Blaulicht

16-Jährige aus Remshalden weiter vermisst: Polizei intensiviert die Fahndung

Polizist
Symbolfoto. © ZVW/Benjamin Büttner

„Wir machen uns Sorgen“, sagt Polizeisprecher Rudolf Biehlmaier, der Fall ist „brisant“: Die Hoffnungen auf einen schnellen Erfolg bei der Suche nach der verschwundenen 16-jährigen Julia W. aus Grunbach haben sich zerschlagen, die Polizei geht jetzt mit einem Fahndungsplakat an die Öffentlichkeit. 

Update: Die Polizei in Reutlingen hat am Freitagnachmittag (03.02.) bestätigt, dass es sich bei dem Leichnam, der am Donnerstag (02.02.) in Oberlenningen im Kreis Esslingen gefunden worden ist, um die vermisste 16-jährige Julia W. aus Remshalden-Grunbach handelt.

Fall der 16-Jährigen wird immer rätselhafter

Gegen 6.30 Uhr am Dienstag, 24. Januar, verließ das Mädchen das Elternhaus in Remshalden-Grunbach, wie immer: Julia W. fuhr für gewöhnlich allmorgendlich mit der S-Bahn zur Schule nach Stuttgart. Dort aber kam die Jugendliche nicht an. Seither wird sie vermisst. Und die Zuversicht, die es anfangs unter den Ermittlern gegeben haben mag, hat sich mittlerweile verflüchtigt – der Fall wird eher immer rätselhafter.

Bei Vermisstenmeldungen, erklärt Biehlmaier, könne die Polizei auf bewährte Routinen und einen großen „Erfahrungsschatz“ zurückgreifen. Die „Umfeldermittlungen“, die in so einem Fall schnell und intensiv beginnen – Befragungen von Angehörigen, Bekannten, Nachbarn, Klassenkameraden – führen, wenn ein so junger Mensch verschwunden ist, oft recht rasch zu einem sich abzeichnenden Motiv: „Gab es Streitigkeiten, Probleme, Krankheiten“, Liebeskummer, schlechte Noten?

Danach fragt die Polizei und hat meist bald einen Faden in der Hand, dem sich folgen lässt. Andeutungen vor dem Abtauchen nach dem Motto „Ich halt’s hier nicht mehr aus“, Äußerungen in sozialen Netzwerken – das sind eigentlich typische, erwartbare Begleitumstände.

Und von hier aus ergeben sich oft auch Hinweise auf einen möglichen Aufenthaltsort, auf eine Vertrauensperson, eine nette Tante, eine enge Freundin, einen Freund, auf irgendjemanden, bei dem der junge Mensch Unterschlupf und Beistand suchen könnte.

Dieses ganze Rechercheprogramm haben die Ermittler auch im Fall Julia W. absolviert, systematisch, umfangreich - und stehen momentan ratlos da, ohne einen Anhalt. „Wir haben keine Erklärung für das Verschwinden“, sagt Biehlmaier. Die anfängliche Annahme, dass eine Spur in den Raum Kirchheim/Teck führen könnte, hat sich bislang offenbar nicht konkretisiert. Zunächst hatten der Kripo "vage Informationen" vorgelegen, "dass das Mädchen seinen Lebenskreis bewusst verlassen haben" und sich bei Kirchheim in der Gemeinde Lenningen aufhalten könnte - doch entsprechende Suchmaßnahmen führten komplett ins Leere.

Einen „Ansatz“ gebe es seither „in keinster Weise, in keiner Richtung“. Alle bisherigen Bemühungen zeitigten „keinerlei Erkenntnisse, die das grundlose Verschwinden des Mädchens in irgendeiner Weise erklären könnten“. Das sei „sehr außergewöhnlich“, das „macht es so brisant“.

Polizei richtet sich mit Fahndungsplakat an Bevölkerung

Andererseits gibt es weiterhin auch keinen Fingerzeig auf ein Gewaltverbrechen. Kein Zeuge, der irgendetwas beobachtet haben will, hat sich gemeldet. Und Julia W. verschwand ja auch nicht in der Nacht – sie bewegte sich zur morgigen Schul- und Berufspendlerzeit im öffentlichen Raum. Man fragt sich, wo sie da überhaupt überfallen, entführt, attackiert worden sein könnte - und wenn, müsste es doch Passanten aufgefallen sein. Wenn ihr aber auf dem Weg von zu Hause zum Bahnhof etwas zugestoßen sein sollte - müsste nicht auch dann irgendwer etwas bemerkt haben?

Die Polizei hat sich deshalb entschlossen, die Öffentlichkeitsfahndung - die bereits am 25. Januar mit der Veröffentlichung eines Bildes der 16-Jährigen begonnen hat - noch deutlich weiter zu intensivieren: Das Polizeipräsidium Aalen richtet sich mit einem Fahndungsplakat an die Bevölkerung. Man werde das eventuell auch in Zügen oder an Bahnhöfen aushängen, „über den Rems-Murr-Kreis hinaus“.

Es kommt jetzt darauf an, möglichst breite öffentliche Aufmerksamkeit herzustellen - in der Hoffnung, dass sich irgendjemand meldet mit einem weiterführenden Hinweis. In einer aktuellen Pressemitteilung des PP Aalen heißt es: „Die Kriminalpolizei bittet nochmals verstärkt und dringlich um Hinweise, die das untypische Verschwinden von Julia W. und deren Aufenthaltsort klären könnten."

Hinweise nimmt die Kripo unter Tel. 0 71 51/95 03 33 entgegen.

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