Schlechteste Halbzeit der Saison? Wie es der VfB in Bremen selbst verbockt hat
Diesen Sonntagnachmittag hat sich der VfB Stuttgart anders vorgestellt. Nach über drei Monaten ohne Niederlage verloren die Schwaben mit 1:2 (0:1) bei Werder Bremen. Jamie Leweling und Co. verpennten die ersten 65 Minuten komplett und wachten dann zu spät auf. Deniz Undav sprach nach dem Spiel von einer der "schwächsten Halbzeit" in dieser Saison. Wie der VfB Stuttgart die Niederlage selbst verbockt hat - und was eine verrückte Statistik von Werder Bremen damit zu tun hat.
VfB Stuttgart verpennt 60 Minuten: Schläfrige Profis kommen nicht ins Spiel
Vorneweg: Ja, der VfB Stuttgart spielt eine bärenstarke Saison. Ja, die Europa League haben die Schwaben schon sicher. Ja, wenn in der Endrunde des Europapokals nicht alles schief läuft, hat der VfB aufgrund eines möglichen fünften CL-Startplatzes auch schon die Champions League sicher. Und ja, mit Undav und Guirassy spielt das stärkste Stumduo seit Elber/Bobic im Trikot mit dem roten Brustring. Allerdings: Kritik ist weiterhin erlaubt - vor allem nach der 1:2-Niederlage in Bremen.
"Wir haben am Anfang ein zwei Chancen gehabt, die gut waren", beschrieb Maximilian Mittelstädt die Stuttgarter Anfangsphase. "Wenn wir die machen, kann das Spiel anders laufen." Da im Konjunktiv aber keine Spiele gewonnen werden, lag der VfB nach 28 Minuten mit 0:1 hinten. Jamie Leweling ließ im Rücken Agu davonlaufen und foulte den Bremer anschließend im Strafraum. Die Schwaben wirkten schon vor dem Gegentor schläfrig und behäbig. Es entstand der Eindruck, der VfB würde mit angezogener Handbremse spielen.
Während sich Mittelstädt noch vorsichtig äußerte, legte Deniz Undav den Finger in die Wunde. "Die erste Halbzeit war eine unserer schwächsten Halbzeiten." Nur gegen Heidenheim oder in Bochum spielte der VfB wohl einen ähnlich schwachen Fußball. "Wir hatten keinen Zugriff, jeder zweite Ball war beim Gegner", monierte der Angreifer.
"Müssen uns an die eigene Nase fassen": VfB verschuldet Niederlage selbst
Auch in der zweiten Halbzeit ging der kollektive Tiefschlaf weiter, diesmal erwischte es die gesamte Hintermannschaft. Ein einfacher (aber genauer) Steckpass von Schmid hebelte die Stuttgarter Abwehr auf, Ducksch legte nach (49.). "Wir haben es uns selbst zuzuschreiben, dass wir 2:0 hinten liegen. Auch weil wir nicht aus der Pause gekommen sind, wie wir es uns vorgenommen haben", meinte Mittelstädt vor dem TV-Mikro. Irgendwie kam die VfB-Maschinerie an diesem Sonntag einfach nicht ins Laufen. "Gegen leidenschaftliche Bremer, die alles reingeworfen haben, war es dann schwierig. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen", so Mittelstädt.
Erst ab der 65. Minute kam der VfB besser ins Spiel und konnte mehr Druck entwickeln. Allerdings ließen die Kräfte der Hausherren in dieser Phase auch merklich nach, Bremen kam kaum mehr aus der eigenen Hälfte. Am Ende reichte der Undav-Anschlusstreffer in der 71. Minute nicht aus, um wenigstens einen Zähler aus dem Weserstadion mitzunehmen. "Bremen hat es in letzte Konsequenz sehr gut verteidigt", musste Mittelstädt anerkennen. Und Sportdirektor Wohlgemuth fügte in der Mixed-Zone an: "Vielleicht hat uns heute der letzte unbedingte Wille zum Sieg gefehlt."
Damit endet eine Serie: die des VfB Stuttgart. Das erste Mal seit dem 20. Januar verlieren die Schwaben wieder ein Ligaspiel, nach fünf Auswärtssiegen in Folge gibt es eine Niederlage. Eine andere Serie hingegegen geht weiter: die von Werder Bremen. Immer, wenn Werder in dieser Bundesliga-Saison in Führung ging, blieb die Elf von der Weser ungeschlagen. Schon seit 14 Spielen besteht diese Statistik. Das ist fast so beeindruckend wie das auch nach der Bremen-Niederlage noch möglich VfB-Szenario: die Teilnahme an der Champions League.