VfB Stuttgart

Wettanbieter als Sponsor beim VfB? Warum der Deal mit Winamax fragwürdig ist

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Der Sportwetten-Anbieter Winamax aus Frankreich ist der neue Trikot- und Hauptsponsor beim VfB. © VfB Stuttgart

Der VfB Stuttgart hat seinen neuen Haupt- und Trikotsponsor gefunden: Winamax, ein französischer Anbieter für Sportwetten und Online-Poker, ziert künftig den roten Brustring. Auch ein Ärmel- und Teamwear-Sponsor wurde an Land gezogen. Damit ist die lange Sponsoren-Suche beendet - doch zu welchem Preis? Monetär macht sich der neue Trikotsponsor zwar bezahlt, aber: Wie passt ein Wettanbieter zu den so oft zitierten Werten der Schwaben? Warum der Deal moralisch fragwürdig ist.

Winamax als neuer Trikotsponsor: Wie viel Geld bringt der Deal dem VfB?

Bereits am Mittwochmittag (02.08.) sickerte die Information an die Öffentlichkeit: Winamax wird neuer Trikotsponsor beim VfB Stuttgart. Am Donnerstagmorgen bestätigten die Schwaben den Deal, der laut der StZ jährlich rund 8,5 Millionen Euro einbringt (laut kicker 6,5 Millionen). Das Sponsoring ist auf drei Jahre ausgelegt, insgesamt fließen damit rund 25 Millionen Euro in die klammen Kassen. Zum Vergleich: Die Mercedes-Benz Bank zahlte pro Jahr rund zwölf Millionen Euro.

Auch einen neuen Ärmel- sowie Teamwear-Partner haben die Schwaben an Land gezogen. Auf den Ärmel kommt das Unternehmen „Hep Global“. Die Firma aus Güglingen, die weltweit Solarparks bertreibt, steigt für drei Jahre ein und zahlt jährlich rund 700.000 Euro. Auf den Trainingsklamotten der Profis wird der Name der Firma „Q-nnect AG“ aus Mannheim zu sehen sein. Da das IT-Startup auch als Brustring-Sponsor für die NLZ-Teams fungiert, erhält der VfB durchschnittlich rund 2,5 Millionen Euro pro Jahr.

Passt ein Glücksspiel-Anbieter zu den Werten des VfB Stuttgart?

Mit dem neu geschnürten Sponsoring-Paket hält der Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle sein Versprechen, noch vor dem Saisonstart einen neuen Trikotsponsor zu präsentieren. Doch zu welchem Preis? Der CEO betonte zuletzt immer wieder, dass der neue Trikotsponsor zu den Werten der Schwaben passen müsse. Gegenüber unserer Redaktion sagte Wehrle: Bei dem Deal gehe es "nicht nur ums Monetäre oder um die Vertragslaufzeit. Es muss eine Partnerschaft sein, die für uns und den Partner passt."

Außerdem sagte Alexander Wehrle: Der neue Trikotsponsor werde kein "chinesischer Wettanbieter" - nun wird es aber ein französischer. Dass der neue Sponsor aus dem Nachbarland kommt, macht die Glücksspiel-Werbung auch nicht besser. Inwieferin der Wettanbieter also zu den Werten der Schwaben passen soll, ist mehr als fraglich.

Denn der Hintergrund des Winamax-Sponsorings beim VfB ist eindeutig: Das Unternehmen möchte sich auf dem deutschen Markt ausbreiten. Der Anbeiter für Online-Poker und Sportwetten besitzt in Frankreich bereits einen Marktanteil von rund 60 Prozent. Die Zahlen: 200 Millionen Euro Umsatz, über sieben Millionen User. Seit knapp einem halben Jahr darf Winamax nun auch in Deutschland seine Glücksspiele anbieten. Die dazugehörige Erlaubnis erteilte das Regierungspräsidium Darmstadt im Dezember 2022.

Glücksspiel-Werbung und Fußball: Ein großes Problem - und der VfB macht mit

Der VfB bietet dem Unternehmen nun die Möglichkeit, sein Angebot einem großen Publikum zu unterbreiten. Wie gefährlich das ist, skizzierte jüngst Suchtforscher Daniel Deimel gegenüber dem Deutschlandfunk. Werbung von Firmen wie Winamax im Fußball erleichtere und ermögliche den Einstieg in Glücksspiele. Durch die permanenten Reize wird es für Sucht-Abhängige "ungemein schwierig, aus diesem Teufelskreis wieder auszusteigen."

Für Deimel, der beim Institut für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP) in Aachen arbeitet, werde dadurch die Sucht-Prävention extrem behindert. Sportwetten seien jederzeit online verfügbar und würden weder groß reguliert noch beschränkt. „Das ist ein hohes Risiko, in die Glücksspielabhängigkeit zu rutschen.“ Außerdem könnte die Werbung im Fußball dazu führen, dass Glückspiel als normal angesehen werde - und problematisches Verhalten damit toleriert wird.

Der VfB Stuttgart macht bei diesem Spiel nun mit - und fungiert für Winamax quasi als Türöffner in den deutschen Markt. Dass viele Fans den neuen Partner kritisch sehen, verwundert daher kaum. Da hilft auch der Hinweis der Schwaben, dass sich Winamax "konsequent zu Maßnahmen zum Jugendschutz und gegen Glücksspielsucht" verpflichtet, wenig. Vielmehr müssen sich die Verantwortlichen in Bad Cannstatt die Frage gefallen lassen: Untergräbt der VfB mit diesem Sponsoring-Partner seine eigenen Werte? Immerhin: Beim Kinder-Trikot soll auf dem Brustring nur der Schriftzug "Stuttgart" stehen.

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