuldsvermutung für AKA und Sven Mislintat. Fakt ist auch, dass geschäftliche Beziehungen zwischen Clubangestellten und Spielerberatern grundsätzlich nicht verboten sind. Aus Ajax-Sicht verstößt der Sosa-Deal trotzdem gegen die clubinternen Corporate-Governance-Erklärung.
Die Lage von Sven Mislintat verschärft sich also weiter. Erst die harsche Kritik der Ex-Profis, nun die interne Untersuchung seines Arbeitgebers. Zumal laut dem kicker aus den Niederlanden zu hören ist, dass der Club einen Weg sucht, den 50-Jährigen loszuwerden. Die Tage von Mislintat beim niederländischen Rekordmeister scheinen also gezählt.