Letzte Chance Pokalfinale? Was der VfB aus dem 4:4 gegen Union Berlin mitnimmt
Berlin. Der VfB Stuttgart und Union Berlin haben sich am Samstagabend (19.04.) in die Geschichtsbücher eingetragen: Noch nie fielen in einem Bundesliga-Spiel acht Tore vor der Pause. Beim 4:4 gelang das beiden Teams, an der Alten Försterei bot sich den Fans ein wahres Spektakel. Der Punkt nutzt dem VfB allerdings wenig, der Abstand auf die CL- und EL-Plätze ist weiter gewachsen. Was also fangen die Schwaben mit dem Remis an? Deniz Undav jedenfalls legte den Finger in die Wunde.
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Ballbesitz, Torschüsse, Passquote: VfB in (fast) allen Kategorien besser
Es war ein 4:4 der besonderen Art: Acht Tore in der einen, null Tore in der anderen Halbzeit. Nach Traumtoren und Abwehrfehlern geizten die beiden Teams in den zweiten 45 Minuten mit Torraumszenen. Während die Unioner Beton anrührten, kamen die Schwaben trotz 74 Prozent Ballbesitz und 822 gespielten Pässen zu keiner großen Torchance mehr. Was zur Frage führt: Welche Halbzeitansprachen richteten die beiden Trainer an ihre Teams?
„Ich habe die Jungs einerseits ermutigt, so weiterzuspielen wie bisher“, erklärte Sebastian Hoeneß auf der Pressekonferenz. Denn: Nach 0:2-Rückstand so ins Spiel zurückzukehren, sei eine „großartige Reaktion“ der Mannschaft gewesen. „Aber ich habe auch den Appell an die Mannschaft gerichtet, dass wir uns körperlich anders wehren müssen in manchen Situationen.“ Gefühlt jeder Standard in den ersten 45 Minuten wurde brandgefährlich, alleine drei Tore resultierten aus ruhenden Bällen des Heimteams. Die VfB-Abwehr sah in diesen Szenen alles andere als gut aus.
VfB gegen Union: Warum in der zweiten Halbzeit nichts mehr passierte
Steffen Baumgart machte es gewohnt kurz und knackig. Auf die Frage, was er zu seinem Team in der Halbzeit gesagt habe, antwortete der Union-Trainer: „Das war schon ein geiles Fußballspiel, aber es wäre schön, wenn es nicht mehr so geil wäre in der zweiten Halbzeit.“ Die Ansage schien gefruchtet zu haben, denn: In der zweiten Halbzeit traf das Prädikat „nicht mehr so geil“ durchaus zu.
Union verteidigte abgezockt und wollte offensichtlich kein Gegentor mehr bekommen, dem VfB fehlte die Schärfe und Genauigkeit im letzten Drittel. Kaum verwunderlich, betrachtet man die aktuelle Gemengelage der beiden Teams: Union Berlin konnte durch den Punktgewinn den Klassenerhalt eintüten, der VfB kann mit dem Pokalsieg eine schwierige Bundesliga-Saison doch noch retten - und hat diesen Gedanken offenbar auch im Kopf.
Warum Deniz Undav die Standardschwäche des VfB Stuttgart kritisiert
Was Deniz Undav nach dem Spiel nicht daran hinderte, den Finger in die Wunde zu legen. Den Stürmer, der in der Liga nach drei Monaten mal wieder ein Tor erzielen konnte, nervte sich vor allem über die Standard-Gegentore. Die Entstehung des 4:4 kurz vor der Pause ärgerte den Nationalspieler: „Wir müssen in solchen Situationen männlicher verteidigen und schlauer spielen. Wir machen ein dummes Foul, das darf nicht passieren.“ In der Folge lasse sein Team zwei Gegenspieler im Strafraum allein zum Kopfball gehen - „das müssen wir besser verteidigen.“
Somit steht der VfB Stuttgart vier Spieltage vor Saisonende mit 41 Punkten auf Rang elf im Niemandsland der Tabelle. Acht Punkte sind es auf einen Champions-League-Platz, sieben auf die Europa League. Dass der VfB die Qualifikation fürs internationale Geschäft noch über die Liga packt, ist eher unwahrscheinlich. Das weiß auch Deniz Undav: „Solange wir eine kleine Chance haben, werden wir es versuchen. Aber natürlich wissen wir, dass es schwer wird.“ Zwar will die Bundesliga in Stuttgart niemand abschenken, es sind noch vier Partien zu spielen. Aber: Die Fans stimmen sich bereits jetzt auf das Pokalfinale ein.
Das Pokalfinale vor Augen: Die Rettung einer schwierigen Saison?
„Das hört und sieht man, die Fans sind euphorisiert, sagte Deniz Undav zur Choreo der VfB-Fans in Berlin. „Die Fans wissen, dass es nicht die beste Saison von uns war. Es lief vieles gegen uns und wir haben vieles selbst zu verschulden. Aber wir wissen, dass wir durch den Pokalsieg vieles retten können. Das wird nach der Bundesliga das Ziel sein.“ Für den VfB kann es bei noch vier verbleibenden Spieltagen nur zwei Ziele geben: In der Bundesliga die Mini-Chance auf die direkte Europa-Qualifikation noch zu nutzen - und durch möglichst viele Siege mit dem bestmöglichen Gefühl am 24. Mai nach Berlin zu fahren.