VfB Stuttgart

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Der VfB stolpert – und sucht sich selbst

Fußball SC Freiburg vs. VfB Stuttgart
Zwei Niederlagen aus drei Spielen - den Saisonstart hatten sich der VfB Stuttgart und Trainer Sebastian Hoeneß anders erhofft. © Alexander Keppler

Freiburg/Stuttgart. Frust statt Euphorie: Nach drei Spieltagen stolpert der VfB Stuttgart durch die Bundesliga. In Freiburg führten die Schwaben bis zur 80 Minute, verloren aber am Ende 1:3 – und offenbarten Defizite in Tempo, Entschlossenheit und Offensivspiel. Trainer Sebastian Hoeneß fordert Mut, Kapitän Atakan Karazor Grundtugenden. Kann der VfB gegen St. Pauli endlich seinen Rhythmus finden?

Voller Frust saß Sebastian Hoeneß vor den Statistiken. Drei Gegentore in gut zehn Minuten beim 1:3 in Freiburg – und das bei den zuvor punktlosen Breisgauern – werfen Fragen auf, die weit über diese eine Partie hinausgehen. Doch der VfB-Trainer richtete seinen Blick nicht nur auf die Defensive, sondern vor allem auf das Offensivspiel. Zu wenig Bewegung, zu wenig Kreativität, zu wenig Mut, um das Spiel zu gestalten.

„Wir sind nicht zufrieden, überhaupt nicht zufrieden“

Dabei hatte die Partie vielversprechend begonnen. Ein Hackentor von Ermedin Demirovic in der 20. Minute brachte den VfB in Führung. Die Schwaben zogen sich danach jedoch zurück, schienen zufrieden damit, die Führung über die Zeit zu bringen. Doch Freiburg drehte die Partie: Igor Martanovic (81./90.+2, Foulelfmeter) und Derry Scherhant (86.) machten aus einer scheinbar sicheren Führung ein bitteres Déjà-vu. „Wir sind nicht zufrieden, überhaupt nicht zufrieden“, gestand Hoeneß nach der zweiten Auswärtsniederlage der Saison.

Auch Kapitän Atakan Karazor zog ein ernüchterndes Fazit: „Wir stehen nicht da, wo wir es uns erhofft haben. Jeder muss sich hinterfragen. Es geht um Selbstvertrauen, um die Basics, darum, dass jeder für den anderen läuft.“ Demirovic klang ähnlich enttäuscht: „Die Freiburger haben es einfach mehr gewollt. Das tut brutal weh.“

Der VfB kämpft derzeit nicht nur mit taktischen Problemen, sondern auch mit Personalfragen. Nick Woltemade wechselte nach Newcastle, Hyeon-Gyu Oh konnte als Ersatz nicht verpflichtet werden, und Deniz Undav fällt mehrere Wochen aus. So lastet die Verantwortung für das Sturmspiel fast allein auf Demirovic. Die beiden neuen Offensivkräfte, Bilal El Khannouss und Badredine Bouanani, lieferten unterschiedliche Eindrücke: El Khannouss auffällig mit vielen gelungenen Aktionen, Bouanani solide, aber weniger prägend.

Der VfB überlässt dem Gegner zu viel Spielkontrolle

In Freiburg zeigte sich erneut ein Muster, das die Schwaben in dieser Saison schon öfter ausgebremst hat: Die Mannschaft überlässt dem Gegner zu viel Spielkontrolle, vertraut zu sehr auf einzelne Aktionen und scheut das Risiko. Hoeneß kritisierte nach dem Spiel die fehlende Entschlossenheit: „Wir müssen bei den letzten Minuten und den späten Gegentoren ansetzen, um unsere Stärken wieder herauszuarbeiten.“

Ein Blick auf die jüngsten Spiele offenbart ein übergreifendes Problem: Auswärts gelingt es dem VfB zu selten, das eigene Spiel durchzusetzen. Egal, ob im Pokal gegen Zweitligist Eintracht Braunschweig oder zu Saisonbeginn in der Bundesliga – die Schwaben lassen sich zu leicht den Rhythmus nehmen, verhalten sich zu oft passiv und büßen so Selbstvertrauen ein.

Heimspiel gegen St. Pauli wird für den VfB zum Prüfstein

Das Heimspiel gegen den FC St. Pauli am Freitagabend wird zum Prüfstein. Hoeneß fordert Mut, Entschlossenheit und eine klare Rollenverteilung auf dem Platz. Doch längst geht es nicht nur um die nächsten Punkte. Es geht um ein Selbstverständnis: Will der VfB ein Spitzenteam sein, das auch in schwierigen Phasen seinen Stil durchzieht, oder eine Mannschaft, die sich im Bundesliga-Alltag zu oft mit halbem Einsatz durchschleppt?

Die Freiburger Partie hat eines gezeigt: Spielerisch ist das Potenzial da. Doch Willenskraft, Präsenz auf dem Platz und Konsequenz in den entscheidenden Momenten fehlen noch. Und so bleibt nach dem dritten Spieltag ein Fazit, das schmerzt, aber klar ist: Der VfB muss sein Gesicht finden, ehe die Liga ihm den nächsten Spiegel vorhält.

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