Der Woltemade-Poker: Warum eine schnelle Einigung vorerst nicht in Sicht ist
Stuttgart. Nick Woltemade ist nach einer bewegenden Saison erst einmal abgetaucht. Trotzdem vergeht kaum ein Tag ohne eine Schlagzeile über den Senkrechtstarter. Verlässt er den VfB Stuttgart schon in diesem Sommer? Wenn ja, wie viel wird der stark interessierte deutsche Fußball-Rekordmeister FC Bayern München zahlen (müssen)? Und: Wie geht es weiter, sollten die Schwaben ihrem Angreifer einen Wechsel zum Branchenprimus verwehren?
Zum Start der Woche läutete der VfB mit ersten Leistungstests die Vorbereitung ein - natürlich ohne Woltemade. Nach seinen Auftritten in der Nations League und bei der U21-Europameisterschaft darf sich der 23-Jährige noch etwas länger erholen. Erst zum Trainingslager am 28. Juli wird er zurückerwartet, hieß es von Vereinsseite. Zudem fehlten zum Auftakt auch die Nationalmannschaftskollegen Maximilian Mittelstädt, Deniz Undav und Alexander Nübel sowie der bosnische Auswahlspieler Ermedin Demirovic.
Bringt die Musiala-Verletzung Bewegung im Wechselpoker?
Obwohl Woltemade nach seiner Dauerpräsenz bei der U21-EM in der Slowakei aktuell nicht in der Öffentlichkeit auftritt, ist der Trubel um seine Person gewaltig. Zumal der Wechselpoker nach der schweren Verletzung von Jamal Musiala und dem Aus des FC Bayern München bei der Club-Weltmeisterschaft nun noch mehr Fahrt aufnehmen dürfte.
Rekordnationalspieler Lothar Matthäus bekräftigte seinen Standpunkt, wonach die Bayern beim Werben um den Torjäger «All in gehen» und ihn «sofort holen» müssten. Die hohe Ablöseforderung dürfe kein Hindernis sein, sagte Matthäus in einem Interview bei RTL/ntv.
Die Bayern-Verantwortlichen und allen voran Ehrenpräsident Uli Hoeneß machen indes keinen Hehl aus ihrem Faible für den 1,98 Meter großen Schlaks, der sich dank einer herausragenden Rückrunde für die Nationalmannschaft empfohlen hat und nach seinem Debüt unter Bundestrainer Julian Nagelsmann auch bei der U21-EM groß aufspielte.
Hoeneß sieht Woltemade bei den Bayern
«Ich halte ihn für einen sehr, sehr guten Spieler, der prima zu uns passen würde», sagte Hoeneß kürzlich. «Ich würde es sehr begrüßen, wenn das dieses Jahr klappt – und wenn nicht, dann nächstes Jahr.» Das Vorgehen der Münchner darf als ungewöhnlich offensiv verstanden werden. Woltemade hat sich bislang noch nicht zu dem Bayern-Interesse geäußert. Am Tag vor dem gegen England verlorenen EM-Endspiel, als der Hype so richtig losgegangen war, war der Stürmer Nachfragen ausgewichen.
Bayern und der VfB liegen bei Ablösesumme weit auseinander
Bis 30. Juni 2028 steht Woltemade beim DFB-Pokalsieger noch unter Vertrag. Seinen Wechselwunsch soll er den VfB-Verantwortlichen aber längst mitgeteilt haben. Der Knackpunkt: Beide Clubs liegen bei der Ablösesumme deutlich auseinander. Während die Bayern Medienberichten zufolge nicht mehr als 50 Millionen Euro zahlen wollen, sollen die VfB-Verantwortlichen erst bei rund 80 Millionen Euro gesprächsbereit sein - wenn überhaupt.
Konkrete Verhandlungen haben nach dpa-Informationen noch nicht stattgefunden. «Transferperioden sind mehr und mehr zum Teil des Unterhaltungsprogramms geworden», sagte Stuttgarts Sportvorstand Fabian Wohlgemuth dem «Kicker». Vor dem offiziellen Trainingsauftakt am Mittwoch (09.07.) vor 1.000 VfB-Fans werde es jedenfalls keine weiteren Einblicke geben, hieß es. «Wir verhandeln nicht öffentlich und geben nur Fakten nach außen», so Wohlgemuth weiter.
Die Woltemade-Beraterseite hält sich bedeckt
Auch die Beraterseite des umworbenen Woltemade hält nichts davon, Wasserstandsmeldungen an die Öffentlichkeit weiterzutragen. Dies sei nicht die Aufgabe der Agentur, hieß es auf dpa-Anfrage. «Wir kommunizieren mit den Vereinen direkt und es ist nicht unser Verständnis oder unser Stil, uns extern mehr als notwendig zu äußern.»
Dennoch: Sowohl die Bayern als auch Woltemade hoffen auf eine schnelle Einigung. Diese scheint jedoch vorerst nicht in Sicht. Denn beim VfB ist der Shootingstar fest eingeplant.