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Grabkapelle in Stuttgart: Die gute Seele des Monuments geht in den Ruhestand

Otto Grau
„Es war eine Ehre, an diesem besonderen Ort wirken zu dürfen“: Otto Grau im Einsatz an der Grabkapelle. © SSG/Christiane Grau

Stuttgart. Auf dem geschichtsträchtigen Württemberg im Stuttgart er Stadtteil Rotenberg endet eine Ära: Otto Grau, die gute Seele der Grabkapelle, geht in den wohlverdienten Ruhestand. „Mit Herz und Hingabe hat er sich um das königliche Mausoleum gekümmert und trug maßgeblich zur Beliebtheit dieses bedeutenden Monuments bei“, heißt es in der offiziellen Würdigung der Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG). Was Grau zu seinem Abschied sagt – und warum die Arbeit rund um die Kapelle den 86-Jährigen fit gehalten hat.

Mit „Hingabe und Sorgfalt“ habe er „einen unschätzbaren Beitrag geleistet. Seine Herzlichkeit und sein Einsatz haben das Bild der Grabkapelle nachhaltig beeinflusst – dafür sind wir ihm zu großem Dank verpflichtet“, betont Manuel Liehr, der SSG-Geschäftsführer. Er sei „stolz und dankbar für die vielen Jahre hier“, sagt Otto Grau: „Es war eine Ehre, an diesem besonderen Ort wirken zu dürfen und so viele Menschen und Geschichten kennenzulernen.“

Otto Grau und die Grabkapelle: Ein Leben auf dem Württemberg

Der Name Otto Grau ist eng mit der Grabkapelle auf dem Württemberg verbunden. Jahrzehntelang war er für die Müllentsorgung auf dem Gelände zuständig. Seine Tätigkeit ging jedoch weit über diese Aufgabe hinaus. „Für meinen Vater war sein Beruf nie nur Arbeit“, sagt Christiane Grau, die heutige Monumentsverwalterin der Kapelle. „Er war für ihn immer auch eine Gelegenheit, mit den vielen Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch zu kommen.“ Selbst wenn die Verständigung manchmal kompliziert war. So erinnert sich seine Tochter an einen kanadischen Besucher, mit dem Otto Grau trotz Sprachbarrieren herzlich lachen und kommunizieren konnte.

Neben den Begegnungen mit Menschen gab es aber auch handfeste Herausforderungen für Grau, die so eigentlich nicht in der Jobbeschreibung standen. Einmal musste er sogar eine entlaufene Schafherde einfangen und zu ihrem Besitzer zurückbringen – ausgerechnet zu Ostern. Und in den Wintermonaten, als die Wege noch mühsam per Hand geräumt wurden, war körperliche Arbeit unvermeidlich. Doch gerade das hielt Otto Grau fit. „Das jahrelange Schneeschaufeln ist wahrscheinlich ein Grund dafür, dass er heute noch so aktiv ist“, meint seine Tochter.

Die Familie Grau und die Grabkapelle - eine Institution für den Württemberg

Otto und auch seine Frau Doris Grau sind im besten Wortsinn Urgesteine auf dem Württemberg. „Mit unermüdlichem Einsatz haben sie nicht nur die Grabkapelle gepflegt, sondern auch zahlreiche Besucherinnen und Besucher – besonders auch die jüngsten – für diesen besonderen Ort begeistert“, würdigen die SSG diese Grau’sche Hingabe in einer Pressemitteilung. „Die beiden sind quasi eine Institution für den Württemberg“, betont Stephan Hurst, Leiter der Schlossverwaltung Ludwigsburg, zu der die Grabkapelle gehört.

Otto Grau
Otto Grau (mi.) bei seiner Ehrung mit Stephan Hurst von der Schlossverwaltung (li.) und Monumentsverwalterin Christiane Grau (re.). © SSG/Ursula Heinerich

Besonders die von ihnen organisierten Kinderführungen mit der Kapellenmaus Amalie und ihre Unterstützung des Rotenberger Kindergartens „Kapellenzwerge“ haben die Herzen der kleinen und großen Gäste gewonnen.

Auch viele Besucherinnen und Besucher aus dem Rems-Murr-Kreis kommen regelmäßig zu einer der beliebtesten Attraktionen der Landeshauptstadt. Das Mausoleum auf dem 411 Meter hohen Württemberg gilt als einer der romantischsten Orte des Landes. Von der Spitze des Württembergs bietet sich zudem ein herrlicher Blick auf das Neckartal und den Kessel.

Die Familie Grau lebt seit 70 Jahren dort oben - in der Dienstwohnung im sogenannten Priesterhaus am Fuß des Monuments. Was 1950 mit Otto Graus Großvater begann, hat sich über Generationen hinweg zu einer Tradition entwickelt. Die Familie Grau und die Grabkapelle – längst ist das zu einer ganz besonderen Verbindung geworden. „Die Liebe höret nimmer auf“ – der berühmte Bibelvers über dem Eingangsportal der Grabkapelle – beschreibt so auch treffend die Hingabe und Begeisterung, mit der Otto Grau über Jahrzehnte hinweg an diesem historischen Ort gewirkt hat. Und es trotz Ruhestand vermutlich nie so ganz wird sein lassen können. Sehr zur Freude der vielen großen und kleinen Kapellen-Fans.

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