Der Reifeprozess des VfB Stuttgart: Wie die Schwaben weiter die Liga verblüffen
Der VfB Stuttgart verblüfft weiter die Bundesliga. Nach dem 2:1-Sieg bei Eintracht Frankfurt am Samstagabend (25.11.) schwärmte der gegnerische Trainer Dino Toppmöller: „Der beste Gegner, auf den wir in dieser Saison bis jetzt getroffen sind.“ In Hessen überzeugten die Schwaben dabei einmal mehr im Stil einer Spitzenmannschaft: Mit Effizienz. Aber auch mit Leidensfähigkeit.
„Ein gutes Gefühl, dass wir auch solche Spiele gewinnen können“
Die benötigte das Team von Chefcoach Sebastian Hoeneß vor allem in der zweiten Halbzeit. Dort verpasste es seine Elf, sich und den mitgereisten rund 6000 Fans durch ein weiteres Tor eine deutlich entspanntere Schlussphase zu bescheren. Doch der VfB brachte seinen knappen Vorsprung letztlich über die Zeit. Auch das ein Qualitätsmerkmal. „Es ist ein gutes Gefühl, dass wir auch solche Spiele gewinnen können“, meinte anschließend der starke Außenbahnspieler Maximilian Mittelstädt, der an beiden Stuttgarter Toren maßgeblichen Anteil hatte.
Das 1:0 nach 58 Sekunden leitete der Sommer-Neuzugang von der Berliner Hertha mit einer tollen Ballbehauptung ein, das 2:1 in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit legte er mit einer butterweichen Flanke auf. Beide Male war Deniz Undav der Nutznießer. „Besser kann es nicht laufen“, freute sich der Doppelpacker, während Eintracht-Trainer Toppmöller einräumen musste: „Es geht gegen eine Spitzenmannschaft, die brauchen nicht viel. Die kamen zweimal vors Tor und zweimal hat es gescheppert.“
Spitzenmannschaft VfB Stuttgart. Was vor einem halben Jahr noch wie ein schlechter Scherz klang (und auch einer war), scheint allmählich Realität zu werden. Auch wenn die Verantwortlichen weiter gebetsmühlenartig auf das Ziel, „eine sorgenfreie Saison“ spielen zu wollen, verweisen. Lange dürfte das jedenfalls nicht mehr dauern.
„An den Zustand kann man sich gewöhnen“
Nach zwölf Spieltagen hat der VfB bereits 27 Punkte auf dem Konto. 20 Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz (aktuell Mainz 05) und bereits neun Punkte auf den Siebtplatzierten aus Frankfurt. Eine offizielle Kurskorrektur mit Blick auf die weitere Saison gibt es nicht. Zumindest noch nicht. Immerhin ließ sich Sportdirektor Fabian Wohlgemuth entlocken: „An den Zustand kann man sich gewöhnen“. Und die Fans stimmten in den letzten Spielminuten im ausverkauften Deutsche-Bank-Park schon einmal einen „Stuttgart-international“-Gesang an. Wie sich die Zeiten ändern können.
Deniz Undav: Stürmer mit dem Bauchgefühl für die Brennpunkte
Dass der VfB aktuell weiter auf Wolke sieben durch die Saison schweben darf, liegt zum einen an einem engagierten Defensivvortrag sowie einer funktionierenden Mittelfeldzentrale. Zu großen Teile aber natürlich an einem Torjäger-Duo, das sie in dieser Form am Neckar schon lange nicht mehr hatten.
Gemeinsam kommen Serhou Guirassy (15 Tore) und Deniz Undav (7) bereits auf 22 Treffer. „Das ist enorm“, sagte Sebastian Hoeneß nach dem neunten Sieg im zwölften Saisonspiel. Derweil bescheinigte Kaderplaner Wohlgemuth dem zweifachen Torschützen Undav „ein Bauchgefühl für die Brennpunkte“. Und der Mann mit dem ganz ausgezeichneten Torriecher meinte: „Heute war nicht unser bestes Spiel, aber wir haben Mentalität gezeigt.“
Wohin der Weg des VfB in dieser Spielzeit noch führen wird? Aktuell nicht seriös zu prognostizieren. Tief in den Tabellenkeller jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit nicht. Vor der Winterpause warten jetzt noch ein paar dicke Brocken auf das Überraschungsteam der Liga. Gegen die Bayern und Leverkusen wird sich dann zeigen, wie weit fortgeschritten der Reifeprozess des Teams schon ist.
Ernst nehmen sollten die Münchner und die Werkself diesen so stabilen Trupp aus Bad Cannstatt auf jeden Fall. Die Bodenhaftung werden sie in Stuttgart nicht verlieren. Und bereit für den nächsten großen Sprung scheinen sie auch.