Querdenker-Szene: Querdenken-Oberhaupt Michael Ballweg hat offenbar Geldprobleme
Michael Ballweg hat offenbar Geldrobleme: Der Querdenken711-Initiator bittet in einem aktuellen Video um „finanzielle Unterstützung“. Das Geld benötige er unter anderem um sein „Leben weiter zu bestreiten“ und Gerichtsprozesse führen zu können.
„Alle meine Kunden haben ihre Verträge gekündigt“, sagt der IT-Unternehmer aus Stuttgart im Video. Ballweg hatte bereits in der Vergangenheit behauptet, seine Firma würde aus politischen Gründen boykottiert. Großkunden widersprachen dieser Darstellung damals gegenüber dem SWR.
Ballweg behauptet im aktuellen Video weiter, dass ihm „am laufenden Band die Konten gekündigt“ würden. Betroffen seien sowohl private, als auch Firmenkonten. „Meine finanziellen Mittel sind momentan erschöpft.“
Vorwurf Intransparenz: „Nicht ohne Weiteres nachvollziehbar“
Dem Querdenken-Oberhaupt war in der Vergangenheit immer wieder Intransparenz im Umgang mit Einnahmen vorgeworfen worden. Das Landesamt für Verfassungsschutz nannte die Finanzierung der Querdenken-Bewegung gegenüber dem SWR "nicht ohne Weiteres nachvollziehbar".
Neben den Einnahmen aus dem Merchandising geht es dabei vor allem um die undurchsichtigen Spendeneinkünfte der Initiative „Querdenken711“. Ballweg hatte sich immer auf den Standpunkt gestellt, dass es sich um Schenkungen handle, die er als Privatperson nicht offenlegen müsse.
Netzpolitik.org und das ZDF Magazin Royale kamen in einer gemeinsamen Recherche Ende 2020 zu dem Schluss, dass Ballweg im Zusammenhang mit „Querdenken“ Geschäfte gemacht habe, von denen er persönlich profitierte. Darauf sei auch das Finanzamt aufmerksam geworden.
„Herzensmenschen“: Kontroverse um Ballwegs Familienstiftung
Als Reaktion auf Intransparenzvorwürfe kündigte Ballweg damals an, eine Stiftung für Querdenken711 gründen zu wollen. Nach BR-Recherchen beantragte Ballweg eine solche Stiftung tatsächlich noch Ende 2020, zog den Antrag aber wieder zurück.
Im Frühjahr 2021 beantragten Ballweg und seine Frau dann die „Herzensmenschen Familienstiftung“ beim Regierungspräsidium Hessen. Zweck: "[D]ie Förderung des Stifters, der leiblichen und gesetzlichen Abkömmlinge des Stifters und des in gültiger Ehe lebenden Ehepartners des Stifters".
Eine Verbindung zu Querdenken sei nicht zu erkennen, sagte das Regierungspräsidium Darmstadt damals gegenüber dem BR – und wäre bei einer Familienstiftung nach Meinung von Fachleuten auch rechtlich problematisch. Ballweg äußerte sich bislang selbst nicht öffentlich zu der Frage, wie seine Stiftung die Querdenken711-Initiative (mit-)finanzieren könnte.
Querdenker-Szene: Ballwegs Einfluss schwindet
Der Einfluss Michael Ballwegs auf die Querdenker-Szene schwindet seit Monaten. Bestimmten einst die Querdenken-Initiativen mit den von ihnen organisierten Großdemonstrationen das Protestgeschehen weit über die baden-württembergischen Landesgrenzen hinaus, spielen Ballweg & Co. aktuell kaum eine Rolle.
Die Protestform hat sich in den letzten drei Monaten von der zentralen Großkundgebung zu den dezentralen Demo-„Spaziergängen“ gewandelt. Immer wieder gab es dabei szeneinterne Kritik an vorangegangenen Protesten der Querdenken-Bewegung. Zudem zog Ballweg sich zusehends zurück, kündigte zwischenzeitlich Protest-Pausen an und war in den relevanten (Telegram-)Kanälen der Szene wenig präsent.
Die Reaktionen der Querdenker-Szene auf Ballwegs aktuelles Video sind entsprechend gespalten: Einige bekannte Aktivisten sprechen ihm ihre Solidarität aus und verbreiten den Unterstützungsaufruf. In den Kommentaren werden Ballwegs Verdienste für die Querdenken-Bewegung hervorgehoben.
Andere Querdenker reagieren wiederum mit Unverständnis und offener Kritik: „Wo war er 2021, als es in Deutschland ernst wurde“, heißt es in einem Telegram-Kanal der Szene. „Nachdem er und die Selbstdarsteller fort sind, hat der Widerstand erst richtig begonnen.“
Kennen Sie schon unsere News App?
Mit der ZVW News App kommen Ihre Nachrichten jetzt bequem via Push auf Ihr Smartphone. Welche News Sie bekommen, entscheiden Sie selbst. Sie können die ZVW News App zusammen mit ZVW Plus 30 Tage lang kostenlos testen. Jetzt gleich herunterladen:
- für iOS im App Store
- für Android im Google Play Store