Rechtes Geheimtreffen in Potsdam: Unternehmer aus Stuttgart nahm teil
An dem rechten Geheimtreffen in Potsdam, bei dem Pläne zur Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland besprochen worden sein sollen, hat auch ein Unternehmer aus Stuttgart teilgenommen: Hans-Ulrich Kopp. Das haben Recherchen der „taz“ in Kooperation mit „Correctiv“ ergeben. Bildmaterial, das unserer Redaktion vorliegt, stützt die Aussagen über Kopps Anwesenheit. Wie passt der Unternehmer ins Bild?
Correctiv-Recherche: Worum ging es bei dem Treffen in Potsdam?
Das Recherchekollektiv „Correctiv“ hat am 10. Januar über ein Geheimtreffen in Potsdam berichtet, das bereits Ende November stattgefunden hat. Demnach haben sich in einem Hotel hochrangige AfD-Politiker und Mitglieder der Partei, Neonazis, Unternehmer und Mitglieder der CDU-nahen „Werteunion“ getroffen, um im Verborgenen über einen Plan des Rechtsextremisten Martin Sellner (Identitäre Bewegung) zu sprechen. Sellner soll an diesem Tag skizziert haben, wie Asylbewerber, Ausländer mit Bleiberecht und „nicht assimilierte Staatsbürger“ aus Deutschland vertrieben werden können. Laut „Correctiv“ sei es bei dem Treffen außerdem um die Finanzierung einer rechtsextremen Gegenöffentlichkeit gegangen.
Laut „taz“-Bericht nahm auch Hans-Ulrich Kopp an diesem Treffen teil. Kopp ist Geschäftsführer mehrerer Unternehmen im Bereich Straßenbau mit Sitz in Stuttgart. „Als Bauunternehmer bekommt er öffentliche Aufträge, als Aktivist hat er Verbindungen in die einschlägigsten rechten Kreise“, schreibt die taz. Kopp ist seit Jahrzehnten in der extrem rechten Szene bekannt und war in diversen Organisationen und Medien aktiv. Mehrere Extremismusforscher und Fachjournalisten rechnen ihn dem rechtsextremen Spektrum zu.
Extrem rechter Lebenslauf: Burschenschaft, Vereine, Szene-Medien
1989 gründete Hans-Ulrich Kopp als Student in München mit anderen einen Hochschulverband der rechten Kleinpartei Republikaner, der nur für kurze Zeit existierte. Er war jahrelang Vorstand des geschichtsrevisionistischen, extrem rechten Vereins „Kultur- und Zeitgeschichte, Archiv der Zeit“, der mittlerweile aufgelöst wurde. Kopp ist außerdem seit langem Mitglied in der rechtsradikalen Burschenschaft Danubia, bei der er mittlerweile zu den „Alten Herren“ zählt. Die Burschenschaft gerät wegen ihrer Verbindungen ins rechtsextreme Milieu regelmäßig in den Fokus von Verfassungsschützern und Medien, zuletzt insbesondere wegen Kontakten der jungen Studenten zur Identitären Bewegung. Auf der Website der Burschenschaft wird Kopp im Impressum als Verantwortlicher genannt. Welche konkrete Funktion Kopp in der Burschenhaft innehat, ist uns nicht bekannt.
Auch im „Witikobund“ engagiert sich Kopp seit vielen Jahren und saß zeitweise im Bundesvorstand. Ob er dort noch Mitglied ist, lässt sich nicht mit abschließender Sicherheit sage. Der Verein, der nach eigenen Angaben die Interessen von Sudetendeutschen vertritt, steht seit langem in der Kritik. Die meisten Gründungsmitglieder waren zuvor in der NSDAP oder der SS aktiv. 2001 stellte die Bundesregierung „eine Verdichtung von tatsächlichen Anhaltspunkten für rechtsextreme Bestrebungen“ beim „Witikobund“ fest. Eine Einschätzung, die sie 2008 noch einmal wiederholte. Das Bundesamt für Verfassungsschutz äußerte sich auf Nachfrage nicht dazu, ob der Verein aktuell beobachtet und wie er eingestuft wird.
Kopp schrieb außerdem über die Jahre für diverse Blätter, von rechtskonservativen bis einschlägig rechtsextremen. Dazu zählen beispielsweise die „Junge Freiheit“, „Nation und Europa“ oder die „Deutsche Militärzeitschrift“. Gemeinsam mit einem Nürnberger Anwalt ist er Verleger des Lepanto-Verlags. Dort werden neben einem Buch des emeritierten Papstes Benedikt XIV. und weiterer hochrangiger Kirchenvertreter auch Autoren verlegt, die in der Vergangenheit beim „Institut für Staatspolitik“ (IfS) oder im Umfeld dessen Gründers, Götz Kubitschek, in Erscheinung getreten sind. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft das IfS als gesichert rechtsextremistisch ein.
Geheimtreffen in Potsdam: Der Unternehmer aus Stuttgart schweigt
Der Bericht über das rechte Geheimtreffen in Potsdam hat deutschlandweit eine Welle der Empörung ausgelöst. Allein am Wochenende vom 20. und 21. Januar waren rund eine Million Menschen aus Protest gegen die Pläne, die dort besprochen worden sein sollen, auf der Straße – rund 25.000 davon in Stuttgart. Die Teilnehmer, die bisher bekannt waren, haben im Nachgang auf unterschiedliche Weisen ihre Rolle bei dem Treffen relativiert oder Aussagen, die dort getroffen worden sein sollen, bestritten.
Und der Unternehmer aus Stuttgart? Hans-Ulrich Kopp hat sich auf Nachfrage unserer Redaktion bislang nicht zu seiner Anwesenheit beim Geheimtreffen in Potsdam geäußert. Auch Fragen zu den Inhalten, die dort besprochen worden sein sollen, seinem Mitgliedschaftsstatus im Witikobund oder seiner Rolle in der Burschenschaft Danubia ließ er unbeantwortet.