VfB Stuttgart

Deniz Undav kommt: Für die große Liebe geht der VfB ein kalkuliertes Risiko ein

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Der VfB Stuttgart hat Deniz Undav am Freitag fest verpflichtet. © VfB Stuttgart

Es war ein zähes Ringen, aber am Ende gab es doch ein Happy End für die Fans des VfB Stuttgart und Deniz Undav - den neuen, alten Angreifer der Schwaben. Am Freitag (09.08.) wurde der Transfer offiziell verkündet, nach einer Leihe in der vergangenen Saison darf der 28-Jährige nun auch weiter im Trikot mit dem roten Brustring auf Torejagd gehen. Der Klub streckt sich für die Verpflichtung wie noch nie in seiner Historie, bekommt dafür aber seinen absoluten Wunschstürmer.

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"Wirtschaftlich führt uns dieser Transfer in eine neue Dimension, dennoch investieren wir dabei in Qualität, die sich bereits bewährt hat", betont Sportvorstand und Verhandlungsführer Fabian Wohlgemuth. Undav sei jemand, "der als Typ begeistert, der für das soziale Gefüge der Gruppe wichtig ist. Sportlich und außersportlich hat ihn das schnell bei uns zur Identifikationsfigur werden lassen." 

Nach "langen und anspruchsvollen Verhandlungen" habe man jetzt eine vertragliche Grundlage geschaffen, "um langfristig mit Deniz planen zu können". Bis 2027 hat der Nationalstürmer unterschrieben, mit über vier Millionen Euro Jahresgehalt gehört er künftig zu den Top-Verdienern beim VfB. 

Warum der Undav-Deal für den VfB ein bemerkenswerter ist

Der 30-Millionen-Deal, der in Summe über die Vertragslaufzeit aufgrund von Bonuszahlungen auf über 50 Millionen Euro anwachsen kann, ist bemerkenswert für einen Traditionsverein, der in den letzten acht Jahren zweimal abgestiegen ist und der in Folge der Corona-Krise noch im letzten Jahr finanziell schwer angeschlagen war. Doch offensichtlich rüsten sich die Stuttgarter für den nächsten Schritt. Mittelfristig soll eine Platzierung im oberen Tabellendrittel schließlich nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel sein. Und wer oben mitmischen will, muss auch gewisse Risiken eingehen. Grundregel eins der Branche: Ohne Kohle geht heutzutage nix.

Das hat der VfB in diesem Sommer getan. 30 Millionen Euro Ablöse für Deniz Undav, dazu 23 Millionen Euro für Ermedin Demirovic sowie weitere fünf Millionen Euro (Jamie Leweling), vier Millionen Euro (Jeff Chabot), drei Millionen Euro (Anthony Rouault), zwei Millionen Euro (Leonidas Stergiou) und eine Millionen Euro (Ramon Hendricks) hat Fabian Wohlgemuth in diesem Transfersommer bereits investieren dürfen – und ein neuer Innenverteidiger wird derzeit noch gesucht. Dem gegenüber stehen die Abgänge von Serhou Guirassy (18 Millionen Euro), Waldemar Anton (22,5 Millionen Euro/beide Dortmund) und Hiroki Ito (23,5 Millionen Euro/FC Bayern). Eine fulminante Wechselphase. Und ein kalkuliertes Wagnis.

In Stuttgart wird derzeit versucht, den kometenhaften Aufstieg der Mannschaft unter Trainer Sebastian Hoeneß mit einem soliden Fundament zu unterfüttern. Weshalb der Undav-Transfer auch eine immense Signalwirkung hat. Nach innen und nach außen. Dem Team (und den Stuttgarter Sponsoren) wird signalisiert: Hier entsteht etwas auf und neben dem Rasen. Und den Konkurrenten zeigen die Weiß-Roten: Wir sind wieder wer, beziehungsweise auf dem besten Weg, an glorreiche Zeiten anzuknüpfen. Schließlich hätten die Kontrollgremien am Wasen der millionenschweren Transferoffensive nicht ihren Segen gegeben, wenn das muntere Geldausgeben nicht solide durchdacht und abgesichert ist.

Wohlgemuth und Wehrle haben gezeigt, was sie können

Das ist zumindest die Hoffnung der Fans, die in der Vergangenheit schon viel zu oft erlebt haben, dass der alte Spruch, dass im Erfolg die größten Fehler gemacht werden, gerade im roten Clubhaus an der Mercedesstraße ein ums andere Mal eindrucksvoll bewiesen wurde. Das soll nun Geschichte sein. Die handelnden Führungskräfte Wohlgemuth und CEO Alexander Wehrle haben bereits gezeigt, was sie können. Wohlgemuth in seinem Fachgebiet Kaderplanung und Wehrle mit Blick auf die Entwicklung des Gesamtvereins. Porsche ist als Investor eingestiegen, wenn auch mit einigen Nebenkriegsschauplätzen. Dazu kam unlängst die LBBW-Bank. Die Zeiten, als grundsolide schwäbische Unternehmen nur müde lächelten, wenn VfB-Vertreter mit dem Ansinnen einer Partnerschaft auf der Matte standen, sind ganz offensichtlich vorbei.

Und nicht zuletzt dürfte auch ein im Kessel inzwischen zu einer kleinen Berühmtheit avancierte Döner-Laden rosigen Zeiten entgegenblicken. Seinem Lieblings-Team vom Kebaphaus am Feuersee dürfte Nationalstürmer Undav schließlich bald wieder regelmäßig einen Besuch abstatten. Die Beziehung zwischen dem 28 Jahre alten Deutsch-Türken und dem schwäbischen Anhang war von Anfang an eine besondere. Mit seiner im besten Wortsinn unangepassten Art und seinen fußballerischen Qualitäten hat das gebürtige Nordlicht die Herzen des Stuttgarter Anhangs im Sturm erobert. "Deniz hat in seinem ersten Jahr in Stuttgart Außergewöhnliches geleistet", sagt Fabian Wohlgemuth. 

Das Undav-Bekenntnis: "Ich liebe den Klub und alle lieben mich hier"

Unlängst hat Undav diese im Profifußball beileibe nicht alltägliche Zusammenarbeit noch einmal auf den Punkt gebracht: "Ich liebe den Klub und alle lieben mich hier." Dass der VfB nun alles getan hat, um seine große Liebe fest an sich zu binden, dürfte dieses Band noch einmal gestärkt haben.  

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