Der VfB stemmt sich, Kane trifft dreifach: Warum der Südgipfel so klar endete
Stuttgart. Der VfB Stuttgart wollte dem FC Bayern München die erste Niederlage der Saison zufügen – vor eigenem Publikum, mit Mut, Tempo und fünf frischen Kräften. Was folgte, war ein Nachmittag, der zeigte, wie gnadenlos die Bayern sind, sobald Harry Kane einen Fuß auf den Rasen setzt. Unser Spielbericht zur 0:5-Klatsche der Schwaben.
Der Ansatz von VfB-Trainer Sebastian Hoeneß war ein überaus mutiger. Fünf Wechsel für ein Spiel gegen den Tabellenführer – in Stuttgart kann das als Wagnis gelten, zumal Chabot und Assignon zuletzt gesetzt waren und auch im Mittelfeldzentrum nichts dem Zufall überlassen wird, wenn der FC Bayern kommt. Aber Hoeneß mischte durch: Nübel, Al-Dakhil, Vagnoman, Nartey und Andrés für Bredlow, Jeltsch, Chabot, Assignon und Karazor. Es war der Versuch, dem Rekordmeister mit Frische und Tempo zu begegnen. Die Bayern wiederum rotierten durch eine Woche im Drei-Tage-Takt mit Champions League am Dienstag: Urbig für Neuer, dazu Kim, Bischof, Goretzka, Guerreiro und Jackson in der Startelf. Sechs Wechsel, die aber nie wie eine Schwächung wirkten.
Ein intensiver Beginn – und ein frühes Problem für den VfB
Der Spieltag begann für die Stuttgarter mit einem Geräusch, das man in solchen Spielen nicht hören will: der Schiedsrichterpfiff zur Gelben Karte. Al-Dakhil, taktisches Foul nach zwei Minuten, und der Innenverteidiger wirkte auch danach nicht frei. Ein Beinahe-Ballverlust gegen Jackson – Nervosität, die sich auf die Mannschaft legte. Die Bayern kamen wuchtig, präsent, in einer fast mannschaftsweiten Mannorientierung, die dem VfB die Luft abschnürte.
Und doch hätte die Partie eine frühe Stuttgarter Wendung nehmen können, als Kimmich einmal quer spielte, Mittelstädt abzog – knapp vorbei (9.). Es war ein kurzer Moment der Hoffnung in einer Phase, in der die Bayern sehr konsequent waren. Das 0:1 fiel nach einem Muster, das dem VfB wehtat: langer Ball von Urbig, Laimer durfte einleiten und vollenden, mit der Hacke, technisch fein, aber vor allem ungehemmt. Leweling und Mittelstädt sahen aus wie Zuschauer – und der VfB wie eine Mannschaft, die noch nicht im Spiel ist.
Der VfB findet hinein – und wird doch zurückgeworfen
Der VfB kämpfte sich hinein, Nartey probierte es aus spitzem Winkel (17.), die Stuttgarter liefen, schoben, lösten sich immer häufiger aus dem Münchner Zugriff. Die Bayern reagierten – wie Spitzenmannschaften reagieren: einen halben Gang zurück. Das Spiel kippte nicht, aber es wurde ausgeglichener. Dann flog ein harmloser Olise-Schuss Nübel durch die Hände (34.) – Glück, dass der Ball vorbei trudelte. Kurz darauf traf Jackson Stiller mit dem Ellbogen, der Spielmacher musste behandelt werden, biss sich aber zurück (37.).
Als Nartey in der 40. Minute Khannouss’ Freistoß einköpfte, war das der Moment, in dem das Spiel hätte eine andere Geschichte erzählen können. Aber diese Geschichte wurde in Köln gelöscht: knapp Abseits. Es blieb beim Münchner 1:0, und wie schmal der Grat war, zeigte die Nachspielzeit: Andrés aus 15 Metern – vorbei. Halbzeitfazit: fünf Gelbe Karten, viel Wucht, viel Reibung. Der VfB erst überwältigt, dann ebenbürtig. Und doch zur Pause hinten.
Harry Kane kommt – und das Spiel kippt endgültig
Nach der Pause blieb es intensiv, aber der Rhythmus gehörte jetzt wieder den Bayern. Und als Kompany nach einer Stunde Harry Kane und Lennart Karl brachte, Pavlovic dazu für Goretzka, war das ein Signal: jetzt soll der Deckel drauf. Beim VfB kam Führich für den starken Nartey. Sechs Minuten später zeigte Kane, warum jeder seiner Schritte ein Risiko ist. Aus 25 Metern, 128 km/h – ein Schuss, der das Spiel einfriert: 0:2 (66.). Der VfB brach noch nicht ein, aber er kam auch nicht mehr heran. Ein weiterer Kane-Abschluss, pariert von Nübel, der nun viel zu tun hatte (75.). Dann die Entscheidung, endgültig und unnötig hart: Stanisic mit einem Schuss, Nübel lässt ihn durch die Hände rutschen – 0:3 (78.). Und als Assignon kurze Zeit später auf der Linie mit der Hand blockte, flog er vom Platz. Kane trat zum Strafstoß an. Kane traf. 0:4 (81.). Ach ja: In der 88. Minute besorgte Kane noch den fünften Treffer des Tages. Ein Stürmer wie eine Naturgewalt.
Der VfB spielte mutig, phasenweise ordentlich, und war doch gegen eine Bayern-Mannschaft chancenlos, die immer dann anzog, wenn es notwendig wurde. Entscheidend waren nicht die fünf Wechsel des VfB, sondern der Spieler, den die Bayern nach einer Stunde brachten – und der das Spiel mit zwei Aktionen entschied: Harry Kane.
VfB Stuttgart - Bayern München 0:5 (0:1)
VfB Stuttgart: Nübel - Vagnoman (74. Assignon), Al-Dakhil, Hendriks, Mittelstädt - Nartey (61. Führich), Andrés, Stiller - El Khannouss (74. Tiago Tomás), Leweling (89. Karazor) - Undav (89. Jeltsch)
FC Bayern München: Urbig - Laimer, Upamecano (83. H. Ito), Kim, Bischof (46. Stanisic) - Kimmich, Goretzka (61. Pavlovic) - Olise, Guerreiro (61. Karl), Luis Díaz - Jackson (60. Kane)
Schiedsrichter: Tobias Stieler (Offenbach)
Zuschauer: 60.000 (ausverkauft)
Tore: 0:1 Laimer (11.), 0:2 Kane (66.), 0:3 Stanisic (78.), 0:4 Kane (82./Handelfmeter), 0:5 Kane (88.)
Gelbe Karten: Al-Dakhil (1), Leweling (3) / Bischof (2), Upamecano (3), Goretzka (4), Luis Díaz (5)
Rote Karten: Assignon (81./Handspiel)





