Der große Kampf des VfB gegen Dortmund: Ein Wendepunkt im Abstiegskampf
Es war ein Spektakel mit Happy End für den VfB Stuttgart: In Unterzahl haben sich die Schwaben am Samstag (15.04.) in der siebten Minute der Nachspielzeit ein 3:3 (0:2) gegen Borussia Dortmund erkämpft und Neu-Trainer Sebastian Hoeneß ein mehr als gelungenes Heimdebüt beschert. Über ein denkwürdiges Duell, das für die Stuttgarter zum Wendepunkt im Abstiegskampf werden könnte.
Beim VfB ist der Glaube an die Rettung endgültig zurück
Der Kontrast zum letzten Heimspiel hätte größer nicht sein können. Vor drei Wochen spielte der VfB eine trostlose Partie gegen den VfL Wolfsburg - 0:1. Anschließend kippte die Stimmung in der Mercedes-Benz-Arena. Die Unterstützung der Cannstatter Kurve für die kommenden Aufgaben im Kampf um den Klassenerhalt schien verspielt.
Inzwischen sitzt Sebastian Hoeneß als Nachfolger für den erfolglosen Bruno Labbadia auf der Stuttgarter Trainerbank. Und nach Siegen im Pokal gegen den Zweitligisten Nürnberg (1:0) und im Kellerduell beim VfL Bochum (3:2) war das gute Gefühl zurück im Schwabenland. Nach dem spektakulären 3:3 gegen den BVB ist der Glaube an die Rettung nun endgültig wieder da.
Auch Sebastian Hoeneß musste nach den turbulenten 97 Minuten erste einmal tief durchschnaufen. Während sein Gegenüber Edin Terzic mit leeren Augen auf dem Podium für die obligatorische Nachbesprechung saß, nahm Hoeneß erst einmal einen Schluck Wasser. „Wow“, sagte er dann, „was für ein Spiel. Es ist nicht möglich, das alles hier wiederzugeben.“
Das alles bedeutet in diesem Fall ein mitunter vogelwildes Bundesliga-Duell mit insgesamt sechs Toren, sieben Gelben Karten, einem Platzverweis für die Hausherren und zwei Treffern in der Nachspielzeit. Kurzum: Mal wieder der absolute Wahnsinn am Wasen.
BVB-Trainer Edin Terzic rang nach dem Spiel um Worte
„Was soll man zum Spiel sagen“, stammelte Gästetrainer Terzic: „Es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden. Es ist viel zu viel Wut und Enttäuschung dabei, um eine klare Analyse zu geben.“ Was dann folgte war angesichts der angekündigten Sprachlosigkeit eine mehr als eindrucksvolle Zustandsbeschreibung seiner Mannschaft - und ihrer vermeintlichen Unfähigkeit, ernsthaft um Titel zu spielen.
„Es gibt Gründe, warum wir es nicht geschafft haben in den letzten zehn Jahren, ganz oben zu stehen“, spannte er auf der Pressekonferenz nach dem Spiel den ganz großen Bogen vom achten und bislang letzten Meistertitel des BVB 2012 bis heute. „Es gibt Gründe, wieso ich in den letzten Wochen häufiger dafür kritisiert wurde, dass wir sehr demütig mit dieser Situation umgehen, in der wir sind“, erklärte er.
„Es war alles vorbereitet, um hier mit drei Punkten nach Hause zu fahren“, brachte Terzic noch hervor. Und auch Sebastian Hoeneß ergänzte: „Mit der Gelb-Roten Karte sah es mal kurz aussichtslos aus.“ Ein Mann weniger auf dem Feld, dazu ein 0:2-Rückstand. Das Spiel schien nach 45 Minuten entschieden. Nahm dann allerdings einen denkwürdigen Verlauf gekrönt von einer Achterbahnfahrt der Gefühle in der Nachspielzeit.
Dabei brachte der Anschlusstreffer des eingewechselten Tanguy Coulibaly (78.) eine neue Dynamik in die Partie. „Da hat sich das Momentum verschoben“, sagte Hoeneß. Der BVB verlor nun endgültig die Disziplin in seinem Ballbesitzspiel und die zehn Stuttgarter machten sich sprungbereit für das große Finish ihres noch viel größeren Kampfes.
Joker Silas wird in Spielminute 97 zum Matchwinner
Als Josha Vagnoman nach einer Ecke das 2:2 erzielte (84.), bebte die Stuttgarter Arena ein erstes Mal auf. Als dann jedoch in der Nachspielzeit der ebenfalls eingewechselte Giovanni Reyna das 3:2 für den BVB erzielte (90.+2), war die Partie vermeintlich zum zweiten Mal entschieden. Doch der VfB erholte sich auch von diesem Nackenschlag und Joker Silas brachte das Stadion in Spielminute 97 erneut zum Explodieren.
„Wir haben gesehen, was möglich sein kann, wenn wir dran glauben“, fasste Sebastian Hoeneß anschließend zusammen. Die Energie aus diesem denkwürdigen Nachmittag will er nun für die nächsten Spiele kanalisieren. „Das wird jetzt die Kunst sein“, so Hoeneß, „die Situation jetzt birgt Chancen und Risiken.“
Schon im Training am Sonntag will er „eine Gier in den Augen“ seiner Spieler sehen: „Damit wir direkt nachlegen können in Augsburg.“ Zum Wendepunkt im Abstiegskampf taugt das BVB-Spiel allemal.