VfB Stuttgart

Die Kehrseite der Fabel-Saison: Droht dem VfB im EM-Sommer der Ausverkauf?

Kopie von Waldemar Anton
Kapitän Waldemar Anton ist ein wichtiger Teil des Stuttgarter Aufschwungs. Wird er den Verein in diesem Sommer trotzdem verlassen? © Danny Galm

Hinter dem VfB Stuttgart liegt eine märchenhafte Spielzeit. Vizemeister, Champions League und Supercup – die Schwaben spielten die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte. Doch nun droht der Ausverkauf. Viele Fans fürchten sich vor einem ungewissen Transfer-Sommer, der eine für den Traditionsverein ungemütliche Eigendynamik entwickeln könnte. 

Der Erfolg hat bekanntlich auch seine Schattenseiten. Und diesen unschönen Teil bekommt der VfB Stuttgart aktuell mit voller Wucht zu spüren. Es ist die Kehrseite der Fabel-Saison. Nach einer Spielzeit, die in Platz zwei und der Vizemeisterschaft endete, rücken die Schwaben zurück ins Rampenlicht – und damit auch die VfB-Profis. Gleich mehrere Spieler wecken auf dem Transfermarkt Begehrlichkeiten. So droht dem Club aus Bad Cannstatt ein Szenario, das alle Beteiligten verhindern wollten: der Ausverkauf.

VfB-Verteidiger Ito ist schon weg - und weitere Abgänge drohen

Hiroki Ito ist schon weg. Der Japaner spielt ab der kommenden Saison beim FC Bayern. 28 Millionen Euro lässt sich der Rekordmeister die Dienste des Linksfußes kosten. Geld, das der VfB gut gebrauchen kann - doch mindestens genauso schwer wiegt der Qualitätsverlust: Mit dem 25-Jährigen verlieren die Schwaben ihren Mr. Zuverlässig. Trotzdem könnte der Ito-Abgang vom starken VfB-Kollektiv aufgefangen werden. Das Problem ist nur: Es drohen weitere Abgänge.

Itos Nebenmann Waldemar Anton ist ebenfalls begehrt. Sowohl der BVB als auch Bayer Leverkusen wollen den Innenverteidiger verpflichten. So soll sich Meister-Coach Xabi Alonso bereits persönlich beim Nationalverteidiger gemeldet haben, um den Stuttgarter Abwehrchef von einem Wechsel unters Bayerkreuz zu überzeugen. Zumal beim vom Chemie- und Pharmakonzern alimentierten Klub auch ein üppigeres Gehalt winken soll – von doppelten Bezügen ist die Rede. Eine Ausstiegsklausel - wie bei Ito - soll es auch in Antons Arbeitspapier geben. Eine Entscheidung ist jedoch noch nicht gefallen. Der Abgang des Kapitäns ist aber keineswegs ein unrealistisches Szenario. 

Was wird aus VfB-Rekordtorjäger Serhou Guirassy?

Mit diesem aus VfB-Sicht verheerenden Signal könnte der Spielführer eine Kettenreaktion in Gang setzen. Denn: Auch Serhou Guirassy könnte den VfB verlassen. Der Angreifer will laut den Ruhr Nachrichten wohl zu Borussia Dortmund wechseln. Der Stürmer werde sich „zu 90 Prozent“ dem BVB anschließen, will die Tageszeitung aus dem Umfeld des Angreifers erfahren haben. Wie bei Anton ist aber auch hier das letzte Wort noch nicht gesprochen. 

Guirassy könnte bei den Schwarz-Gelben dauerhaft um die Meisterschaft und die Champions League mitspielen. Dazu kommt Handgeld im zweistelligen Millionenbereich und ein verdreifachtes Gehalt – warum sollte der Stürmer in Stuttgart bleiben, wenn die anderen Leistungsträger auch gehen? Zumal auch Guirassy eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag hat und der neue BVB-Kaderplaner und Ex-VfB-Sportdirektor Sven Mislintat den Torjäger wohl unbedingt in Dortmund sehen will. 

Daher wird auch Chris Führich ganz genau beobachten, was während des EM-Sommers bei seinem Verein passiert. Und haben wir schon erwähnt, dass auch Führich den VfB via Ausstiegsklausel verlassen kann? Der Flügelspieler verweilt wie Anton, Mittelstädt und Undav mit der DFB-Auswahl bei der EM und steht wohl beim FC Bayern auf dem Zettel. Der 27-Jährige wird sich fragen: Soll ich mich zum VfB bekennen, obwohl das Risiko eines Ausverkaufs besteht?

Komplizierte Verhandlungen mit Brighton über Undav-Transfer

Dasselbe gilt für Deniz Undav: Soll der Angreifer nicht doch lieber zu Brighton mit Neu-Trainer Fabian Hürzeler (davor St. Pauli) zurückkehren? Oder gar zu einem größeren Club mit mehr Gehalt wechseln? Die Verhandlungen mit dem Premiere-League-Klub gestalten sich jedenfalls überaus kompliziert. Eine schnelle Einigung ist aktuell nicht in Sicht. Und das obwohl Undav seinen Wunsch, auch in der neuen Saison das Trikot mit dem roten Brustring tragen zu wollen, mehrfach und vehement hinterlegt hat. Beim VfB Stuttgart könnte sich eine Eigendynamik entwickeln, die die Verantwortlichen im roten Clubhaus unbedingt verhindern wollten. So könnte ein Stein den anderen ins Rollen bringen. Hat Hiroki Ito den Auftakt gemacht – und folgt jetzt eine Stammkraft nach der anderen?

Auf VfB-Kaderplaner Wohlgemuth warten intensive Wochen

Auf Fabian Wohlgemuth warten in jedem Fall harte, vor allen Dingen arbeitsreiche, Wochen. Der Kaderplaner wird viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, um seine Leistungsträger an Bord zu halten. Parallel muss er diverse Pläne B, C und D entwickeln und griffbereit in der Schublade haben. Für den Fall der Fälle. Fest steht angesichts all der Klauseln, Unklarheiten, Verhandlungen, den vielen Fragezeichen und Konjunktiven eigentlich nur eine Sache: Der Transfer-Sommer dürfte für die Stuttgarter Fans zu einer zähen Angelegenheit werden.

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