Magische Nacht in Stuttgart: So hat der VfB den Einzug ins Pokalfinale gefeiert
Stuttgart. Um 22.39 Uhr kannte der Jubel in Bad Cannstatt keine Grenzen mehr. Trainer, Betreuer, Ersatzspieler – niemand hielt es mehr auf den Sitzen. Das 3:1 (1:0) des VfB Stuttgart im DFB-Pokal-Halbfinale gegen RB Leipzig ließ die Schwaben einen ganz besonderen Abend erleben. Und es eröffnete die große Chance, den goldenen Pokal erstmals seit 1997 wieder in den Kessel zu holen.
An diesem Abend waren alle Alltagssorgen aus der Bundesliga vergessen. Sechs sieglose Spiele in Serie? Bedeutungslos. An diesem Mittwoch (02.04.) zählte nur der Traum von Berlin. Die elektrisierende Pokalatmosphäre war auf dem Rasen und den Rängen zu spüren – eine Wucht, mehr emotional als fußballerisch, der Leipzig letztlich nicht gewachsen war. Der VfB wollte diesen Finaleinzug unbedingt – und erkämpfte ihn sich.
„Zusammen mit den Fans haben wir Großes entstehen lassen“
Den Weg nach Berlin ebneten vor allem ein glänzend aufgelegter Alexander Nübel im Tor, der unermüdliche Mittelfeldmotor Angelo Stiller und der formstarke Nick Woltemade im Sturm. Und natürlich die lautstarken Fans auf den Rängen. „Zusammen mit den Fans haben wir Großes entstehen lassen“, sagte ein sichtlich bewegter Außenverteidiger Maximilian Mittelstädt nach der Ehrenrunde ins Mikrofon von Stadionsprecher Holger Laser. Er sei „immer noch überwältigt. Es war immer mein großer Traum, in meiner Heimatstadt das Pokalfinale zu spielen.“
Als die Nachspielzeit lief, war sich auch Zeugwart Thomas Schultheiß endgültig sicher: Das Finale von Berlin ist dem VfB nicht mehr zu nehmen. Also holte die treue Seele des Vereins kurzerhand den großen silbernen Koffer mit den vorbereiteten Final-T-Shirts hervor. Die Belohnung für die anstehende Reise in die Hauptstadt wurde verteilt – auch für das obligatorische Gruppenfoto vor der Cannstatter Kurve. Dort versammelte sich eine weiß-rote Jubeltraube. Einer aber fehlte: Cheftrainer Sebastian Hoeneß.
Während die Mannschaft bereits mit den Fans feierte, schlenderte Hoeneß – ganz wie einst der große Franz Beckenbauer nach dem WM-Sieg von Rom – allein über den Platz. Er tröstete seinen ehemaligen Spieler Christoph Baumgartner, ehe sein Fehlen beim Mannschaftsfoto bemerkt wurde. Kurzerhand brach er ein TV-Interview ab, sprintete noch einmal los und grätschte gerade rechtzeitig ins Bild. Momente für das VfB-Archiv. „Ich wollte unbedingt dabei sein, wenn wir da abgelichtet werden“, sagte Hoeneß später schmunzelnd.
Auf dem Foto reckt er die Fäuste in die Höhe, brüllt seine Freude in diese magische Cannstatter Nacht. Schon nach dem Viertelfinalsieg gegen Augsburg hatte der sonst so besonnene Fußballlehrer ungewohnt emotional gejubelt – und die große Bedeutung des Pokalwettbewerbs betont.
Für VfB-Trainer Hoeneß geht ein „kleiner Traum“ in Erfüllung
Als er kurz vor Mitternacht auf dem Pressepodium im Bauch der MHP-Arena Platz nahm, leuchteten seine Augen noch immer. Wenn auch sein Kopf, nach eigener Aussage, „leer“ war. Ein „kleiner Traum“ sei in Erfüllung gegangen. „Ich war oft als Zuschauer im Pokalfinale und jedes Mal begeistert von der Atmosphäre“, sagte Hoeneß. Am 24. Mai wird er an der Seitenlinie stehen. Dann wartet Drittligist Arminia Bielefeld – und mit einem möglichen Triumph der erste Stuttgarter Pokalsieg seit 1997.
Für Hoeneß wird es das nächste Kapitel einer jetzt schon bemerkenswerten Reise. Am 3. April ist er genau zwei Jahre beim VfB im Amt – und hat mit Relegation, Vizemeisterschaft und Champions-League-Qualifikation bereits eine bewegte Zeit hinter sich. Nun wartet das nächste große Highlight. Und wenn alles nach Plan läuft, die nächste magische Nacht für den VfB und seine Fans.