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Region Stuttgart: Polizei-Einsatz nach Veranstaltung mit Rechtsextremist Sellner

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Symbolfoto. © Benjamin Büttner

Der rechtsextreme Aktivst Martin Sellner hat am Freitag (10.11.) im Raum Stuttgart sein neues Buch vorgestellt. Nach Ende der Veranstaltung gab es einen größeren Polizei-Einsatz. Was war passiert?

Polizei widerspricht Martin Sellner: Gaststätte in Nürtingen nicht umstellt

"Vor der Unterkunft hier sind 30 Polizisten, die jeden einzelnen der hier war aufschreiben." Mit diesen Worten meldete sich Sellner am Freitagabend mit einem Video auf seinem Telegram-Kanal. Die Einsatzkräfte hätten "das gesamte Gelände umstellt" und würden Platzverweise für ein "LGBTQ-Festival" in der Nähe erteilen. "Wir wussten nicht mal was von diesem Festival". 

Die Polizei schildert das anders: Man habe im Vorfeld von einem geplanten Treffen "mutmaßlich der sogenannten Identitären Bewegung zuzurechnenden Personen" gewusst. Es habe außerdem einen Hinweis "auf mögliche Störungen einer zeitgleich in Esslingen stattfindenden Veranstaltung" gegeben. Es handelte sich um das QueerFilmFestival des Kommunalen Kinos Esslingen, wie der Sprecher auf Nachfrage bestätigte. Deswegen habe eine zweistellige Zahl von Polizisten den Teilnehmern der Veranstaltung bei ihrer Abfahrt Platzverweise für den Esslinger Innenstadtbereich erteilt – 57 Platzverweise insgesamt. "Eine Umstellung des Gebäudes oder des Geländes hatte zuvor nicht stattgefunden." 

Martin Sellner: Gesicht der IB mit Neonazi-Vergangenheit

Martin Sellner ist einer der einflussreichsten Rechtsextremisten im deutschsprachigen Raum. Über Jahre war er das Gesicht der rechtsextremen Identitären Bewegung (IB) in Österreich, erst Anfang 2023 kündigte er den Rückzug von seiner Position als IB-Sprecher an. Laut der österreichenen Zeitung "Der Standard" hat er eine einschlägige Vergangenheit: "Bis 2011 war er ein Neonazi, der mit dem Holocaustleugner Gottfried Küssel und in der rechtsextremen Burschenschaft Olympia marschierte." Sellners Buch wird im Anatois Verlag von Götz Kubitschek, Gründer des rechtsextremen Instituts für Staatspolitik, verlegt. 

Martin Sellner verbreitet auf seinen Kanälen unter anderem die rechtsextreme Verschwörungserzählung vom "Großen Austausch", die schon mehrfach von Rechtsterroristen als Legitimation für ihre mörderischen Anschläge herangezogen wurde. Der Attentäter, der 2019 im neuseeländischen Christchurch bei einem rechtsextremen Terroranschlag auf zwei Moscheen 51 Menschen erschoss und weitere 50 verletzte, bezog sich ebenfalls auf diese Verschwörungserzählung. Der Rechtsterrorist hatte 2018 rund 1.500 Euro an Sellner gespendet. 

Sportgaststätte in Nürtingen: Bislang kein Kommentar 

Wo Martin Sellner am Freitag gelesen hat, das wollte der Rechtsextremist seinen Anhängern auf Telegram nicht verraten. "Grüße aus dem südostdeutschen Raum", hieß es in einem Video, er melde sich "aus dem Raum Stuttgart" im nächsten. Das Polizeipräsidium Reutlingen bestätigte unserer Redaktion, dass die Lesung Sellners in einer Sportgaststätte in Nürtingen stattfand. Wusste man dort, wer Sellner ist? Der Betreiber hat auf eine Anfrage unserer Redaktion bislang nicht reagiert. 

"Die Veranstaltung, zu der überregional Kader und Sympathisant*innen anreisten, diente insbesondere der Vernetzung", schrieb die baden-württembergische Fachstelle mobirex, die sich mit der extremen Rechten beschäftigt und darüber infomiert, im Nachgang auf X (ehemals Twitter). "Jedoch wird es die Identitären wurmen, dass ihre mutmaßlich geplante Aktion nicht für die mediale Selbstinszenierung stattfinden konnte."

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