Tuchel verlässt den FC Bayern: Wird jetzt VfB-Coach Sebastian Hoeneß ein Thema?
Für derartige Nachrichten wurde der Begriff Paukenschlag in die Fußballer-Sprache eingeführt: Thomas Tuchel wird den FC Bayern zum Ende der laufenden Saison verlassen. Rummms! Damit beginnt beim Rekordmeister die Suche nach einem Nachfolger. Spielt dabei auch Sebastian Hoeneß, aktuell mit dem VfB Stuttgart auf Kurs Königsklasse, eine Rolle?
VfB-Trainer Sebastian Hoeneß steht wohl beim FC Bayern auf der Liste
Auf der Liste der Entscheider soll der Name des 41-Jährige jedenfalls stehen. Das berichtete Anfang der Woche der in Bayern-Kreisen meist gut informierte Bild-Reporter Christian Falk. Und dass Uli Hoeneß bei seinem Neffen zumindest einmal vorfühlt, ob er sich eine Rückkehr an die Isar vorstellen kann, erscheint alles andere als unwahrscheinlich.
Schließlich war Sebastian Hoeneß von 2019 bis 2020 als Trainer der zweiten Mannschaft an der Säbener Straße tätig, holte mit der Bayern-Reserve sogar die Drittliga-Meisterschaft. Anschließend trat Hoeneß bei der TSG Hoffenheim seine erste Profi-Station an und im April 2023 folgte der Wechsel an den Wasen, wo er zunächst die Mannschaft vor dem Abstieg bewahrte und dann in der neuen Saison durchstartete.
Uli Hoeneß und Jan-Christian Dreesen haben den VfB-Coach auf dem Schirm
Den personellen Umbruch beim VfB hat er gemeinsam mit Kaderplaner Fabian Wohlgemuth eingeleitet und mehr als nur souverän gemeistert. Vielmehr steht der Relegations-Teilnehmer aus der Vorsaison aktuell mit 46 Punkten auf dem dritten Tabellenplatz – vier Punkte hinter dem großen FCB. „Wie die jetzt Fußball spielen, da lacht einem das Herz im Leibe“, hatte Onkel Uli bereits im Herbst 2023 ein Lob vom Tegernsee in Richtung Cannstatt geschickt: „Ich bin muss ehrlich zugeben, dass ich im Moment mit großer Freude die Spiele des VfB beobachte.“
Im Fokus ist der Hoeneß-Neffe derweil auch beim Bayern-CEO Jan-Christian Dreesen. „Wir beobachten seine Entwicklung, nicht nur familiär gibt es weiterhin Beziehungen zum FC Bayern. Man wird sehen, was die Zukunft bringt. Vielleicht irgendwann“, meinte er bereits im vergangenen Jahr. Und vielleicht kommt dieses „irgendwann“ nun früher als gedacht.
Sebastian Hoeneß vom VfB wegzulotsen, sofern sich die Bayern-Bosse überhaupt für einen Hoeneß auf der Trainerbank entscheiden sollten, dürfte jedoch kein einfaches Unterfangen werden. In Stuttgart hat der junge Coach sich selbst und sein Team in einem beeindruckenden Tempo weiterentwickelt - und einen Vertrag bis 2025.
Der VfB möchte den Vertrag mit Hoeneß gerne vorzeitig verlängern
Den möchte der VfB zudem gerne vorzeitig verlängern. Erste Vorgespräche sollen laut der Stuttgarter Zeitung bereits stattgefunden haben. Bald schon könnten die konkreten Verhandlungen folgen. Hintergrund: Die VfB-Bosse wollen unbedingt Klarheit vor dem Start der kommenden Saison 2024/25. Andernfalls würde man mit einem Trainer in die Runde starten, dessen Arbeitspapier am Ende der Spielzeit ausläuft. Das gilt es zu vermeiden. Und verschafft Hoeneß eine gute Verhandlungsposition.
"Sebastian ist ein absoluter Schlüsselfaktor unserer Erfolgsentwicklung in den letzten Monaten. Allein das bestimmt unser Handeln und dazu sind wir nicht erst seit gestern im Austausch. Wir geben alles, um in diesem Team weiterarbeiten zu können", sagte Sportdirektor Fabian Wohlgemuth gegenüber dem Stuttgarter Radiosender "Die Neue 107,7".
