VfB Stuttgart

Stimmungstief beim VfB: Warum Undav die Bank droht und der Ton rauer wird

Bundesliga Holstein Kiel vs. VfB Stuttgart
Der VfB Stuttgart steckt fest – sportlich und stimmungstechnisch. Nach zuletzt schwachen Auftritten wächst die Unzufriedenheit. © Julia Rahn

Stuttgart. Der VfB Stuttgart rutscht immer tiefer in die Ergebniskrise – und mit ihm einige seiner Leistungsträger. Besonders Stürmer Deniz Undav steckt seit Wochen im Formtief, droht deshalb sogar seinen Platz in der Nationalmannschaft sowie seinen Stammplatz im Verein zu verlieren. Derweil wird der Ton im und rund um das Team merklich rauer. Eine Bestandsaufnahme vor dem Heimspiel gegen Meister Leverkusen.

Am Donnerstag (13.03.) um 11 Uhr wird Bundestrainer Julian Nagelsmann seinen Kader für die Viertelfinalspiele in der Nations League am 20. und 23. März gegen Italien nominieren. Ein Knaller-Start der Nationalmannschaft ins Länderspieljahr. Wie viele Stuttgarter Profis dabei sein werden? Legt Nagelsmann die aktuelle Form und die Resultate im Verein als Maßstab an, dürften es einige zuletzt noch nominierte VfB-Profis schwer haben – allen voran Stürmer Deniz Undav, der seit Wochen außer Form ist und in der Liga seit sieben Spielen ohne Treffer geblieben ist. Der Gute-Laune-Bär und Fan-Liebling der Schwaben hatte zuletzt kaum Grund zum Lachen. Vielmehr dient er als Symbolfigur für die derzeitige Schwächephase am Wasen.

In Kiel wurde VfB-Stürmer Deniz Undav zur Pause ausgewechselt

Beim 2:2 in Kiel, als der VfB eine gruselige erste Hälfte ablieferte, musste Undav zur Halbzeit in der Kabine bleiben – eine Watschn für den Stürmer. Normalerweise wechselt Trainer Sebastian Hoeneß höchst selten vor der 60. Minute einen Spieler aus. Im Holstein-Stadion beendete er den glücklosen Auftritt seines Angreifers jedoch bereits nach 45 Minuten.

„Dass es in den letzten Wochen in den Spielen nicht so überzeugend wirkt, daran müssen wir mit ihm zusammenarbeiten“, sagte Sportvorstand Fabian Wohlgemuth nach dem enttäuschenden Remis an der Kieler Förde. Eine Erklärung für die Durststrecke des Angreifers hatte er indes nicht parat: „Darüber werden wir diskutieren müssen, das werden wir mit ihm besprechen.“

Es würde kaum überraschen, sollte Undav nicht im DFB-Aufgebot für die ersten Länderspiele des Jahres stehen. Seine Leistungen liefern derzeit keinerlei Argumente für eine Nominierung. Einzig die angespannte Personallage in der Offensive der Nationalmannschaft könnten ihm doch zu einer Berufung verhelfen. Undav steckt seit Wochen im Formtief – und am Sonntagabend (16.03.) im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (19.30 Uhr/DAZN) droht ihm sogar die Bank. Zwar jagen seine Konkurrenten den gegnerischen Verteidigern ebenfalls keine Angstschauer über den Rücken, aber immerhin beendete Ermedin Demirović in Kiel seine Torflaute. Und ohne die letzten Treffer von Nick Woltemade würden die Schwaben noch schlechter dastehen. Zudem gefiel der Sommer-Neuzugang nach dem 2:2 beim Aufsteiger in einer für ihn noch ungewohnten Rolle: als Mann der klaren Worte.

Der Ton beim VfB wird rauer: Nick Woltemade legt den Finger in die Wunde

Als einer der wenigen Akteure äußerte sich der 23-jährige Angreifer überaus deutlich zum Vortrag des amtierenden Vizemeisters beim Abstiegskandidaten: „Keine Intensität, keine Zweikampfführung. In der Form und mit der Intensität, wie wir gespielt haben, kannst du kein Bundesliga-Spiel angehen.“ Vom Ziel Europa oder gar Champions League wollte er nicht sprechen. Zunächst einmal müsse es das Ziel sein, „wieder Spiele zu gewinnen. Sonst brauchst du dir auch keine Ziele stecken, denn sonst kannst du sie eh nicht erreichen.“

Der Ton am Wasen wird merklich rauer. Aufgrund der ausbleibenden Ergebnisse spitzt sich die tabellarische Situation weiter zu. Auch mit Blick auf die wenig überzeugenden Auftritte der Konkurrenz droht die Spielzeit der Stuttgarter zu einer Saison der verpassten Chancen zu werden – weshalb die Alarmglocken längst schrillen. Nicht nur bei den Fans, sondern laut einem Bericht der Stuttgarter Zeitung vom Mittwoch (12.03.) auch intern. Demnach sollen sich auch im Klub die Stimmen mehren, die ein Ende des Kuschelkurses mit den Spielern fordern.

Die Stimmung ist also auf einem vorläufigen Tiefpunkt angekommen – kaum verwunderlich. Die letzten Wochen haben Spuren hinterlassen. In den vergangenen vier Bundesliga-Spielen lag der VfB jeweils mit 1:0 vorne, konnte aber keines davon gewinnen. Fünf verspielte Führungen in Folge hatte es in der Bundesliga-Historie des Klubs noch nie gegeben. Zudem wurde nur eines der letzten sieben Bundesliga-Spiele gewonnen – und zuletzt blieb der amtierende Vizemeister erstmals unter Trainer Sebastian Hoeneß in vier Bundesliga-Spielen nacheinander ohne Sieg. So wird aus einer Ergebnis-Krise schnell eine große Krise. Selbst der vereinseigene STR-Podcast titelt über seiner aktuellen Ausgabe fast schon boulevardesk: „Den Ernst der Lage begreifen!“

Der VfB braucht jetzt Ergebnisse - am besten schon am Sonntag gegen Leverkusen

Viele Fans stören sich vor allem an der Tatsache, dass die Mannschaft ihr durchaus vorhandenes Potenzial aktuell nicht abruft. Natürlich ist eine Saison im Bundesliga-Mittelfeld dem Anhang immer noch lieber als ein nervenaufreibender Abstiegskampf. Niemand weiß schließlich besser, wo der Verein herkommt, als die in den letzten zehn Jahren so leidgeprüften Fans in der Cannstatter Kurve. Sie sehen aber auch, welches Potenzial dieses Team hat – und das hat die Mannschaft von Sebastian Hoeneß bereits mehrfach gezeigt, auch in dieser Saison. Daran wird sie nun einmal gemessen. So läuft das im Leistungssport.

Zeit und Gelegenheiten, diese komplizierte Saisonphase hinter sich zu lassen und am Ende doch noch den Einzug ins internationale Geschäft zu schaffen, gibt es noch. Aber dafür braucht der VfB jetzt Ergebnisse – am besten schon am Sonntag gegen Leverkusen. Andernfalls dürften die aktuellen Debatten noch schärfer werden. Und für manchen VfB-Profi könnte dann auch bei der nächsten Nominierungsphase der Anruf vom Bundestrainer ausbleiben.

VG WORT Zahlpixel