Nach dem Guirassy-Ausfall beim VfB: Jetzt schlägt die Stunde von Deniz Undav
Es hätte aus Sicht des VfB Stuttgart alles so schön sorgenfrei weitergehen können. In Berlin festigten die Schwaben mit dem 3:0 (1:0) beim 1. FC Union den zweiten Platz in der Fußball-Bundesliga. Die Oberschenkelverletzung von Torjäger Serhou Guirassy, der mit seinem 14. Saisontor in der Hauptstadt zum 1:0 getroffen hatte, sorgt aber für einen mächtigen Stimmungsdämpfer. Der Nationalspieler Guineas musste nach einer knappen halben Stunde vom Feld und werde «einige Wochen» nicht zur Verfügung stehen, teilte der Club am Sonntag (22.10.) mit.
Deniz Undav dürfte in den nächsten Spielen in den Fokus rücken
«Der Ausfall von Serhou ist bitter für ihn persönlich und für uns als Team. Jeder hat gesehen, in was für einer überragenden Verfassung er zuletzt war. Wir müssen und werden seinen Ausfall so gut wie möglich kompensieren», sagte Sebastian Hoeneß am Tag nach dem sechsten Sieg in Serie. Allzu viele Sorgenfalten dürfte der Ausfall des besten Bundesliga-Torjägers dem Trainer vor dem Heimspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr/Sky) nicht bereiten.
Denn der für Guirassy eingewechselte Deniz Undav traf zum Endstand und erzielte bereits sein drittes Saisontor im fünften Spiel, nachdem zuvor Silas Katompa Mvumpa auf 2:0 erhöht hatte. Und Undav dürfte nun in den kommenden Wochen in den Fokus rücken. Schließlich ist die Leihgabe von Brighton & Hove Albion die erste Alternative für Trainer Hoeneß, um den Guirassy-Ausfall zu kompensieren.
Auszahlen dürfte sich nun auch, dass der Stuttgarter Kader in der Breite gut besetzt ist - gerade in der Offensive stehen mit Jeong, Silas, Leweling und Milosevic einige Optionen parat. Zudem arbeitet sich Nachwuchsstürmer Thomas Kastanaras nach einem Mittelfußbruch über Einsätze bei der zweiten Mannschaft langsam zurück.
Mittelstädt muss sich kneifen: «Momentan erscheint vieles surreal»
An der Alten Försterei bekamen die Schwaben die Verletzung ihres Ausnahmestürmers in jedem Fall schon einmal hervorragend kompensiert. Der Fast-Absteiger der Vorsaison, der sich nur über die Relegation retten konnte, feierte einen am Ende klaren Sieg über den Champions-League-Starter. «Momentan erscheint vieles surreal. Man muss sich manchmal kneifen, ob das wirklich real ist», sagte Maximilian Mittelstädt. «Wir haben eine sehr gute, reife Leistung gezeigt, wenig anbrennen lassen.»
Es ist der beste Start der Vereinsgeschichte für den Club. Eine Momentaufnahme - oder mehr? Was in der vergangenen Saison noch ein Klassiker der Köpenicker auf dem Weg in die Königsklasse war, wollte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß nicht ohne Weiteres übernehmen. «Natürlich bleiben wir dabei, dass wir im Hier und Jetzt bleiben. Natürlich ist es großartig, da zu stehen, aber wir haben jetzt acht Spiele gespielt.»
Dennoch: Union und Stuttgart, 2019 Gegner in den Relegationsspielen zur Bundesliga, haben in dieser Saison bislang die Rollen getauscht. Es ist die mit Abstand längste Niederlagenserie für die Eisernen unter Trainer Urs Fischer und das erste Mal, dass das Team drei Erstligaheimspiele in Folge ohne Punkt blieb. Schon am Dienstag steht für die Berliner im Champions-League-Spiel gegen die SSC Neapel (21.00 Uhr/DAZN) die nächste schwere Aufgabe an.
Und die Schwaben? Das europäische Geschäft scheint längst ein realistisches Ziel, bescheiden bleiben die VfB-Profis dennoch. «Auch wenn man bei einem Champions-League-Teilnehmer so souverän 3:0 gewinnt, will man nicht direkt von einem Spitzenteam sprechen. Aber wir haben alle Qualitäten, weiter solche Spiele auch zu gewinnen», sagte Mittelstädt.
Kneifen müsse er sich nicht, äußerte Hoeneß. «Ich kann die Dinge gut einordnen. Aber ich weiß, dass wir gerade einen außergewöhnlichen Lauf haben», sagte er. Viel wird aber davon abhängen, wie der VfB den Ausfall von Guirassy verkraftet.