VfB Stuttgart

Eine Frage der Effizienz: Was dem VfB beim 2:3 gegen Hoffenheim gefehlt hat

Fußball VfB Stuttgart vs. TSG 1899 Hoffenheim
Der Höhenflug des VfB hat vorläufig ein Ende gefunden. Die Verantwortlichen und die Spieler können die Lage aber einschätzen und hoffen am Dienstag im Pokal gegen Union Berlin auf eine Reaktion. © Pressefoto Baumann

Quasi alle relevanten Statistiken, die ein Fußballspiel mittlerweile so produzieren kann, sprachen an diesem mitunter spektakulären Samstagnachmittag (28.10.) für den VfB Stuttgart: 74 Prozent Ballbesitz, 6:0 Ecken, 701 Zuspiele bei einer fulminanten Passquote von 89 Prozent – die Partie gegen die TSG Hoffenheim ging dennoch verloren. Weil die letztlich einzig entscheidenden Daten in dieser Sportart immer noch oben auf der Anzeigetafel stehen. Und da leuchtete für die Badener nach 96 unterhaltsamen Minuten eine Drei und für die Schwaben eine Zwei – die erste Bundesliga-Heimpleite unter Trainer Sebastian Hoeneß. Wie die Stuttgarter mit diesem Rückschlag umgehen wollen und warum die Siegesserie der Schwaben gerissen ist.

Der VfB und die theoretische Frage: Was hätte Guirassy gemacht?

Wie viele Tore wären Serhou Guirassy, der aufgrund einer Oberschenkel-Verletzung wohl bis Mitte November ausfallen wird, wohl an diesem Spieltag geglückt? Eine theoretische Frage, die sich vermutlich dennoch zahlreiche Fans in der mit 53.200 Zuschauern voll besetzten MHP-Arena gestellt haben. Zum Beispiel als Guirassy-Vertreter Deniz Undav freistehend den bärenstarken TSG-Keeper Oliver Baumann anschoss (6.). Oder als er vom Elfmeterpunkt erneut in Baumann seinen Meister fand (30.). Oder als Silas an Baumann scheiterte (80.). Oder als Anton an Baumann scheiterte (90.+4). Ganz klar: Der „Man of the Match“ trug an diesem Spieltag schwarz-gelbe Torwarthandschuhe und ein hellblaues Trikot.

Die immense Aufgabe, den 14-Tore-in-acht-Spielen-Mann zu ersetzen, hatte der 27 Jahre alte Undav dabei keineswegs schlecht ausgeführt. „Ein Tor, ein Assist und zweimal Pfosten – torgefährlich war er“, meinte sein Trainer anschließend. Er habe dennoch auch Szenen gesehen, „die man hätte besser lösen können.“ Was allerdings auch über die Stuttgarter Konterabsicherung gesagt werden muss. Die war in der Anfangsphase gleich zweimal nicht stabil und ermöglichte den vor allem auf Konter fokussierten Gästen aus dem Kraichgau eine relativ entspannte und frühe Zwei-Tore-Führung.

„Unsere Konteraktionen sind uns sehr gut gelungen“, befand TSG-Coach Pellegrino Matarazzo, „das war auch Teil des Plans.“ Im Fußball gehe es eben am Ende um Tore und um Effizienz, ergänzte Hoeneß: „Und da war Hoffenheim heute besser.“ VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth sprach von der „Eiseskälte“ der TSG: „Sie haben das Maximum rausgeholt“. Was nicht ganz stimmt. Sieben Mal schossen die Kraichgauer schließlich auf den Kasten von Stuttgarts Schlussmann Alexander Nübel. Zum Vergleich: Der VfB feuerte 23 Schüsse ab.

Guirassy-Erstz Undav geht hart mit sich ins Gericht

Deniz Undav, dem allein die Statistiker sechs Abschlüsse zuschreiben, ging nach seiner Startelf-Premiere hart mit sich in Gericht – und das, obwohl nach seinem sechsten Bundesliga-Spiel vier Treffer und zwei Assists zu Buche stehen: „Wir waren ganz klar besser heute, hätten das Spiel gewinnen müssen. Und ein entscheidender Faktor war ich.“ Womöglich habe dem Ersatz für Guirassy „ein bisschen die Lockerheit gefehlt“, meinte Fabian Wohlgemuth: „Er hatte sich sehr viel vorgenommen.“ Vielleicht zu viel? Auch das bleibt im Nachgang an die erste VfB-Heimpleite der laufenden Saison eine theoretische Überlegung.

Viel Zeit zum Ärgern und Analysieren bleibt ohnehin nicht. Bereits am Dienstagabend (31.10.) geht es in der zweiten DFB-Pokalrunde gegen Union Berlin. Die haben am Samstag beim 0:2 gegen Werder Bremen die zehnte Pflichtspielniederlage in Folge kassiert. Der Druck auf den „Eisernen“ aus Köpenick dürfte also immens sein. Und beim VfB hoffen sie, mit einem Erfolg im Pokal schnell wieder in die Erfolgsspur einzubiegen. Das nächste Spiel, so Sebastian Hoeneß, sei letztlich die beste Möglichkeit, „um einen Rückschlag zu verarbeiten.“