VfB Stuttgart

Wird Jess Thorup der „Matarazzo 2.0“? Was der neue VfB-Trainer mitbringen soll

Fußball VfB Stuttgart vs. VfL Bochum
Stuttgarts Sportdirektor Sven Mislintat. © Pressefoto Baumann

Die sportliche Talfahrt des VfB Stuttgart wurde durch den 4:1-Sieg gegen den VfL Bochum gestoppt - zumindest vorerst. Schon im Pokalspiel am kommenden Mittwoch (19.10.) könnte der neue Cheftrainer auf der Bank sitzen. Der Neue soll den Spagat zwischen individueller Entwicklung der Spieler und dem Ergebnisdruck in der Bundesliga besser meistern können als sein Vorgänger. Und genau deshalb ist wohl der Däne Jess Thorup in den Fokus der VfB-Bosse gerückt.

Mislintat kritisiert „Name-Dropping“ in den Medien

Erleichtert war Sven Mislintat nach dem ersten Bundesliga-Dreier der neuen Saison. Aber nach den turbulenten Tagen in Folge der Trennung von Matarazzo auch etwas angesäuert angesichts der vielen Spekulationen rund um mögliche Trainerkandidaten. „Nehmt das bitte nicht als zu heftige Kritik. Aber was für ein Name-Dropping da am Ende des Tages stattfand …“, sagte der Stuttgarter Sportdirektor am Samstagabend (15.10.) in den Katakomben der Arena. Die Suche nach einem neuen Cheftrainer ist zwar noch nicht abgeschlossen, biegt allerdings auf die Zielgerade ein

Jess Thorup
Medienberichten zufolge ist Trainer Jess Thorup ein Kandidat als Matarazzo-Nachfolger beim VfB Stuttgart. © Marco Steinbrenner

Zwei Kandidaten sind in der Endauswahl, eine Entscheidung soll zeitnah getroffen werden. „Wir haben zwei, die richtig Bock haben und mit denen wir reden“, sagte Mislintat.

Jess Thorup zu Gesprächen in Stuttgart?

Laut Medienberichten soll einer der finalen Kandidaten der Däne Jess Thorup sein, der zuletzt den FC Kopenhagen trainiert hatte. Wie die dänische Boulevardzeitung «B.T.» meldete, sei der 52-Jährige für Gespräche bereits zusammen mit seinem Agenten in Stuttgart gewesen, um über den Job zu sprechen, berichtete die Zeitung, die das Ganze mit Bildern des Trainers vor Ort dokumentierte. 

Der kriselnde FC Kopenhagen hatte sich vor knapp vier Wochen von Thorup getrennt. In Dänemark gilt der ehemalige Stürmer (u.a. Odense, Uerdingen und Esbjerg) als moderner Fußball-Lehrer, der mit jungen Spielern erfolgreich arbeiten kann. Sein Spielstil ist ballorientiert und offensiv. Er verfügt über Erfahrung im Akademie-Bereich (dänische U20 und U21) sowie im Profifußball (u.a. Kopenhagen, Gent und Midtjylland). Die perfekte Mischung also für den VfB?

Der VfB sucht keinen klassischen Feuerwehrmann

Einen klassischen Feuerwehrmann sucht der VfB jedenfalls nicht. Kurz zusammengefasst wünscht sich die Stuttgarter Trainerfindungs-Kommission - besehend aus Mislintat, Wehrle, Rüdt und Khedira - eine Art „Matarazzo 2.0“. Allerdings soll der neue Mann den Spagat zwischen der individuellen Entwicklung junger Spieler und dem Ergebnisdruck in der Bundesliga deutlich besser meistern können als sein Vorgänger. Gewissermaßen ein Update zur „alten“ Matarazzo-Version, letztlich war der beim Team, dem gesamten Klub und den Fans hochgeschätzte Italoamerikaner genau an diesem Punkt gescheitert.

Mit dem Erfolg gegen den VfL Bochum wurde nun ein erster Schritt aus dem Tabellenkeller gemacht. Interimstrainer Michael Wimmer hatte dabei keine taktische Revolution ausgerufen. Vielmehr hatte der bisherige Assistent von Matarazzo einen klugen Matchplan gewählt, dem VfL viel den Ball überlassen und in den richtigen Momenten die Bochumer Außenverteidiger angelaufen.

Die frühe Führung spielte dem VfB dabei natürlich in die Karten. Auch das Spielglück hatten die Schwaben an diesem Samstagnachmittag auf ihrer Seite. Weshalb manchem Fan beim Verlassen der Arena die Frage in den Sinn kam, ob der erste Dreier in der neuen Spielzeit auch mit dem alten Trainer gelungen wäre. 

Etwas Entspannung für die schwäbische Fan-Seele

Schließlich war der Gegner aus dem Ruhrpott beileibe keine Übermannschaft. Und auch der VfB präsentierte trotz einer über weite Strecken ordentlichen Leistung zahlreiche altbekannte Schwächen. Gegen ein Team aus dem oberen Tabellendrittel hätte der Stuttgarter Spielvortrag wohl kaum zu einem klaren Heimsieg geführt. Da aber auch das Fußballer-Leben nicht im Konjunktiv stattfindet, blickt die schwäbische Fan-Seele etwas entspannter auf die kommenden Tage.

Im DFB-Pokal geht es am kommenden Mittwoch (19.10.) gegen den Zweitligisten Arminia Bielefeld. Auch dort kann (und muss) dringend benötigtes Selbstvertrauen getankt werden. Und womöglich gibt dann auch der neue Übungsleiter seine Premiere-Vorstellung in der Mercedes-Benz-Arena.