VfB Stuttgart

VfB-Stürmer Serhou Guirassy: Lieber König von Cannstatt als Kronprinz in England

Fußball Bundesliga FSV Mainz 05 vs. VfB Stuttgart
Ein Team und sein Torjäger: Serhou Guirassy nach seinem Dreierpack in Mainz. © Pressefoto Baumann

Serhou Guirassy ist aktuell nicht zu stoppen. Vier Spiele, acht Tore, am Samstag (16.09.) beim 3:1 gegen den 1. FSV Mainz 05 gelang dem Stürmer des VfB Stuttgart sogar ein Dreierpack. Wie ist es zu erklären, dass der Angreifer aus Guinea gerade trifft, wie er will? Sportdirektor Fabian Wohlgemuth lieferte nach der jüngsten Guirassy-Gala einen Erklärungsansatz.

VfB-Stürmer Guirassy knackt 56 Jahre alten Bundesliga-Rekord

Eine stabile Trefferquote hatte Guirassy schon in der vergangenen Saison. Da war er in 22 Bundesliga-Spielen elf Mal erfolgreich und hatte so einen maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt der Schwaben. Nun aber diese Leistungsexplosion. Doppelpacks bei den Kantersiegen gegen Bochum und Freiburg (jeweils 5:0), das zwischenzeitliche Führungstor bei der Niederlage in Leipzig und jetzt am vierten Spieltag der Sahnetag gegen die Rheinhessen. Damit hat Guirassy nebenbei noch einen 56 Jahre alten Bundesliga-Rekord abgeräumt: Acht Tore nach vier Spieltagen waren laut dem Daten-Anbieter Opta zuletzt dem Gladbacher Mittelstürmer Peter Meyer in der Saison 1967/68 gelungen.

 „Er hat sich zum absoluten Führungsspieler entwickelt“, sagt Fabian Wohlgemuth, der sich die fast schon unheimliche Treffsicherheit seines Stürmers durch ein verbessertes Teamgefüge erklärt: „Weil die Mannschaft zusammengewachsen ist. Weil Serhou weiß, dass er sich auf seine Mitspieler verlassen kann. Und weil seine Mitspieler genau wissen, wie sie ihn anzuspielen haben.“ Eindrucksvoll zu sehen am Samstag in Mainz. 

In Mainz konnte auch VfB-Keeper Nübel überzeugen

Guirassy trifft mit einer Selbstverständlichkeit, die dem kommenden Gegner aus Darmstadt schon jetzt die Schweißperlen auf die Stirn treiben dürfte. Die best-geschmierte Tormaschine der Bundesliga zu stoppen, dürfte für den Aufsteiger aus Hessen zur Mammutaufgabe werden.

Doch nicht nur Guirassy sorgt mit seinen Toren aktuell dafür, dass VfB-Fans der montäglichen Spieltags-Nachbesprechung in der ersten Kaffeepause der Woche mit Vorfreude entgegenblicken können. Auch der neue Torhüter Alexander Nübel trägt seinen Teil zur momentan hocherfreulichen Gesamtsituation in Bad Cannstatt bei. In Mainz war er zwar kaum gefordert. Die wenigen brenzligen Situationen meisterte die Leihgabe vom FC Bayern allerdings mit Bravour. Dazu strahlte der 1,93-Mann auch noch eine unheimliche Ruhe und Sicherheit aus.

Dass sich der VfB trotz der Abgänge von Leistungsträgern wie Kapitän Wataru Endo (FC Liverpool), Konstantinos Mavropanos (West Ham) und Borna Sosa (Ajax Amsterdam) in einer beachtlichen Frühform befindet, liegt vorrangig im Verantwortungsbereich von Trainer Hoeneß und Kaderplaner Wohlgemuth. Letztgenannter hat dem Stuttgarter Aufgebot eine andere Note verliehen.

Vor allem ging es Wohlgemuth in seiner ersten Sommertransferperiode am Wasen darum, die Mannschaft widerstandsfähiger zu machen, um dadurch die teils extremen Leistungsschwankungen zu minimieren. Dafür wurden Spieler verpflichtet, die schon über ein gewisses Maß an Erfahrung im Profibereich verfügen. Nübel zum Beispiel. Oder auch Maximilian Mittelstädt und Angelo Stiller. „Das sorgt nicht nur für Stabilität im Spiel, sondern auch im Training wird der Konkurrenzkampf geschürt“, sagt Wohlgemuth, „und das sehen wir jetzt gerade. Im Training ist eine gewisse andere Aggressivität da.“

Schafft es Guirassy womöglich bald sogar in den Duden?

Guirassy wurde hingegen noch von seinem Vorgänger Sven Mislintat verpflichtet. Der soll sogar versucht haben, den Goalgetter aus Guinea in diesem Sommer zu seinem neuen Arbeitgeber nach Amsterdam zu locken. Vergeblich. Wie auch die Offerten aus England. Guirassy weiß zu schätzen, was er in Stuttgart hat. Hier ist er der unangefochtene Stürmer Nummer eins, die Fans lieben ihn. Und dieses Vertrauen zahlt er eindrucksvoll zurück. Die Rechnung geht aktuell voll auf. Lieber der König von Cannstatt als der Kronprinz bei einem mittelmäßigen Premiere-League-Klub.

Womöglich ist Guirassy bald sogar mit einem eigenen Verb im Duden vertreten. Längst macht in Fankreisen der Neologismus „guirassiert“ die Runde. Und sollten an den nächsten Wochenende noch mehr VfB-Gegner „guirassiert“ werden, wird sich wohl bald auch die Redaktion von Deutschlands Standardwörterbuch mit dem unwiderstehlichen Stürmer aus dem Schwabenland auseinandersetzen müssen.     

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