VfB Stuttgart

Der VfB verliert bei RB Leipzig: Was den Unterschied im Topspiel gemacht hat

Fussball  RB Leipzig  vs. VfB Stuttgart
VfB-Keeper Alexander Nübel zeigte in Leipzig lange eine starke Leistung – bis ein folgenschwerer Fehlpass in der Nachspielzeit zum 3:1-Endstand führte. © Hansjürgen Britsch

Leipzig. Das Topspiel in Leipzig hat gehalten, was es versprochen hatte – Tempo, Technik, Taktik, Tore. Zwei Teams, die Fußball spielen wollen. Der VfB Stuttgart verlor am Ende mit 1:3 bei RB Leipzig – und trotzdem blieb das Gefühl, dass nur Kleinigkeiten fehlten, um dieses Kräftemessen in eine andere Richtung zu lenken. Unsere Analyse zum unterhaltsamen Bundesliga-Nachmittag in der RB-Arena.

Es war ein Duell zweier Mannschaften, die sich nichts schenkten, aber viel zutrauten. Stuttgart kam mit breiter Brust, nach fünf Liga-Siegen in Serie, Leipzig mit der Chance auf den besten Saisonstart der Klubgeschichte. Und tatsächlich: RB schrieb Rekordgeschichte. Nach dem 0:6 zum Auftakt in München folgten sieben Siege und ein Remis aus den letzten acht Bundesliga-Spielen – 22 Punkte, mehr als jemals zuvor nach neun Spieltagen. Trainer Ole Werner grinste nach dem Spiel zufrieden: „Wir haben uns nicht locken lassen. Da muss man auch mal Phasen aushalten – und dann wieder die Tiefe finden. Das ist uns gut gelungen.“

Für einen Moment schien für den VfB alles wieder möglich.

Diese Geduld war am Ende der Unterschied. Leipzig lauerte, Stuttgart spielte. Der VfB hatte mehr Ballbesitz, mehr Struktur, mehr Idee – aber Leipzig war in den entscheidenden Momenten da. Bis kurz vor der Pause war das Spiel offen. Der VfB presste hoch, verschob kompakt, zeigte Passsicherheit und Mut. Chris Führich interpretierte seine Rolle zentraler, Atakan Karazor räumte im Mittelfeld ab, und Alexander Nübel strahlte Ruhe aus. Dann kam die 45. Minute – und der Bruch. Diomande, der beste Mann auf dem Platz, zog über links, flankte scharf, Chabot fälschte unglücklich ins eigene Tor ab. 0:1 – und zum ersten Mal verlor Stuttgart die Kontrolle.

Nach der Pause wurde es kurz wild. Leipzig nutzte die Unsicherheit eiskalt: Wieder Diomande, wieder zu viel Platz, wieder zu wenig Zugriff – 0:2. Der 18-Jährige traf mit seinem schwachen linken Fuß. Und doch: Der VfB reagierte. Hoeneß brachte Nartey und Tiago Tomas, und Letzterer verkürzte prompt nach einem langen Ball von Jaquez auf 1:2. Der Anschluss war verdient, die Stimmung im Gästeblock unter den 5000 mitgereisten Fans elektrisiert. Für einen Moment schien alles wieder möglich.

Dann kam die Schlussphase – und mit ihr das bittere Ende. In der ersten Minute der Nachspielzeit unterlief ausgerechnet Alexander Nübel, bis dahin der beste Stuttgarter, ein grober Patzer. Ein Fehlpass direkt in die Füße von Romulo, der eiskalt zum 3:1 einschob. Der Fehler entschied das Spiel – und nahm dem Abend seine Balance. „Es war ein brutales, sehr schnelles Spiel“, sagte Nübel nach dem Schlusspfiff am Sky-Mikrofon. „Am Ende ist es natürlich bitter, dass das Spiel so entschieden wird. Aber es war ein Duell auf hohem Niveau – das hat Spaß gemacht.“

VfB-Sportvorstand Wohlgemuth: „Wir fahren mit erhobenem Haupt nach Hause“

Stuttgarts Sportvorstand Fabian Wohlgemuth war trotz der Niederlage zufrieden mit der Leistung des Teams: „Wir haben einen mutigen, engagierten Auftritt unserer Mannschaft gesehen. Wir haben viel investiert, uns an keiner Stelle versteckt. Der Sieg der Leipziger war dennoch nicht unverdient, auch weil sie die klareren Chancen hatten.“ Es sei insgesamt eine Leistung gewesen, „die uns nach vorne blicken lässt und nicht entmutigt. Wir fahren mit erhobenem Haupt nach Hause.“

Der Unterschied liegt im letzten Drittel

Leipzig gewann, weil es präziser war. Stuttgart verlor, weil es nur fast präzise war. Die Schwaben spielten vielversprechend nach vorne, doch im entscheidenden Moment fehlte der letzte Pass, der letzte Lauf, die letzte Überzeugung. Führich fand kaum Räume, Undav hing zwischen den Linien, Mittelstädt versuchte es aus der Distanz. Was blieb, war das alte Problem: gute Anlage, wenig Ertrag. Leipzig dagegen nutzte seine Momente mit brutaler Effizienz. Diomande war der Spieler des Abends – schnell, dribbelstark, torgefährlich. Die Stuttgarter Defensive bekam ihn nie ganz zu fassen, weder Hendriks noch Mittelstädt fanden das richtige Mittel.

Trotz allem: Der VfB bleibt auf Kurs. Das Spiel in Leipzig zeigte, dass die Mannschaft auch gegen Topgegner bestehen kann. Sie war nicht chancenlos, sie war beteiligt. Und sie bleibt in Reichweite der oberen Tabellenplätze. Für den VfB geht es ohne große Pause weiter. Am Donnerstag (21 Uhr) steht in der Europa League das Heimspiel gegen Feyenoord Rotterdam an – das zweite internationale Kräftemessen in der MHP-Arena. Drei Tage später folgt das Bundesliga-Spiel gegen Augsburg, erneut zu Hause. Zwei Partien noch, ehe die nächste Länderspielpause beginnt – und zwei Gelegenheiten, zu zeigen, dass Leipzig ein Stolperstein war, kein Rückfall.

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