Furioses 5:2 gegen Leipzig: Die Rückkehr der Leichtigkeit beim VfB Stuttgart
Die Leichtigkeit und das Lächeln sind wieder zurück beim VfB Stuttgart – und auch die Energie auf dem Platz. Der mitunter spektakuläre Erfolg der Schwaben gegen RB Leipzig war eine starke Reaktion auf die zuletzt durchwachsenen Auftritte in Gladbach und Bochum. Dabei zeigte das Team von Sebastian Hoeneß einmal mehr eine wertvolle Eigenschaft: Lernfähigkeit.
Warum VfB-Coach Hoeneß besonders stolz ist auf sein Team
In den letzten Augenblicken war die Luft raus, die umkämpfte Partie beim Spielstand von 5:2 längst entschieden. Die Nachspielzeit von fünf Minuten ließ Schiedsrichter Sven Jablonski dennoch bis zur letzten Sekunde laufen. Deutsche Gründlichkeit eben. Der VfB demonstrierte also seine Ballsicherheit, RB Leipzig war bedient und hatte längst jeden Spaß am Spiel verloren und das Publikum quittierte jeden gelungenen Pass mit einem höhnischen Johlen. Dann war Schluss. Und die VfB-Profis durften endlich ihre wohlverdiente Ehrenrunde in der Arena drehen. Beklatscht von 50.000 frenetischen Fans. „Nach all der Scheiße, geht’s auf die Reise. Stuttgarter international!“
„Ich bin extrem stolz auf die junge Mannschaft, die mit dieser anspruchsvollen Situation überragend umgegangen ist“, sagte Hoeneß mit Blick auf die Niederlagen im Ruhrstadion (0:1) und im Borussia-Park (1:3) sowie das Fehlen einiger Leistungsträger – allen voran Top-Stürmer Serhou Guirassy. Seine Elf hat ganz offensichtlich die richtigen Lehren aus dem holprigen Start in 2024 gezogen. Vor allem in puncto Chancenauswertung, Schärfe in den Zweikämpfen und Genauigkeit im Passspiel zeigte die Lernkurve nach oben. Einen „großen Unterschied“ zum Bochum-Spiel attestierte auch Sportdirektor Fabian Wohlgemuth.
Überragt wurde der energiegeladene Auftritt der Stuttgarter von Stürmer Deniz Undav, der den ersten Bundesliga-Dreierpack seiner Karriere erzielte. Mit einem schelmischen Grinsen und dem Spielball unter dem Arm schlenderte er anschließend durch die Katakomben der MHP-Arena. „Er ist ein Instinktfußballer, der bestimmte Situationen erahnt, die manche so nicht antizipieren. Wir sind froh, dass wir ihn haben“, meinte Sebastian Hoeneß.
Das waren die spielentscheidenden Momente beim VfB-Sieg gegen Leipzig
Der Dreierpacker widmete seine Saisontore zehn, elf und zwölf derweil seiner Frau Tanja, die nicht ganz fit auf der heimischen Couch geblieben war. Von dort aus sah sie den vielleicht entscheidenden Moment des Spiels kurz nach dem Wiederanpfiff der Partie, als Jamie Leweling sein erstes Tor im VfB-Dress erzielte. „Das 3:1 direkt nach der Pause war natürlich wahnsinnig wichtig, direkt wieder die Energie zu spüren“, sagte Sebastian Hoeneß.
Um das „Kampfspiel“ (O-Ton Wohlgemuth) endgültig auf ihre Seite zu ziehen, war für die Hausherren letztlich auch das 4:2 durch Undav von entscheidender Bedeutung. Das fiel quasi im direkten Gegenzug auf den Anschlusstreffer der Sachsen und war nebenbei ein echter Wirkungstreffer. Von da an war klar: Der VfB macht heute ernst. Und RB kann dem an diesem Spieltag nix entgegensetzen.
„Heute haben wir unsere Chancen effektiv genutzt – das war der Schlüssel“, lobte daher Alexander Nübel nach dem Schlusspfiff. Der Schlussmann der Schwaben hatte zuvor einen überraschend geruhsamen Nachmittag verleben dürfen. Das lag zum einen an der stabilen Defensive um Kapitän Waldemar Anton, zum anderen aber auch an der ungewöhnlich harmlosen RB-Offensive. „Insgesamt verteidigen wir im Moment zu schlecht. Und heute haben wir dazu auch nicht gut angegriffen“, ärgerte sich Leipzig-Coach Marco Rose über den in allen Bereichen schwachen Vortrag seiner Spieler bei der dritten Pleite in Serie: „Diesen Rucksack müssen wir jetzt schultern.“
VfB-Sportchef Wohlgemuth lobt: „Das war eine eindrucksvolle Leistung“
Der VfB wiederum hat sich nach dem schludrigen Jahresauftakt eindrucksvoll im Jahr 2024 angemeldet. Mit nun 37 Punkten rangiert der Fast-Absteiger aus den beiden Vorjahren auch weiterhin in der Spitzengruppe der Liga. „Das war eine eindrucksvolle Leistung“, zeigte sich Kaderplaner Wohlgemuth zufrieden. Selbst das Fehlen von Mittelfeld-Abräumer Atakan Karazor (5. Gelbe Karte) fiel nicht weiter ins Gewicht. Vor allem, weil sein Vertreter Enzo Millot auf der Doppelsechs an der Seite von Taktgeber Angelo Stiller überzeugte. Und zudem das 1:0 vom Elfmeterpunkt erzielte. „Er hat Zweikämpfe geführt wie ein Innenverteidiger“, schmunzelte Fabian Wohlgemuth. Auch beim Sportchef ist das Lächeln wieder zurück.