Welche Trainer die Nachfolge von Tuchel antreten könnten
Sein Werk am Wasen jetzt aber einfach so über Bord zu werfen nur weil Onkel Uli ruft, würde nicht zu Hoeneß‘ bisherigem Auftreten passen. Er selbst ist mitunter noch jung und unerfahren. Käme da der nächste Schritt auf der Karriereleiter und dann direkt zu einem Weltklub nicht viel zu früh? Der rationale Fußball-Lehrer dürfte mit Sicherheit auch seinen eigenen Werdegang realistisch einschätzen können. Zumal im Sommer noch ganz andere Trainer-Kaliber auf dem Markt sein werden. Die Deutsche-Presse-Agentur (dpa) hat am Mittwoch (21.01.) direkt eine illustre Übersicht zusammengestellt:
- Jürgen Klopp: Der Erfolgstrainer hört zum Saisonende beim englischen Spitzenreiter FC Liverpool auf. Er wäre sicher die Wunschlösung vieler Fans. Der Coach will aber nach fast neun Jahren an der Anfield Road eine Pause einlegen. Es ist schwer vorstellbar, dass er sich nun direkt in die nächste strapaziöse Aufgabe beim FC Bayern stürzt.
- Hansi Flick: Der Ex-Bundestrainer hat den FC Bayern im Corona-Jahr 2020 zum letzten Triple geführt. Ein Jahr später beendete er sein Engagement an der Säbener Straße, weil er offenbar mit dem damaligen Sportvorstand Hasan Salihamidzic nicht zurechtkam. Salihamidzic ist inzwischen weg. Der Weg wäre frei.
- Xabi Alonso: Der frühere Welt- und Europameister hat Bayer Leverkusen in kürzester Zeit an die Bundesliga-Spitze geführt. Seine Handschrift ist deutlich zu erkennen, wie die Münchner jüngst beim 0:3 schmerzlich feststellen mussten. Den FC Bayern kennt der Spanier bereits aus seiner Zeit als Spieler von 2014 bis 2017. Allerdings soll auch der FC Liverpool an Alonso interessiert sein. Dort nahm einst (2004 bis 2009) seine große Karriere an Fahrt auf.
- Joachim Löw: 2014 führte Löw Deutschland zum vierten WM-Titel. Insgesamt 15 Jahre war der Schwarzwälder bis 2021 Bundestrainer. Seitdem war das richtige Angebot für Löw noch nicht dabei. Kommt es nun bei den Bayern zum sensationellen Comeback? Mit einer Reihe von Stars wie Manuel Neuer, Thomas Müller und Joshua Kimmich hat er jedenfalls lange zusammengearbeitet.
- Zinédine Zidane: Der dreimalige Weltfußballer führte Real Madrid von 2016 bis 2018 zu drei Champions-League-Titeln. Seine zweite Amtszeit bei den Königlichen von 2019 bis 2021 verlief nicht mehr so erfolgreich. Ihm wird immer wieder Interesse am Posten des französischen Nationaltrainers nachgesagt. Dort hat sein früherer Teamkollege Didier Deschamps aber noch keine Anstalten gemacht, aufzuhören. In München würde Zidane auf einige französische Stars (Coman, Upamecano, Tel) treffen. Hindernis könnten aber seine fehlenden Deutschkenntnisse sein.
- José Mourinho: Der Portugiese mit dem großen Ego hat als einziger Trainer alle drei derzeitigen europäischen Club-Wettbewerbe gewonnen und wäre nach seinem Aus bei der AS Rom frei. Mourinho soll sogar bereits Deutsch lernen. Seine defensive Spielweise passt aber nur sehr schwer zum FC Bayern.
- Antonio Conte: Der Italiener als Nachfolger von Tuchel, mit dem er sich einst in der Premier League an der Seitenlinie heftig zoffte? Das hätte was. Erfolge hat der Coach mit Meisterschaften bei Juventus, Inter und Chelsea vorzuweisen. Seine letzte Station bei Tottenham Hotspur endete aber weniger ruhmreich. Harry Kane könnte den Bayern-Bossen berichten.
Der Name Sebastian Hoeneß wirkt in dieser Reihe von Trainer-Persönlichkeiten irgendwie fehl am Platz – was seine aktuellen Errungenschaften mit dem VfB keineswegs schmälern soll. In einer Reihe mit Mourinho, Klopp oder Zidane würde sich der reflektierte Hoeneß wohl selbst kaum einordnen. Doch wie so oft im Leben dürfte auch (oder gerade) im Fußball-Geschäft gelten: Sag niemals nie. Auch wenn ein Sommer-Wechsel von Sebastian Hoeneß zum FC Bayern aktuell hochgradig unwahrscheinlich erscheint. Ausschließen sollte man in dieser wilden Branche letztlich überhaupt nichts.



