Wie der VfB Stuttgart den Spitzenreiter aus Leverkusen ins Schwitzen gebracht hat
Ein Spektakel, das sich als unscheinbares 1:1 verkleidet hat, ist das Bundesliga-Topspiel zwischen dem VfB Stuttgart und Bayer 04 Leverkusen letztlich geworden. Dabei spielten die Schwaben am Sonntag (10.12.) gegen den ungeschlagenen Liga-Spitzenreiter eine fast perfekte erste Halbzeit. Erst eine Leistungssteigerung in Durchgang zwei rettete der Werkself ihre Sieglos-Serie.
VfB legt stark los: Alonso und Leverkusen geraten in Bedrängnis
Nach einer halben Stunde hatte Xabi Alonso genug von seinem schwarzen Mantel. Er brauchte mehr Bewegungsfreiheit. Der spanische Welt- und Europameister begreift die auf dem Rasen eingezeichnete Coaching-Zone ohnehin nur als freundliche Empfehlung. Also, das schwere Stück Stoff ab in die Ecke und ran ans Eingemachte. Wie seine Mannschaft so musste schließlich auch der Trainer des Spitzenreiters in Stuttgart Schwerstarbeit verrichten.
Ja, die Werkself geriet beim VfB phasenweise gewaltig ins Schwitzen – und das lag nicht an zu dicker Winterkleidung der Bayer-Defensive. Sondern am Team von Sebastian Hoeneß. Das verlangte den Gästen aus dem Rheinland alles ab, hatte die Leverkusener vor allem in Durchgang eins spektakulär dominiert. Da in Halbzeit zwei aber auch die Alonso-Elf zeigte, warum sie aktuell so gut in Form ist, gab es letztlich ein gerechtes Remis.
Mit Dynamik, Tempo und einem aggressiven Pressing waren die Weiß-Roten ins Spiel gestartet. Es war mit Ausnahme der ausbaufähigen Chancenauswertung ein fast perfekter Spielvortrag der Stuttgarter. „Das Beste an der ersten Halbzeit war das Ergebnis, wir hatten viele Probleme“, befand daher auch Bayer-Coach Alonso. Im Vorfeld der Partie hatte sein Gegenüber angekündigt, dass man auch die noch ungeschlagenen Leverkusener ärgern kann. Und er sollte recht behalten. Der xGoals-Wert von 3,35 zur Pause sprach eine eindeutige Sprache. „Das muss man bestätigen, die sind eine absolute Top-Mannschaft“, meinte auch der bärenstarke Bayer-Keeper Lukas Hradecky, der sein Team in Halbzeit eins mit tollen Paraden in der Spur hielt.
„Das Gegentor hat uns ein bisschen den Stecker gezogen“
Aus der Kabine kamen Wirtz und Co. aber mit einer anderen Körpersprache. Der Ausgleichstreffer in der 48. Minute war ein Knackpunkt. „Das Gegentor hat uns ein bisschen den Stecker gezogen, hat mental Kraft gekostet“, sagte Hoeneß im Nachgang. Er sei extrem stolz, dass „es dann bei dem Ergebnis geblieben ist. Die Jungs haben gefightet wie die Löwen.“ Auf das Thema mangelhafte Effizienz wollte der stolze Coach verständlicherweise nur bedingt eingehen: „Wir dürfen das jetzt auch nicht zu groß werden lassen“, so Hoeneß, „wir machen viele Dinge richtig, ich will heute nicht zu viel kritisieren.“
Die Stuttgarter scheinen jedenfalls bereit für das nächste Highlight in einer Woche beim Rekordmeister in München. „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“, übte die Cannstatter Kurve nach dem Leverkusen-Remis schon mal für das nächste Kräftemessen mit einem Top-Team der Liga. Und spätestens nach diesem Sonntag dürfte auch den Münchnern klar sein, dass sie sich gegen diesen VfB warm anziehen müssen.