VfB Stuttgart

Alfred Schreuder oder Jess Thorup? Warum sich die VfB-Trainersuche so hinzieht

Fußball TSG 1899 Hoffenheim vs. Eintracht Frankfurt
Wird Alfred Schreuder (hier bei der TSG Hoffenheim) der neue Trainer des VfB Stuttgart? © Pressefoto Baumann

Wer wird der neue Trainer beim VfB Stuttgart? Diese Frage bleibt auch acht Tage nach dem Matarazzo-Aus unbeantwortet. Obwohl mit Alfred Schreuder und Jess Thorup bereits zwei Kandidaten in Stuttgart vorstellig wurden, steht weiter Interimstrainer Michael Wimmer an der Seitenlinie. Die Suche nach einem neuen Coach zieht sich also weiter hin. Warum das vor allem mit dem aktuellen Ajax-Cheftrainer zu tun hat – eine Spurensuche.

Ist Alfred Schreuder der heimliche Favorit beim VfB?

Zwei Kandidaten sollen es sein, die als Nachfolger für Pellegrino Matarazzo in Frage kommen. „Wir haben zwei, die richtig Bock haben und mit denen wir reden“, sagte Sportdirektor Sven Mislintat am Samstag (15.10.) im Rahmen des Bochum-Spiels. Inzwischen ist klar: Bei den beiden handelt es sich um Jess Thorup und Alfred Schreuder. Thorup ist Ex-Trainer des FC Kopenhagen, sein Konkurrent Schreuder trainiert aktuell Ajax Amsterdam.

Beide Fußballlehrer genießen einen guten Ruf, beide sind für Offensivfußball bekannt. Auf den ersten Blick passt sowohl der Däne als auch der Niederländer in das Trainerprofil der Schwaben. Allerdings hat Schreuder einen entscheidenden Vorteil: Er kennt die Bundesliga und den Abstiegskampf aus seiner Zeit in Hoffenheim. Das Problem ist nur: Der Niederländer steht bei Ajax Amsterdam noch bis 2024 unter Vertrag, Jess Thorup hingegen wäre sofort verfügbar. Dass der VfB noch keine Entscheidung gefällt hat, obwohl Thorup sofort zu haben wäre, legt den Verdacht nahe: Schreuder ist der Favorit. Und genau da liegt das Problem. 

Denn der neutrale Beobachter fragt sich ratlos: Wieso sollte der Ajax-Cheftrainer von einem Champions-League-Club zu einem Abstiegskandidaten wechseln? Wieso sollte Schreuder, der erst seit diesem Sommer den aktuellen Tabellenführer trainiert, nach nur wenigen Monaten in Stuttgart aufschlagen? Und warum sollte sich der 49-Jährige vom „niederländischen FC Bayern“ abwenden?

Warum ein kurzfristiger Schreuder-Wechsel nicht in Frage kommt

Hört man sich im Nachbarland um, scheint es zwischen Schreuder und dem Rekordmeister zu knirschen. Nach sehr erfolgreichen Jahren, in denen Ajax weit über seinen Verhältnissen gespielt hat (CL-Halbfinale 2019), befindet sich die junge Elf in einem Umbruch. Stützen wie Antony, Gravenberch, Mazraoui oder Haller haben Ajax in diesem Sommer verlassen. Mit de Ligt, de Jong oder van de Beek sind schon in den Jahren zuvor wichtige Leistungsträger gegangen. Die Erwartungen an Schreuder und sein Team sind hoch – zu hoch.

Der Druck, unter dem in Amsterdam gearbeitet wird, ist extrem. Vor allem die beiden herben Klatschen in der Champions League gegen Neapel veränderten die öffentliche Wahrnehmung rund um den Club. Dementsprechend kurz ist die Zündschnur von Schreuder. Das bekamen jüngst auch die niederländischen Journalisten zu spüren. Nach dem 7:1-Sieg gegen Excelsior platzte dem 49-Jährigen der Kragen, in einer Wutrede beschwerte er sich über den harten Umgangston ihm und seiner Mannschaft gegenüber (nachzulesen bei espn.nl).

Dass der VfB in dieser emotionalen Gemengelage nun seine Chance wittert, den Ajax-Cheftrainer an den Neckar zu lotsen, erscheint nachvollziehbar. Aus den Niederlanden hört man aber, dass die Chancen der Schwaben nicht besonders gut aussehen. Zum einen liege Schreuders Fokus voll auf Ajax – diese Aufgabe will er erfolgreich weiterführen. Zum anderen handle es sich bei dem aktuellen Konflikt nur um eine erste kleine Krise, die spätestens mit einem Sieg gegen Eindhoven (06.11.) und dem Überwintern in der Europa League wieder vorbei wäre.

Das Interesse von Ajax, den eigenen Cheftrainer loszuwerden, ist also gering - vor allem zum aktuellen Zeitpunkt. Dass Schreuder in ein paar Tagen als neuer Trainer in Bad Cannstatt vorgestellt wird, gilt bei Eredivisie-Experten als nahezu ausgeschlossen. Wenn die Trainerkommission rund um Wehrle, Mislintat und Khedira also den Ajax-Coach favorisieren sollte, wird es nichts mit einem kurzfristigen Trainerwechsel. Michael Wimmer würde also weiter an der Seitenlinie stehen. Und Jess Thorup könnte von der Warterei irgendwann genug haben.