VfB Stuttgart

VfB werkelt sich zum Sieg gegen Mainz: Das waren die entscheidenden Faktoren

Fußball  VfB Stuttgart vs. 1. FSV Mainz 05
Der eine rotiert, der andere vollstreckt: Sebastian Hoeneß setzt auf frische Kräfte – und Deniz Undav zahlt das Vertrauen mit dem Siegtreffer zurück. © Volker Mueller

Stuttgart. Zehn Wechsel, zwei Comeback-Torschützen und ein Torwart als Spielmacher: Der VfB Stuttgart gewinnt auch das fünfte Ligaspiel in Serie – diesmal gegen Mainz mit viel Arbeit, Geduld und einem langen Ball von Alexander Nübel. Warum der zweite Anzug hielt, was Chris Führich und Deniz Undav so wichtig machte – und welche Idee hinter der großen Rotation von Sebastian Hoeneß steckt, erklären wir in unserer Analyse zum Spiel.

Sieben Minuten Nachspielzeit können lang sein. Sehr sogar. Vor allem, wenn man nur knapp mit 2:1 führt und die Beine längst schwer sind. So fühlten sich die letzten Minuten dieses Sonntagabends (26.10.) für Spieler, Trainer und Fans des VfB Stuttgart wie eine kleine Ewigkeit an. Noch eine Flanke, noch ein Ballverlust, noch ein Atemzug zu viel – und dann endlich der Pfiff von Felix Zwayer. Schluss. 2:1. Arbeitssieg. Aber einer, der in der Tabelle genauso viel zählt wie ein rauschendes 5:0. Es war der fünfte Bundesliga-Sieg in Serie, und so langsam verwandelt sich die Stuttgarter Arena wieder in das, was sie vor langer Zeit schon einmal war: eine Feste. Der VfB hält Anschluss an die Spitzengruppe – und gewinnt auch dann, wenn das Spiel kein Fest ist, sondern ehrliche Handarbeit.

Der nächste Assist von VfB-Keeper Alexander Nübel

Wenn man bei Stuttgart über Aufbau und Angriff spricht, muss man derzeit auch über Alexander Nübel sprechen. Der Keeper war gegen Mainz nicht nur sicherer Rückhalt, sondern wieder einmal der heimliche Vorlagengeber. Schon gegen Celta Vigo in der Europa League hatte er mit einem präzisen langen Ball einen Treffer eingeleitet – und auch diesmal flog sein Pass über das halbe Feld, direkt in den Lauf von Deniz Undav, der in der 79. Minute cool blieb und den Ball über den herauseilenden Robin Zentner hinweg ins Tor hob. Ein Muster, das man wiedererkennt: Nübel denkt vertikal, wo andere quer spielen.

Dass Deniz Undav überhaupt wieder auf dem Platz stand, war die eigentliche Nachricht vor Anpfiff. Der Stürmer hatte seit Ende August gefehlt, sein Comeback verlief bis dahin zäh, fast unsichtbar. Doch dann kam dieser eine Moment, der ihn sofort wieder in den Mittelpunkt rückte – und zeigte, warum Hoeneß so an ihm hängt. Ähnlich lief es bei Chris Führich, der in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit zum 1:1 traf. Ein Treffer, der Wucht und Wille in sich vereinte – und ein Signal eines Spielers, der zuletzt oft zweite Wahl war. Beide – Führich und Undav – erzielten ihr erstes Tor der Bundesliga-Saison. Zwei Befreiungsschläge, jeder auf seine Weise.

Das steckt hinter der Riesenrotation beim VfB Stuttgart

Zehn Startelf-Wechsel hatte Sebastian Hoeneß im Vergleich zum Europa-League-Spiel bei Fenerbahce Istanbul vorgenommen. Zehn! Nur Nübel blieb. Eine Entscheidung, die nach Risiko roch, aber am Ende als kluge Maßnahme dastand. „Wir haben uns dafür entschieden, eine frische Mannschaft auf den Platz zu bringen – und dafür wurden wir belohnt“, sagte Hoeneß hinterher. Dass er in der zweiten Halbzeit dennoch nachjustieren musste, lag weniger an mangelnder Qualität als an fehlender Eingespieltheit. Nach und nach kamen Stiller, Chabot, Tomas – also jene, die das Gerüst der vergangenen Wochen bildeten. „Es ist immer Chance und Risiko“, sagte Hoeneß, „und in diesem Fall habe ich die Chance größer gesehen.“ Ein Satz, der ganz gut beschreibt, wie der Stuttgarter Trainer denkt: mutig, aber nicht tollkühn.

Große Freude über das Comeback von Dan-Axel Zagadou

Fast so schön wie die drei Punkte war an diesem Abend das Comeback von Dan-Axel Zagadou. Mehr als 13 Monate hatte der Franzose in der Bundesliga gefehlt, nun stand er wieder in der Startelf – und lieferte ein ruhiges, abgeklärtes Spiel. Nach 72 Minuten musste er angeschlagen raus, aber Hoeneß konnte sofort Entwarnung geben: „Er ist nicht verletzt, nur müde.“ Und dann, fast beiläufig, ein Lob: „Er hat sehr ordentlich gespielt, ein paar schwierige Situationen gut gelöst.“ Für Zagadou war es mehr als nur ein Einsatz. Es war eine Rückkehr ins Licht, in eine Mannschaft, die gewachsen ist – und ihn trotzdem noch braucht.

Der VfB hat gegen Mainz kein Spektakel geliefert, sondern ein Stück Charakter. Er hat gezeigt, dass Rotation kein Selbstzweck sein muss, sondern ein Zeichen von Tiefe. Dass ein Torwart mit Pässen Spiele öffnet. Und dass Spieler, die schon abgeschrieben schienen, plötzlich wieder wichtig werden. Der zweite Anzug sitzt noch nicht perfekt – aber er passt.

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