Die Stuttgarter Stehaufmännchen: Was das 3:3 in Dortmund über den VfB aussagt
Dortmund. Ein Topspiel, das in Stille beginnt und in einem Chaos der Emotionen endet: Der VfB Stuttgart dreht in Dortmund ein 0:2 zum 2:2, kassiert kurz vor Schluss das 2:3 – und rettet sich in der Nachspielzeit durch Deniz Undav doch noch zu einem wilden 3:3. Ein Spektakel, das alles über diesen VfB verrät: Mut, Klasse – und ein Instinkt-Fußballer vom Allerfeinsten. Unsere Analyse zum Spiel.
Wie stark ist dieser VfB Stuttgart wirklich? Das war eine der großen Fragen vor dem Anpfiff. Vermutlich bleibt man nach dem Spektakel vom Samstagnachmittag bei der nüchternen Antwort: Er steht genau da, wo er hingehört – in der Spitzengruppe, aber nicht an der absoluten Spitze. Ein Blick auf die Niederlage beim Spitzenreiter RB Leipzig und auf das wilde 3:3 beim BVB macht das exemplarisch deutlich. Zwei Spiele, die zeigen: Dieser VfB kann große Spiele gestalten – und trotzdem in entscheidenden Momenten wackeln.
Die Bilanz von VfB-Coach Hoeneß gegen Dortmund bleibt makellos
Hoeneß’ Bilanz gegen Dortmund bleibt makellos: sechs Pflichtspiele als Chef, vier Siege, zwei Remis. Zahlen, die Respekt abverlangen – und trotzdem nur einen Teil der Geschichte erzählen. Denn ein 3:3 ist weit mehr als ein Punkt in der Tabelle: Beide Teams stehen nach elf Spieltagen bei 22 Punkten, Stuttgart auf Rang fünf, Dortmund auf drei. Statistiken lügen nicht, sie zeigen nur nicht die Dramatik.
Die ersten zwölf Minuten im Westfalenstadion – völlige Stille. Beide Kurven verweigern den Support, Protest gegen personalisierte Tickets und verschärfte Stadionverbote. Und während die Fans schweigen, spricht der VfB auf dem Platz: 70 Prozent Ballbesitz, klare Struktur, ein Zentrum um Stiller und Chema Andrés, das wie aus einem Guss wirkt. Die Dreierkette hinten wirkt sattelfest, Leweling links, Assignon rechts – Dortmund findet zunächst keine Antwort.
Dann bricht die Stille, die Kurven explodieren, das Topspiel beginnt. Stuttgart bestimmt den Rhythmus, doch das letzte Drittel will zunächst nicht gelingen. Typisch Dortmund unter Kovac: unaufgeregt, diszipliniert, maximal effizient. Die Effizienz zeigt sich schnell: Elfmeter Emre Can, 1:0; Abstauber Beier, 2:0. Pausenstand. Der VfB spielt mutig, beharrlich – und liegt trotzdem hinten.
VfB-Stürmer Deniz Undav – der Instinkt-Fußballer
Die zweite Hälfte beginnt wie ein Paukenschlag. Mittelstädt flankt, Anton legt ab, Undav schlenzt den Ball ins Tor – 1:2. Kurz darauf Abseits gegen Guirassy, doch das Spiel öffnet sich. Stiller bringt eine Ecke – Mittelstädt verlängert, Undav steht im Fünfer, 2:2. Stuttgart dreht die Partie, Dortmund wankt, die Moral der Schwaben glänzt.
Undav wird zur alles entscheidenden Figur: Dreifacher Torschütze, Instinktfußballer, Momente-Schöpfer. VfB-Sportvorstand Fabian Wohlgemuth: „Absolute Werbung für den Fußball. Deniz war an vier Toren beteiligt – drei hat er selbst geschossen und den Elfmeter verursacht.“ Auch Hoeneß ist voll des Lobes: „Herausragend. Von null auf hundert. Heute gab es keinen anderen Spieler des Spiels.“ Regisseur Angelo Stiller: „Zwischen Kreisklasse und Weltklasse, er darf sich feiern lassen.“ Verteidiger Finn Jeltsch: „Ein geiler Typ, einfach top.“
Der BVB zwischen Frust und Anerkennung
Niko Kovac war derweil sichtlich angefressen: „Wir haben zwei Punkte verschenkt.“ Ebenso BVB-Kapitän Emre Can: „Ein 2:0 müssen wir nach Hause bringen.“ Dortmund-Angreifer Maximilian Beier: „Die Stimmung ist am Boden.“ Kovac zeigt aber auch Respekt: „Der VfB ist eine richtig klasse Mannschaft, Kompliment an Sebastian und sein Team.“
Am Ende steht ein 3:3, das alles zeigt: Stuttgart ist in der Spitzengruppe angekommen, kann Rückstände drehen, große Spiele gestalten – und besitzt Spieler wie Undav, die das Geschehen im Alleingang kippen können. Defensive Schwächen bleiben, aber Moral, Mut und Klasse sind unübersehbar. Ein Punkt? Fast egal. Die Botschaft ist klar: Der VfB muss sich in dieser Liga nicht verstecken – er mischt weiter oben mit.




