VfB Stuttgart

Weiter fußballerische Hochkonjunktur beim VfB: So klingen keine Träumer

Fußball VfB Stuttgart vs. FC Augsburg
Der VfB Stuttgart und Trainer Sebastian Hoeneß schließen einen famosen ersten Saisonabschnitt mit einem verdienten Sieg gegen einen harmlosen FC Augsburg ab. © Pressefoto Baumann

Der VfB Stuttgart hat am Mittwochabend (20.12.) das Fußballjahr 2023 mit einem durchweg souveränen Heimsieg gegen Augsburg beendet. Das 3:0 gegen den FCA war ein Ausrufezeichen zum Abschluss. Und obwohl weiter niemand das Wort Europa in den Mund nimmt, darf der letzte VfB-Auftritt des Jahres von der Konkurrenz durchaus als Warnung verstanden werden.

Der VfB zeigte eine starke Reaktion auf die Pleite in München

Die Fans waren vier Tage vor Heiligabend einmal mehr verzückt vom Auftreten ihres Herzensvereins, sie forderten nach dem Schlusspfiff gar den Cheftrainer auf den Zaun. Der Anhang will nach Jahren der Quälereien im Tabellenkeller jede Sekunde des aktuellen Höhenflugs auskosten. Wer will es ihnen verübeln. Zunächst aber bleiben selbstverständliche alle Verantwortlichen weiter am Boden. Auf den ist man schließlich auch erst am vergangenen Sonntag (17.12.) beim 0:3 in der Allianz Arena zumindest ein Stück weit zurückgeholt worden. Gegen Augsburg folgte nun aber eine starke Reaktion, gewissermaßen der alte neue VfB. Und Hoeneß versprach anschließend via Stadionmikrofon: „Wenn wir etwas erreicht haben, komme ich auf den Zaun.“ 

Beim ungefährdeten 3:0-Heimsieg ließen die Schwaben den Gästen aus der Fuggerstadt nicht den Hauch einer Chance. Mutig im Aufbau, zielstrebig in der Offensive und abgestimmt wie ein Uhrwerk in der Defensive. Und wenn man ehrlich ist: Die Partie war nach dem Stuttgarter Führungstreffer durch Undav (18.) eigentlich schon entschieden.

Dem vor dem eigenen Tor geparkten Augsburger Mannschaftsbus waren zügig alle vier Reifen abmontiert und das Gefährt zur Seite geschoben worden. Den weiteren Treffern von Guirassy (45.+2) und Führich (68.) hätten durchaus noch ein paar mehr VfB-Tore folgen können. Der zuletzt so formstarke FCA wurde phasenweise am Ring durch die Manege gezogen. Für Augsburgs Mittelfeldspieler Niklas Dorsch war „ein brutaler Klassenunterschied“ zu sehen: „Sie haben uns gezeigt, was es bedeutet, Selbstbewusstsein zu haben.“ 

„Es war eine richtig gute Leistung von der ersten bis zur letzten Sekunde“, fasste Trainer Sebastian Hoeneß zusammen: „Konzentriert, scharf, klar.“ Weshalb der VfB auch völlig verdient auf dem 3. Tabellenplatz in die kurze Winterpause gehen darf – sieben Punkte für dem ersten Nicht-Champions-League-Platz, zehn Zähler vor dem ersten Nicht-Europa-League-Rang und satte 24 (!) vor dem Relegationsplatz.

Fabian Wohlgemuth: „Wir werden dafür sorgen, dass niemand die Füße hochlegt“

Auf dem hatte man im Vorjahr noch überwintert. Und aus eben jenen Erfahrungen der vergangenen Jahre im Abstiegskampf habe sich eine „gesunde Demut“ entwickelt, so Sebastian Hoeneß, der weiter keinen Sinn darin sieht, ein neues Saisonziel jenseits der 40-Punkte-Marke zu formulieren. Da seine Mannschaft mittlerweile aber bereits 34 Punkte auf dem Konto und darüber hinaus mit elf Siegen aus den ersten 16 Partien einen neuen Vereinsrekord aufgestellt hat, werden die Europapokal-Träume der Anhänger immer lauter artikuliert. Und zudem immer realistischer.

Zwar wollte auch der Sportdirektor nicht zum Kampf um Europa blasen, versprach aber immerhin: „Wir werden dafür sorgen, dass niemand die Füße hochlegt und die Konjunktur abwürgt.“ Vieles spricht zudem dafür, dass die aktuelle fußballerische Hochkonjunktur-Phase am Wasen weiter anhält. Das Team tritt selbstbewusst, stabil und spielstark auf. Dämpfer wie am vergangenen Wochenende in München bringen das große Ganze nicht nachhaltig ins Wanken.

Vielmehr sind die Stuttgarter Profis, die in weiten Teilen auch die gruseligen Fast-Abstiegsspielzeiten 22/23 und 21/22 bestritten haben, gereift, erwachsener geworden. Gepaart mit qualitativ hochwertigen Neuzugängen (Nübel, Stiller, Undav) ergibt sich zum Jahresende 2023 ein super stimmiges Gesamtbild. Das beim Anhang für Träumereien sorgt, denen sich von den handelnden Personen jedoch bislang niemand anschließen will. „Jetzt eine andere Erwartungshaltung zu schüren, die außer Acht lässt, wo wir herkommen, macht aus unserer Sicht wenig Sinn“, sagte Wohlgemuth. Hoeneß ergänzte: „Mir hilft es nicht, jetzt etwas herauszuposaunen.“ So klingen keine Träumer.

Die anderen Klubs dürften die bisherigen Auftritte der Weiß-Roten dennoch als Warnung verstehen. Fußballerisch war der erste Saisonabschnitt schließlich zu 95 Prozent eine Wucht. Und dass die Stuttgarter Erfolgs-Welle komplett in sich zusammenbricht, ist nach wie vor nicht wirklich in Sicht.

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