Hans-Ulrich Kopp: Unternehmer aus Stuttgart soll rechte Medien mitfinanzieren
Ende Januar ist der Unternehmer Hans-Ulrich Kopp aus Stuttgart in die Schlagzeilen geraten. Wie taz und Correctiv herausfanden, nahm er an dem viel diskutierten Geheimtreffen mit Politikern der rechtsextremen AfD, der "Werteunion" und Neonazis in Potsdam teil. Auch wir haben darüber berichtet. Kopp, den eine lange Geschichte mit der rechten Szene verbindet, schweigt bislang zu den Vorwürfen. Nun werfen weitere Recherchen die Frage auf: Wie stark hat der Stuttgarter Unternehmer rechte bis rechtsextreme Medien finanziell unterstützt und tut es bis heute? Die Frage ist brisant – auch weil über Kopps Rolle beim Geheimtreffen in Potsdam bislang wenig bekannt ist.
Stuttgarter Unternehmer beim Geheimtreffen in Potsdam: Was war seine Rolle?
Kopp ist Mitglied der rechtsextremen Burschenschaft Danubia. Der Stuttgarter Unternehmer war und ist in weiteren Vereinen aus dem rechten Spektrum aktiv. Er schrieb außerdem für diverse rechte bis einschlägig rechtsextreme Medien. Mehrere Fachjournalisten und Extremismusforscher rechnen Kopp dem rechtsextremen Spektrum zu. Sprich: Mit der extremen Rechten verbindet den Stuttgarter Unternehmer einiges. Das könnte seine Anwesenheit bei dem Treffen in Potsdam ausreichend erklären.
In Potsdam ging es neben Plänen zur massenhaften Vertreibung von Menschen nach völkischen Gesichtspunkten der Correctiv-Recherche zufolge aber auch um etwas anderes: Geld. Und darüber verfügt Kopp offenbar: Seine Firma ist im Bereich Straßenbau angesiedelt und erhält öffentliche Aufträge. Laut Correctiv wurde in Einladungen für das Potsdamer Treffen eine "Mindestspende" von 5000 Euro empfohlen. Im Artikel des Recherche-Kollektivs heißt es, eines der zentralen Ziele des Treffens sei "Spenden sammeln von Vermögenden und Unternehmern, die im Geheimen rechtsextreme Bündnisse fördern möchten". Dabei soll es auch um eine Stärkung der rechten Gegenöffentlichkeit gegangen sein.
Kopp und "Compact": Der stille Teilhaber
Warum Kopp an dem Treffen teilnahm, lässt sich nicht abschließend klären. Auch weil er beharrlich dazu schweigt. Fragen dazu ließ der Unternehmer bislang unbeantwortet. Zwei Recherchen zeigen nun aber: Hans-Ulrich Kopp förderte und fördert längst rechte Medien finanziell. Und das offenbar nicht zu knapp.
Ende März veröffentlichte der Spiegel eine Recherche über die "geheimen Geldgeber des 'Compact'-Magazins". Das Medium wird vom Bundesamt für Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. Laut Spiegel soll Kopp zeitweise stiller Teilhaber des Magazins gewesen sein und mehrfach an das rechtsextreme Medium gespendet haben. "Inzwischen soll Kopp nicht mehr bei der Compact-Magazin GmbH, sondern bei deren Tochterunternehmen Conspect Film GmbH stiller Teilhaber sein, mit einer Einlage von 10.000 Euro", heißt es im Artikel. Die Conspect GmbH produziert für das Online-Videoformat "Compact TV" eine Pseudo-Nachrichtensendung, die unter anderem aus russischer Propaganda und Verschwörungsgeraune besteht.
Kopp und "Eigentümlich frei": Der Kommanditist
Wie Recherchen des Journalisten und Rechtsextremismus-Experten Robert Andreasch zeigen, ist Kopp auch noch in die Geschäfte eines anderen Mediums aus dem rechten Spektrum verstrickt. Der Stuttgarter Unternehmer ist Kommanditist der Lichtschlag Medien und Werbung KG. Seine Einlage laut Handelsregister: 35.000 Euro. Was bedeutet das? Und warum ist das relevant?
Eine Kommanditgesellschaft (KG) besteht aus mindestens einem Komplementär und mindestens einem Kommanditisten. Komplementäre haften bei dieser Unternehmensform mit ihrem gesamten Privatvermögen. Die Kommanditisten haften jeweils "nur" mit ihrer Einlage.
Die Lichtschlag Medien und Werbung KG gibt die Monatsschrift "Eigentümlich frei" heraus, bei der es sich nach eigener Darstellung um ein libertäres Medium handelt. Expertinnen unterschiedlicher Fachbereiche rechnen "Eigentümlich frei" dem Spektrum der Neuen Rechten zu. Dabei handelt es sich um eine politische Strömung, die sich unter anderem durch den Versuch auszeichnet, rechtsextreme Akteure mit nationalkonservativen Akteuren zu verbinden.
"Zum letzten Mittel greifen": Wenn fünf Männer "bis zum Büro von Frau Roth vordringen"
Unsere Recherchen zeigen: Kopp schrieb auch mindestens einen Text, der auf der Website der "Eigentümlich frei" veröffentlicht wurde und weiterhin abrufbar ist. Darin zeichnet der Stuttgarter Unternehmer mit Worten eine Art Dystopie: Sein Protagonist trägt ein Überwachungsimplantat und ist mit allerlei Verboten und Zensur konfrontiert, während Migranten und deren Nachfahren in einer autonomen Zone in Berlin-Wedding "steuerfrei und ohne Implantat" leben. Der Text heißt "Fiktion?: Als die Betreuung des Herrn N. beendet war" und stammt aus dem Jahr 2011. Spielen soll das textgewordene rechte Angstszenario 2024.
Der Text endet wie folgt: Der Protagonist entfernt sich sein Implantat und geht in die autonome Zone, wo es, wie Kopp betont, auch Waffen zu kaufen gibt. Einen Absatz später macht er sich mit fünf Freunden auf den Weg zum "Kanzlerinnenamt". Zitat: "Sie wissen nicht, ob sie bis zum Büro von Frau Roth vordringen werden, aber sie wissen, dass es ihnen ernst ist". Gemeint ist wohl Grünen-Politikerin Claudia Roth, ein langjähriges Feindbild der extremen Rechten. Hätte man "rechtzeitig was getan", müsste man "jetzt nicht zum letzten Mittel greifen", sagt einer dieser fiktiven Freunde im Text. Was dieses "letzte Mittel" ist, wird nicht noch expliziter ausgeführt.
Förderer und Autor rechter Medien: Hans-Ulrich Kopp schweigt weiter
Hans-Ulrich Kopp schweigt weiterhin. Auch diesmal ließ der Stuttgarter Unternehmer eine Anfrage unserer Redaktion unbeantwortet. Wie auch alle anderen Anfragen von Kolleginnen und Kollegen seit der Correctiv-Recherche zum Geheimtreffen in Potsdam. Langsam entsteht der Eindruck, als wolle der Förderer und Autor rechter bis rechtsextremer Medien mit nicht-rechten Medien nicht sprechen.