VfB Stuttgart

Zagadou verletzt sich vor Deventer-Spiel: So steht es um den VfB-Verteidiger

Dan Axel Zagadou
Dan-Axel Zagadou: Der Pechvogel des VfB musste das Abschlusstraining mit einer Muskelverletzung abbrechen – ein bitterer Rückschlag nach seiner kurzen, starken Rückkehr. © Sofiia Shahaievska (Archiv)

Deventer. Es gibt Verletzungen, die stehen einfach nur auf einem Mannschaftsbericht. Und es gibt Verletzungen wie diese, die sich wie eine Tür zuschlägt – direkt vor der Nase eines Fußballers, der gerade wieder angefangen hat zu glauben, dass sie endlich offen bleiben könnte. Innenverteidiger Dan-Axel Zagadou hat sich im Abschlusstraining des VfB Stuttgart vor dem Europa-League-Spiel in Deventer „eine signifikante Muskelverletzung“ zugezogen. Ein Satz, der in seiner Nüchternheit alles verschleiert – und doch alles sagt.

„Er wird nicht nächste Woche wieder mit dem Training anfangen können, soweit lehne ich mich aus dem Fenster“, sagt Trainer Sebastian Hoeneß. In Stuttgart ist so etwas schon eine Ankündigung von tektonischem Ausmaß. Hoeneß schob nach: „Es hat nichts mit dem Knie zu tun, sondern ist einfach eine Muskelverletzung.“ Man hörte die Erleichterung über das eine – und den Schmerz über das andere.

Zagadou kam stabil daher und jetzt der nächste Rückschlag

Denn Zagadou war an diesem Punkt: an der „Schwelle“, wie Hoeneß sagte, „an der wir das Gefühl hatten, dass er stabil daherkommt“. 179 Minuten hatte er in dieser Saison gespielt, 179 Minuten, die man im Verein fast andächtig zählte, weil sie sich anfühlten wie eine Rückkehr ins Licht. In der vergangenen Saison waren es 27 Minuten gewesen, nach zwei Knieverletzungen, die schon für eine Karrierebilanz genügten, die sich keiner wünscht. Und jetzt wieder das. „Das hat uns kalt erwischt“, sagte Hoeneß – und man glaubte ihm jedes Wort. Er wirkte nicht wie ein Trainer, der einen Ausfall moderiert, sondern wie einer, der einem Spieler kondoliert, dessen Hoffnung gerade wieder eingerissen wurde. „Das ist für den Jungen bitter“, sagte Hoeneß, „weil er direkt da war und auf hohem Niveau einsteigen konnte. Auch für uns ist es bitter.“

Nebel, Umwege, Telefonschalte – und ein VfB, der trotzdem bei sich bleibt

Als wäre der Tag noch nicht eigenartig genug gewesen, schob der Himmel am Abend eine weitere Pointe hinterher. Stuttgart wollte am Mittwochnachmittag nach Lelystad fliegen, von dort weiter nach Deventer, aber der Nebel sagte: nein. Der Flieger wich nach Rotterdam aus, die Mannschaft stieg um in einen Bus, fuhr 150 Kilometer durch die Nacht – und Hoeneß sagte nur: „Uns geht’s gut. Wir kommen lediglich später an.“ Der Mann ist inzwischen geübt darin, auf die Dinge zu schauen, die bleiben – nicht auf die, die wegfallen.

Die Pressekonferenz fand trotzdem statt. Per improvisierter Telefonschalte mit den Journalisten. Was wiederum sehr gut passte zu einem Abend, der sich ohnehin anfühlte wie eine improvisierte Bühnenprobe Europas. Der Trainer sprach über das Spiel bei den Go Ahead Eagles, 21 Uhr, kleines Stadion, große Atmosphäre. Über die Tabellenlage, die in diesem Wettbewerb eigenwillig genug ist, um 36 Teams in eine Top-8-Philosophie zu pressen. Stuttgart steht auf Rang 20, „wir müssen fleißig punkten“, sagt Hoeneß. Und er sagt auch: „Wir haben die Chance, Weichen zu stellen.“

Ein Gegner, der Herz zeigt – und ein VfB, der seine Idee zeigt

Deventer ist so einer dieser Gegner, die in Europa nichts zu verlieren haben – und genau dadurch gefährlich werden. Aston Villa geschlagen, Feyenoord geschlagen, Herz, Mut, kürzere Wege, längeres Selbstbewusstsein. Hoeneß spricht mit Respekt, aber auch mit einer klaren Agenda: Kontrolle. „Wir möchten unsere Idee auf den Platz bringen“, sagt er. Es klingt nicht nach Ausweichroute. Es klingt nach Anspruch. Dass dabei drei Spieler fehlen, wird er pragmatisch lösen müssen. Zagadou, verletzt. Tiago Tomás, noch verletzt. Noah Darvich, bei der U21.

Am Ende dieses ohnehin schon ungewöhnlichen Vorabends meldete sich dann noch einer zu Wort, der Stuttgart zuletzt vermutlich häufiger gesehen hat als mancher Bundesliga-Fan: Melvin Boel, Trainer von Go Ahead Eagles Deventer. Und er sagte Sätze, die man sonst eher hört, wenn ein Dirigent über ein Orchester spricht, nicht wenn ein Coach über einen Gegner spricht.

„Stuttgart ist wirklich eine großartige Mannschaft“, sagte Boel – und man merkte, wie sehr ihm die eigene Analyse Freude bereitet hatte. „Wir analysieren manchmal auch Mannschaften, bei denen man sich fragt: Was sehe ich mir da eigentlich an? Aber Stuttgart kann man wirklich genießen.“ Es war einer dieser Momente, in denen die Europa League kurz den Ton wechselte und aus Taktik plötzlich Bewunderung wurde.

Deventer-Coach vergleicht den VfB mit Bayern

Boel ging sogar noch weiter, als wäre er geradezu verpflichtet, die Wahrheit über diesen Gegner einmal laut auszusprechen. Stuttgart, sagte er, stehe „Bayern München in nichts nach“ – in Intensität, in Rotationen, in individueller Qualität. Und doch, und das gehört zu Boels Klarheit, hielt er an der Möglichkeit fest, dass der Fußball manchmal gegen die Logik spielt. „Wenn es gegen Aston Villa möglich ist, dann ist es auch gegen Stuttgart möglich.“ Ein Satz, der Hoffnung macht – und gleichzeitig die Ironie des Erfolgs nicht verschweigt: Seit dem Sieg über die Engländer würden die Gegner Deventer „mehr ernst nehmen“.

So könnten die Teams starten: Go Ahead Eagles Deventer - VfB Stuttgart (21 Uhr/RTL)

Go Ahead Eagles Deventer: de Busser - Dejil, Meulensteen, Kramer, James - Twigt, Rahmouni - Margaret, Goudmijn, Suray - Smit

VfB Stuttgart: Nübel - Jeltsch, Chabot, Mittelstädt - Assignon, Karazor, Stiller, Leweling - Führich, El Khannouss - Undav

Schiedsrichter: Mohammed Al-Hakim (Schweden)

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