Trotz 1:5-Klatsche in Leipzig: Warum es beim VfB in die richtige Richtung geht
Es sind zwei Gesichter, die der VfB Stuttgart am späten Freitagabend (25.08.) in Leipzig gezeigt hat: Auf eine bärenstarke erste Halbzeit folgte der Systemabsturz in Hälfte zwei. Was fangen die Schwaben mit dieser 1:5-Klatsche an? Wie soll die Niederlage aufgearbeitet werden? Warum der VfB trotz fünf Gegentoren auf seiner Leistung aufbauen kann - und die Entwicklung unter Sebastian Hoeneß in die richtige Richtung geht.
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Aggressiv, giftig, mutig: VfB überrascht in Halbzeit eins gegen Leipzig
„Das war ein brutaler Abend“, ordnete Alexander Nübel das Ergebnis direkt nach Schlusspfiff ein. Mit 1:5 waren die Schwaben zuvor in Leipzig untergegangen, in Halbzeit zwei wurden Atakan Karazor und Co. von den wie entfesselt auftretenden Hausherren in Grund und Boden gespielt. Der VfB war in den zweiten 45 Minuten chancenlos – doch danach sah es zunächst gar nicht aus.
„Wir haben eine wirklich gute erste Halbzeit gespielt“, meinte Sebastian Hoeneß nach dem Spiel. Auch Waldemar Anton pflichtete seinem Trainer bei: „In der ersten Halbzeit gehen wir verdient in Führung und machen es mit und gegen den Ball sehr gut.“ Wie der Kapitän selbst trat die gesamte VfB-Mannschaft in Leipzig aggressiv, giftig und hellwach auf. In einer hitzigen Atmosphäre bewahrten die Profis überraschend die Ruhe, spielten munter mit und gingen mit einer 1:0-Führung in die Kabine.
Systemabsturz in Halbzeit zwei: Leipzig überrollt den VfB - was war los?
Ein solches Gesicht hatte der VfB Stuttgart bislang noch nicht so oft gezeigt. Gut wurde das Pressing der Leipziger umspielt, mit kleinen und nickligen Fouls wurde die Hausherren beackert und vorne konnte die Offensive um Serhou Guirassy immer wieder Nadelstiche setzen. Die Handschrift von Trainer Sebastian Hoeneß war in dieser ersten Halbzeit deutlich zu erkennen. Selbst manche VfB-Fans, die sonst chronisch pessimistisch gestimmt sind, mussten anerkennen: Das war eine bärenstarke Leistung.
Zum Gesamtbild der Partie gehört aber auch, dass die Stuttgarter in Halbzeit zwei all das haben vermissen lassen, was sie in Halbzeit eins stark gemacht hatte. Während die Leipziger ein paar Gänge hochschalteten, kamen die VfB-Profis träge und schläfrig aus der Pause. Waldemar Anton und Co. kamen nicht mehr in die Zweikämpfe, der Zugriff aufs Spiel ging komplett verloren. Individuelle Patzer wie von Keeper Nübel vor dem 1:1 verunsicherten zudem spürbar die Mannschaft.
Resilienz und Stabilität: Was der VfB Stuttgart aus dem Leipzig-Spiel lernen kann
„Das Gegentor stärkt den Gegner komplett in seiner Spielweise. Uns hat es verunsichert, das ist psychologisch leicht erklärt“, so Hoeneß. Der Trainer musste aber auch zugeben: „Wir müssen neidlos anerkennen, wie die Leipziger da teilweise gezockt haben. Da war richtig Qualität da, wir konnten das nicht aufhalten.“ Sprich: Als Leipzig „die Fesseln abgelegt“ hatte (O-Ton Willi Orban), konnte der VfB nicht mehr mithalten.
Die Schwaben sind daher gut beraten, die offensichtlichen Schwächen aus der zweiten Halbzeit aufzuarbeiten. „In der 2. Halbzeit ist was passiert in der Mannschaft - wir müssen nach Rückschlägen aber trotzdem weiter machen“, meinte etwa Waldemar Anton. Stichwort Resilienz und Widerstandsfähigkeit – genau das ließ der VfB in Halbzeit zwei vermissen.
Nach 5:0 und 1:5: Warum mit dem SC Freiburg der erste richtige Gradmesser kommt
Trotzdem gilt es, das Positive aus dem Spiel mitzunehmen. „In der ersten Halbzeit haben wir gezeigt, dass wir auch gegen so einen Gegner mithalten können“, meinte Hoeneß. In der zweiten Spielhälfte konnte der VfB das Tempo allerdings nicht mehr mitgehen. „Beides kommt für mich nicht überraschend“, so der Trainer. Soll heißen: Der VfB kann durchaus mutig und giftig Fußball spielen – die Entwicklung hat unter Hoeneß aber gerade erst begonnen.
Somit wird das Heimspiel gegen Freiburg am Samstag (02.09.) der perfekte Gradmesser: Nach zwei Ausreißern zum Saisonstart (5:0 und 1:5) werden die Schwaben gegen den Sportclub sehen, wo sie wirklich stehen. Viel spannender ist aber: Schafft es der VfB, aus dem Leipzig-Spiel zu lernen? Falls ja, geht es bei dem Relegations-Teilnehmer aus der vergangenen Saison definitiv in die richtige Richtung.