„Mental stark“: Wie sich VfB-Keeper Alexander Nübel wieder seinem A-Game nähert
Stuttgart. Alexander Nübel ist wieder eine Konstante. Der Torhüter des VfB Stuttgart wirkt nach einer durchwachsenen Phase wieder leicht, ruhig, verlässlich. In einer Saison, die für ihn vieles entscheidet, nähert er sich langsam wieder seinem A-Game an. Und Trainer Sebastian Hoeneß weiß genau, warum.
Am Mittwochabend (18 Uhr/Sky) wird Fabian Bredlow im DFB-Pokal beim 1. FSV Mainz 05 im Tor stehen – so will es das inzwischen etablierte Jobsharing. Doch der Fokus liegt auf Nübel. Denn kaum einer steht beim derzeit so stabilen VfB sinnbildlicher für den eigenen Fortschritt. Die Zahlen sind nüchtern, die Botschaft nicht: 0,9 Gegentore pro Liga-Spiel, nur zwei davon aus dem Spiel heraus. Die Stuttgarter Defensive steht – auch, weil Nübel wieder steht.
Das sagt Sebastian Hoeneß zur Entwicklung von Alexander Nübel
Trainer Sebastian Hoeneß sagt: „Alex präsentiert sich wieder in einer sehr guten Form. Er hat sich zurückgekämpft, wirkt mental stark, mit einer guten Ausstrahlung.“ Es ist ein Lob, das bei Hoeneß selten beiläufig fällt. Denn er meint damit nicht nur Paraden, sondern Entwicklung. „Dass er grundsätzlich zu überragenden Leistungen imstande ist, hat er ja schon bewiesen“, sagt der Trainer. Es klingt, als wolle Hoeneß sagen: Das Talent war nie weg, nur die Ruhe.
Gemeinsam mit Torwarttrainer Steffen Krebs hat Nübel an dieser Ruhe gearbeitet – technisch, mental, atmosphärisch. Das Torwarttraining beim VfB ist kein Straflager, sondern ein Labor: hohe Intensität, hohe Qualität, wenig Eitelkeit. „Die Jungs haben ein gutes Niveau, das sorgt für Spannung und Weiterentwicklung“, sagt Hoeneß. Und so kommt langsam zusammen, was lange auseinandergefallen war: Selbstvertrauen, Form, Präsenz.
Es ist ein wichtiges Jahr für Nübel. Er ist 29, im besten Torhüteralter, aber noch immer ausgeliehen – von einem Klub, der nicht weiß, ob er ihn überhaupt noch braucht. Manuel Neuer verlängert wohl noch einmal, Jonas Urbig drängt von hinten. Nübels Vertrag beim FC Bayern läuft bis 2029, seine Leihe beim VfB bis 2026. Das klingt nach Sicherheit, ist aber eine Schwebe. In Stuttgart ist Nübel Nummer Eins, in München bleibt er Fragezeichen. Und doch scheint ihn das im Moment nicht zu stören. Er wirkt, als hätte er Frieden geschlossen mit der Idee, dass Erfolg auch ohne großes Etikett möglich ist. Vier Zu-Null-Spiele, zwei Assists in dieser Saison – Nübel hält wieder, aber er spielt auch wieder. Die langen Bälle, das frühe Antizipieren, das Mitdenken: Es ist, als hätte er sich an sein eigenes Spiel erinnert.
Warum der VfB in der Abwehr wieder sicherer steht
Dass er das in Stuttgart kann, liegt an der Struktur. Hoeneß hat aus dieser Mannschaft ein Kollektiv gebaut, das Fehler nicht bestraft, sondern auffängt. Die Defensive steht höher, aggressiver, mutiger – aber sie steht. Und Nübel ist wieder Teil dieses Systems, nicht nur ihr Notnagel. Bleibt die große Frage: Was wird aus Alexander Nübel nach dieser Saison? Geht er nach München, wird er vielleicht irgendwann der Torwart, der er mit 22 schon zu sein schien? Oder ist das längst nicht mehr entscheidend?
Der VfB hat mit Dennis Seimen und Florian Hellstern zwei der spannendsten jungen Keeper Deutschlands im eigenen System. Der Plan am Wasen steht schon seit geraumer Zeit: Seimen soll zur Spielzeit 26/27 das Mandat im Stuttgarter Kasten übernehmen. Bis dahin gehört der Sechzehner vor der Cannstatter Kurve Alexander Nübel. Und dort fühlt er sich derzeit wieder sichtlich wohl.



