Trainersuche beim VfB: Diese Kandidaten kommen als Matarazzo-Nachfolger in Frage
Nach über 1.000 Tagen und exakt 100 Pflichtspielen ist für Pellegrino Matarazzo Schluss: Der Trainer wurde beim VfB Stuttgart entlassen. Vorerst übernehmen die beiden Co-Trainer Michael Wimmer und Michael Kammermeyer. Doch das soll nur eine Übergangslösung bleiben. Der VfB befindet sich nach über drei Jahren wieder mitten in der Trainersuche.
Tedesco, Löw, Hütter, Hoeneß oder Seoane - wer wird neuer VfB-Coach?
Ein Sieg gegen den VfL Bochum im Kellerduell am Samstag (15.10.) ist Pflicht. Gerade deshalb hat die sportliche Leitung nun die Trainer-Reißleine gezogen. Mit Matarazzo an der Seitenlinie haben sich Mislintat und Wehrle wohl nicht mehr siegfähig gefühlt. Ein neuer Trainer soll der bislang sieglosen Mannschaft zu neuem Schwung verhelfen und die Negativspirale durchbrechen. Wir stellen die Kandidaten vor.
Domenico Tedesco (zuletzt RB Leipzig)
Mit Tedesco und seinem Trainerteam würde ein Stück schwäbische Mentalität an den Neckar zurückkehren. Der 37-Jährige kommt aus Aichwald (Kreis Esslingen), seinen Co-Trainer Andreas Hinkel dürfte in Stuttgart wohl jeder kennen. Zuletzt trainierte das Duo RB Leipzig, dort war Anfang September aber Schluss. Davor war Tedesco bei Spartak Moskau, Schalke 04 und Erzgebirge Aue tätig.
Tedesco zeichnet vor allem sein pragmatischer Ansatz aus. Dem Leipziger "Dauer-Überfall-Fußball" unter Jesse Marsh verordnete er mehr Struktur. Damit holte er RB zurück in die Erfolgsspur - genau das braucht der VfB jetzt auch. Fußballerisch könnte Domenico Tedesco nach Stuttgart passen, der Aichwalder wird aber bereits als Hasenhüttl-Nachfolger in England gehandelt.
Zsolt Löw
Der Ungar dürfte wohl der heißeste Kandidat auf den Trainerjob in Stuttgart sein. Als Co-Trainer von Thomas Tuchel gewann er mit dem FC Chelsea die Champions League, als Spieler war er unter anderem für Energie Cottbus, Hoffenheim und Mainz aktiv. Laut Sky sind die VfB-Verantwortlichen mit dem Trainer wohl auch schon im Gespräch.
Bereits im Winter 2019 war Zsolt Löw als Nachfolger für Tim Walter im Gespräch. Damals entschied sich der VfB aber für Pellegrino Matarazzo.
Adi Hütter (zuletzt Borussia Mönchengladbach)
Mit dem 52-Jährigen könnte sich der VfB einen dicken Fisch angeln. Adi Hütter trainierte RB Salzburg, die Young Boys Bern, Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach. Vor allem bei der Eintracht, die er nach drei erfolgreichen Jahren verließ, konnte er seine Trainer-Qualitäten unter Beweis stellen. Er formte dort die "Büffelherde" und spielte in der Europa-League groß auf.
In Gladbach scheiterte er deshalb, weil seine Spielphilosophie nicht zur Borussia passte. Hütter ist glühender Verfechter des Umschaltspiels, seine Teams spielten sich nach Ballgewinnen blitzschnell vors gegnerische Tor. Gladbach wollte sich mehr über Ballbesitz definieren - das Projekt scheiterte. Fraglich ist, ob der Hütter-Fußball zum VfB und dem dort vorhandenen Spielermaterial passt. Und ob sich diese Spielidee im knallharten Abstiegskampf umsetzen lässt.
Sebastian Hoeneß (zuletzt TSG Hoffenheim)
Mit dem Namen Hoeneß verbindet man in Stuttgart gute Erinnerungen. Dieter Hoeneß war Spieler und Direktor beim VfB, nun ist sein Sohn Sebastian Hoeneß einer der Kandidaten für den Trainerstuhl. Der 40-Jährige kam über die zweite Mannschaft des FC Bayern nach Hoffenheim. In den beiden Corona-Saisons 2021 und 2022 führte er die TSG auf Platz 11 und Platz 9.
Hoeneß ist eher der Typ Matarazzo: ruhig, besonnen und mit offensivem Denkansatz. In München lehrte Hoeneß viel Ballbesitz und Offensivfußball. Er könnte inhaltlich als Matarazzo-Nachfolger passen und den eingeschlagenen Weg mit den jungen Profis fortführen.
Gerado Seoane (zuletzt Bayer Leverkusen)
Der 43-Jährige kam über die Schweiz (Luzern und Young Boys Bern) nach Leverkusen. Nach einer sehr erfolgreichen ersten Saison (Platz drei in der Bundesliga) startet Seoane mit breiter Brust in sein zweites Bayer-Jahr. Dort war aber bereits nach wenigen Wochen Schluss. Nach einem Negativstart und Platz 17 wurde der Schweizer erst vor rund einer Woche entlassen.
Auch Seoane lässt einen ansehnlichen Offensivfußball spielen. Tore, Tempo und Taktik - das ist die Handschrift des 43-Jährigen. Allerdings vernachlässigte er bei Bayer die Arbeit gegen den Ball, was ihn den Job kostete. Leverkusen kassierte zu viele Gegentore, das Gleichgewicht zwischen Angriff und Abwehr passte nicht. Fraglich ist, ob der Schweizer nach einer Woche Pause direkt in Stuttgart einsteigen will/kann. Gleiches gilt für Peter Bosz, der erst vor zwei Tagen in Lyon entlassen wurde.
Der geheimnisvolle Unbekannte
Ähnlich wie im Winter 2019, als Sportdirektor Sven Mislintat völlig überraschend den unbekannten Pellegrino Matarazzo aus dem Hut zauberte, könnte es auch in diesem Herbst laufen. Gut möglich, dass der VfB in dieser Woche einen Trainer präsentiert, den niemand auf dem Schirm hatte. Eher unwahrscheinlich ist, dass sich die Schwaben intern bedienen.