VfB Stuttgart

Wie Ramon Hendriks beim VfB Stuttgart auf leisen Sohlen zur Stammkraft reifte

VfB Stuttgart  Pressekonferenz
VfB-Verteidiger Ramon Hendriks steht gegen seinen Jugendverein vor einem besonderen Abend. © Hansjürgen Britsch

Stuttgart. Ramon Hendriks trifft am Donnerstagabend (21 Uhr/RTL) in der Europa League mit dem VfB Stuttgart auf seinen Jugendklub Feyenoord Rotterdam – doch sein Einsatz ist wegen muskulärer Probleme fraglich. Warum er für seinen Stuttgarter Trainer Sebastian Hoeneß längst mehr ist als nur ein Verteidiger, und was diese Begegnung für ihn bedeutet: eine stille Geschichte über Loyalität, Entwicklung und die Kunst, sich selbst treu zu bleiben.

Ramon Hendriks schlendert an diesem Mittag auf das Podium, ein kleines Grinsen im Gesicht, die Hände in den Trainingsjackentaschen vergraben. „Goedemiddag“, ruft er zu den niederländischen Journalisten, und es ist sofort klar, dass die Sache mit der Wiederbegegnung nicht nur eine sportliche, sondern auch eine biografische ist. Feyenoord. Heimat. Jugend. Und nun: Gegner.

Warum es kein gewöhnlicher Abend für Ramon Hendriks wird

Hendriks ist 24, Innenverteidiger, niederländischer Landsmann, das Trikot mit der Nummer drei auf dem Rücken. Er wirkt wie jemand, der nichts überstürzt, weder auf dem Platz noch daneben. Dabei geht es für ihn gerade um ziemlich viel. Er hat muskuläre Probleme, eine leichte Überlastung, sagt er. „Ich bin ein bisschen müde, aber jeden Tag wird es besser.“ Und man glaubt ihm das, weil er es ruhig sagt, ohne Drama. Aber der Ton verrät, dass er unbedingt spielen will. Am Donnerstagabend, gegen Feyenoord Rotterdam, seinen alten Klub. Es wäre kein gewöhnlicher Abend.

Doch wer Hendriks wirklich begreifen will, muss nur Sebastian Hoeneß zuhören. Denn selten spricht ein Trainer so offen über einen Spieler, ohne dass es nach Pflicht oder Pressekonferenzautomatik klingt. „Ramon hat eine außergewöhnlich gute Entwicklung genommen“, sagt Hoeneß. Und dann folgt eine Lobrede, die viel über den Fußball, aber mehr noch über seinen Charakter erzählt.

„Er läuft ein bisschen unter dem Radar“, schickt Hoeneß vorneweg. „Er verdient mehr Fokus. Er ist in der Lage, jeden Spieler zu verteidigen, er ist stark, er ist schnell, er bringt eine hohe Zweikampfmentalität mit.“ Und dann der Satz, bei dem einige Kollegen kurz aufblicken. „Schmerzen kennt er nicht.“ Das klingt ein wenig nach niederländischem Pragmatismus und ein wenig nach Cannstatter Arbeiterseele. Und nach einem Spieler, der den Fußball nicht komplizierter macht, als er sein muss.

„Perfekter Teamplayer“: Hoeneß lobt Hendriks’ Entwicklung beim VfB

Hoeneß ergänzt: „Auch mit Ball entwickelt er sich gut. Er ist ein ausgezeichneter Charakter, ein perfekter Teamplayer, der sich immer zu einhundert Prozent in den Dienst der Mannschaft stellt. Wir sind sehr froh, dass wir ihn haben.“ Das ist kein Trainerlob im Vorbeigehen. Das ist Anerkennung mit Unterstreichung.

Hendriks hätte auch bei Feyenoord bleiben können. Er war dort früh, erst als Jugendspieler, dann als Profi – und immer umgeben von Mitspielern, die manchmal nur ein bisschen früher im Rampenlicht standen. „Feyenoord hat sich in die eine Richtung entwickelt, ich in die andere“, sagt er. Verletzungen kamen dazu, Zweifel, Leihstationen in Breda, Utrecht, Arnheim. Und dann ruft plötzlich Stuttgart an. „Der Vizemeister der Bundesliga“, sagt Hendriks und lächelt kurz, als könne er es immer noch nicht ganz glauben. „Es war ein großer Schritt. Aber ich habe mir Zeit genommen. Und sie haben mir Entwicklung versprochen.“

Dieses Versprechen wurde eingelöst. Hendriks spielt inzwischen mit einer Selbstverständlichkeit, die niemand laut erklärt hat, aber jeder erkennt. Er wirft weite Einwürfe wie andere einen Eckball. Er verteidigt, als ginge es darum, etwas zu schützen, das ihm gehört. Und er wirkt, als wäre er genau dort, wo er gerade sein soll.

Feyenoord Rotterdam: Der Klub mit den heißesten Fans des Landes

Jetzt also Feyenoord, der Klub mit den heißesten Fans des Landes, wie Hendriks sagt. „Sie machen Lärm. Immer. Ich bin immer noch Fan der Feyenoord-Fans.“ Und er sagt es nicht traurig, nicht wütend, sondern mit einer Art Respekt, der geblieben ist. Man kann das als Zeichen von Größe lesen. Oder als Zeichen von Herkunft. Die Partie ist kein Endspiel, sagt Hoeneß. Aber man könne vieles in die richtige Richtung drehen. Feyenoord ist Tabellenführer in den Niederlanden, spielt ein schnelles, druckvolles 4-3-3, läuft hoch an, holt Bälle, erzeugt Tempo. Und Stuttgart hat seine Heimstärke. Und seine Fans. Und Ramon Hendriks.

So könnten die Teams starten

VfB Stuttgart: Nübel – Mittelstädt, Hendriks, Chabot, Jaquez, Assignon – Stiller, Chema, El Khannouss – Tomas, Undav

Feyenoord Rotterdam: Wellenreuther – Read, Ahmedhodzic, Watanabe, Smal – Valente, Timber – Moussa, Steijn, Sauer – Ueda

Schiedsrichter: Horatiu Fesnic (Rumänien)

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