Guirassy, der Große: So hat sich der VfB-Stürmer zum König von Cannstatt gekrönt
Der VfB Stuttgart wird nach dem überzeugenden Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt in der kommenden Saison in jedem Fall europäisch spielen. Und aktuell spricht eigentlich alles dafür, dass dann in der MHP-Arena auch die Champions-League-Hymne ertönen wird. Großen Anteil daran hat Top-Angreifer Serhou Guirassy, der sich mit seinem Rekordtreffer endgültig zum König von Cannstatt gekrönt hat. Nun will das Team seinem King auch die größtmögliche Bühne ermöglichen.
Das hätte den schönen Nebeneffekt, dass die Rückkehr der Stuttgarter in die Königsklasse auch die Chancen auf den Verbleib des Ausnahmestürmers erhöhen dürfte. „Es gab schon zwei Wechselperioden, in der er uns hätte verlassen können. Er ist beide Male geblieben“, sagte Kaderplaner Fabian Wohlgemuth nach dem 20. Sieg im 29. Saisonspiel: „Und wenn wir denn die Champions League erreichen, vielleicht überlegt er dann noch einmal.“ Hintergrund: Guirassy besitzt eine Ausstiegsklausel und könnte den Verein im Sommer für eine festgeschriebene Ablösesumme verlassen.
Guirassy, der Große: Trainer Hoeneß gehen die Superlative aus
Derweil gehen Trainer Sebastian Hoeneß mit Blick auf seinen Stürmer „ein Stück weit die Superlative aus“. Er habe nicht nur die 25 Tore gemacht, „sondern zehn Mal auch das 1:0. Und jeder weiß, wie wichtig es ist, das erste Tor zu machen. Er ist ein großartiger Spieler und Typ.“ Guirassy, der Große.
Sein Treffer bei seiner Krönungsmesse gegen die Hessen, mit dem er den früheren Nationalstürmer Mario Gomez und dessen Bestmarke (24) aus der Saison 2008/2009 übertrumpfte, war dabei ein klassischer Guirassy. Schnörkellos, eiskalt, mit viel Wucht und Überzeugung. Genauso hatten auch seine zehn Nebenleute agiert und die Frankfurter in der frisch renovierten MHP-Arena phasenweise vorgeführt. 3:0 nach 37 Minuten, noch Fragen? „Wir haben das Spiel in der ersten Hälfte gewonnen. Wir haben gut gespielt, waren scharf“, befand Hoeneß im Nachgang.
Das vermutlich spielstärkste Team in der langen VfB-Historie
Dabei kann der Chefcoach durchweg für sich in Anspruch nehmen, das vermutlich spielstärkste Team in der langen VfB-Historie geformt zu haben. Man sollte zwar nie den Fehler machen und erfolgreiche Fußballmannschaften aus der Vergangenheit mit aktuellen Highperformern vergleichen. Schließlich hat sich auch das Spiel gewandelt. Aber mit Blick auf die derzeitige von Hoeneß an den Rand der Perfektion abgestimmte Elf drängt sich diese These fast schon auf. Was der Hoeneß-VfB Woche für Woche auf den Rasen bringt, ist schlichtweg beeindruckend.
Das war auch einmal mehr die Kulisse im altehrwürdigen Stadion, das pünktlich zur EM (und zur Rückkehr der Schwaben ins internationale Geschäft) auf Vordermann gebracht wurde. „Es ist außergewöhnlich. Zur Stadion-Eröffnung qualifizieren wir uns zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder für einen internationalen Wettbewerb“, sagte Sportdirektor und lobte noch die Entschlossenheit, Präzision und Spielkontrolle der Weiß-Roten: „Diese Mannschaft braucht keine Erklärung, keine Zielstellung, um auch beim nächsten Spiel mit viel Gier das Spiel gewinnen zu wollen.“
Torschütze Deniz Undav, der gemeinsam mit Guirassy das torgefährlichste Duo in ganz Europa bildet, brachte es in der für ihn typischen Art auf den Punkt: „Wir haben einfach Bock auf Fußballspielen. Wir haben alle Spaß. Wenn du vor solchen Fans gewinnst, macht es umso mehr Bock.“ Lust auf mehr hat natürlich auch der völlig euphorisierte Anhang, der noch bis tief in die fast schon sommerliche Cannstatter Nacht feierte. Und von den kommenden Europa-Abenteuern mit dem frischgekürten König samt Hofstaat träumen darf.