Schon 19 Gegentore nach elf Spieltagen: Wie der VfB wieder stabiler werden will
Stuttgart. In zwei der letzten drei Bundesliga-Spiele hat der VfB Stuttgart eine weiße Weste gewahrt. Das kann jedoch nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß in dieser Saison viel zu viele Gegentore kassiert. Unter der Woche gab es in der Königsklasse gegen Belgrad eine deftige Packung. Weshalb der Trainer vor dem kommenden Auswärtsspiel bei Werder Bremen am Samstag (15.30 Uhr/Sky) betont: „Es bleibt das zentrale Thema, an dem wir hart arbeiten.“ Wo sieht er die größten Probleme und wie will er die Defensive stabilisieren?
„Es fängt nicht nur hinten an“, sagt Hoeneß mit Blick auf die 19 Gegentreffer an den ersten elf Liga-Spieltagen. In der Champions League sind es bereits elf nach fünf gespielten Partien. „Aktuell lassen wir zu leicht Chancen zu, wenn wir die Bälle verlieren“, umreißt Hoeneß das aktuell aus seiner Sicht größte Problemfeld. „Das zeigen auch die Daten.“ Und besonders eindrucksvoll das jüngste 1:5-Debakel in der Champions-League bei Roter Stern Belgrad. Stichwort Konterabsicherung.
„Wir müssen den Offensivgedanken ein bisschen später starten“
„Das funktioniert über eine gute Struktur im Ballbesitz. Wir müssen den Offensivgedanken möglicherweise ein bisschen später starten“, fordert Hoeneß, der als besonders eindrückliches Negativbespiel den ersten der fünf Belgrader Treffer anführt. „Da waren wir zu offensiv auf der linken Seite, Maxi Mittelstädt ist schon auf dem Weg nach vorne gewesen“, so Hoeneß.
Unter hohem Gegnerdruck hatte Enzo Millot den Ball im Mittelfeld verloren, zuvor schon hatte die Passschärfe von Stenzel zu Stiller und von Stiller zu Millot merklich nachgelassen. Ebenso die Konzentration und die Schärfe in den direkten Duellen. Die fehlte komplett und so konnte die VfB-Leihgabe Silas quasi ungestört den Ball in die Maschen jagen. Hoeneß: „Das wollen wir nicht, da wollen wir bessere Strukturen und Positionierungen haben.“
VfB-Keeper Alexander Nübel geht hart mit sich und dem Team ins Gericht
„Deutlich zu viele Gegentore, so kannst du keine Spiele gewinnen“, fasste Torhüter Alexander Nübel den Abend zum Vergessen zerknirscht zusammen. „Vor allem nicht in der Champions League.“ Aber auch nicht in der Liga. Dabei ging der Stuttgarter Torwart ebenfalls mit sich selbst hart ins Gericht. „Es gab viele Szenen, in denen ich auch mit beteiligt bin. Das schaue ich mir mit dem Torwarttrainer noch einmal an.“
Besonders im Auge dürfte der 28-jährige Nationalkeeper dabei den Treffer zum zwischenzeitlichen 1:3 gehabt haben, als er nach einer Belgrader Ecke orientierungslos durch den Fünfer taumelte. Aber auch den Silas-Treffer, als er sich zu zentral positionierte und so letztlich nicht mehr an den Ball kam.
Zwar ist man am Wasen meilenweit davon entfernt, eine Debatte über die Nummer eins zu führen. Aber auch Nübel wird kaum abstreiten, dass er – wie viele andere Kollegen auch – bislang noch nicht an das zugegebenermaßen extrem hohe Niveau der Vizemeistersaison anknüpfen konnte. Das Highlight-Spiel in Leverkusen, als er dem Team mit Dutzenden Paraden ein Remis sicherte, war ein Lichtblick. Aber bislang eher ein Ausreißer nach oben als die Regel.
Stabilität und Kontinuität - in den Leistungen wie in den Ergebnissen
Die löchrige Hintermannschaft allein an einer Person festzumachen, greift jedoch selbstredend zu kurz. Für Hoeneß ist die Defensivthematik ohnehin eine Mannschaftsthematik. Sprich: Beim Spiel gegen den Ball sind alle mit im Boot. Im Kern geht es um Stabilität und Kontinuität. In den Leistungen wie in den Ergebnissen. Und zu guter Letzt natürlich um die Konsequenz im Zweikampf. „Wir müssen daran arbeiten, die Dinge hinten individuell wegzuverteidigen“, sagt Hoeneß.
Leichter gesagt als getan. Gerade mit einer deftigen Packung im Gepäck. „Aber diese Spiele gibt es, das haben alle Mannschaften mal“, ordnet Hoeneß ein: „Wir müssen da aufpassen, dass wir das nicht zu groß werden lassen.“ Wie groß das Thema im Jahresendspurt werden wird, hat die Mannschaft selbst in der Hand beziehungsweise am Fuß.
So könnten Werder Bremen und der VfB Stuttgart starten:
- SV Werder Bremen : Zetterer - Stark, Friedl, Jung - Weiser, Stage, Lynen, Köhn - Grüll, Schmid - Ducksch
- VfB Stuttgart : Nübel - Mittelstädt, Chabot, Rouault, Vagnoman - Karazor, Stiller - Führich, Millot, Rieder - Demirovic
- Schiedsrichter : Harm Osmers (Hannover)



