An der Belastungsgrenze: Der VfB geht auf dem Zahnfleisch, zeigt aber Moral
Bremen. Der Ablauf sei in dieser Saison „relativ simpel“, so Trainer Sebastian Hoeneß: „Wir reisen, wir spielen, wir regenerieren. Wir reisen wieder, wir spielen, wir regenerieren. Und dann reisen wir wieder.“ Weshalb es wenig verwunderlich erscheint, dass der VfB Stuttgart schon nach dem ersten Drittel der Saison zumindest phasenweise an seine Belastungsgrenze geführt wird. Und so fließen in die Bewertung des jüngsten Remis bei Werder Bremen mehrere Faktoren ein. Da wäre zum einen die hohe Schlagzahl an Spielen. Zum anderen aber auch die überaus angespannte Personalsituation in der Offensive. Der VfB geht infolgedessen auf dem Zahnfleisch, zeigte am Samstagnachmittag (30.11.) beim 2:2 am Osterdeich aber auch große Moral.
„Wir spielen gerade sehr, sehr viele Spiele. Die Personaldecke wird dünner. Dann spielst du in Bremen, liegst zweimal zurück und holst noch einen Punkt. Das sind die Dinge, die heute für mich wichtig sind“, unterstreicht deshalb Sebastian Hoeneß. Die wackelige Hintermannschaft, das mit Ausnahme des sagenhaft effizienten Ermedin Demirovic holprige Angriffsspiel? Nach einem mühsam erkämpften Unentschieden an der Weser blicken die VfB-Verantwortlichen lieber auf das große Ganze. Und da ist der eine Punkt in der Fremde zwar kein Sechser im Lotto, aber auch keineswegs ein Anlass für Grundsatzdebatten.
Warum sich das Remis in Bremen für den VfB wie ein Sieg anfühlt
Ganz ähnlich sieht es auch Sportvorstand Fabian Wohlgemuth: „Zwischenzeitlich hat man schon gemerkt, dass wir das Spiel vom Mittwoch in Belgrad noch in den Knochen hatten. Zweimal sind wir zurückgelegen, zweimal sind wir zurückgekommen – weshalb sich das 2:2 auch wie ein Sieg anfühlt.“
Bei allem berechtigten Lob für die tadellose Einstellung der Schwaben bleibt auch die Erkenntnis, dass sich die Defensivproblematik zu einem immer größeren Problem auswächst. 21 Gegentore stehen nach nun zwölf Spieltagen zu Buche. Definitiv zu viel für ein Team mit der Qualität und den Ambitionen auf einen Platz im oberen Tabellendrittel.
Allerdings spielt auch hier der Faktor „Dreifach-Belastung“ eine nicht zu unterschätzende Rolle. „Meistens fängt es mental an, dass du nicht mehr so schnell schaltest und die Entscheidungen nicht so schnell triffst, wie du sie treffen musst“, sagt Sebastian Hoeneß und führt dazu als Beispiel die Anfangsphase der zweiten Halbzeit im Weserstadion an: „Vor allem in den 20, 25 Minuten vor dem 2:1 hat man gesehen, dass leichte Fehler gemacht werden.“
Die Bremer schalteten einen Gang hoch – und der zu diesem Zeitpunkt bereits überstrapazierte VfB-Bolide konnte da nicht mithalten. Immerhin zeigte der schwäbische Rennwagen seine Qualitäten im Zielsprint. Um ein Haar hätte Joker Nick Woltemade mit der letzten Aktion des Spiels das 3:2 erzielt. „Sehr schön wäre es für ihn und für uns gewesen, wenn er seiner alten Liebe am Ende hätte wehtun können“, so Sebastian Hoeneß, „aber das wäre heute des Guten zu viel gewesen.“
Erst Regensburg, dann Union Berlin: Für den VfB geht es Schlag auf Schlag
Zeit zum Grübeln oder gar Ausruhen bleibt der schwäbischen Reise-Gruppe derweil nicht. Schon am Dienstag (03.12.) steht das DFB-Pokal-Achtelfinale beim Zweitliga-Letzten in Regensburg auf dem Programm, am Freitagabend (06.12.) folgt ein Liga-Heimspiel gegen Union Berlin. „Die Einteilung hat mich schon ein bisschen gewundert“, so Fabian Wohlgemuth, der jedoch viel zu sehr Pragmatiker ist, als dass er sich über derlei wenig durchdachte Spielplangestaltung ernsthaft ärgern würde. Sie müssen es ja ohnehin nehmen, wie es kommt. So oder so.
{element}Pflichtbewusst richtet der Stuttgarter Sportchef daher den Blick direkt auf die nächste Herausforderung: „Auch in Regensburg wird es um die Einstellung gehen. Das wird eine Fokus- und Konzentrationsaufgabe.“ Und dass die Stuttgarter über den richtigen Arbeitsethos verfügen, haben sie nun ein weiteres Mal bewiesen.