Bruno Labbadia in der Kritik: Warum der VfB vorerst an seinem Trainer festhält
Der VfB Stuttgart ist am vorläufigen Tiefpunkt angekommen: Die Schwaben gehen als Tabellenletzter in die Länderspielpause. Die Stimmung bei den Fans im Stadion ist gekippt, die Abstiegsgefahr ist groß wie nie, in der Mannschaft rumort es – trotzdem sitzt Bruno Labbadia fest im Sattel. Warum die Verantwortlichen weiter von ihrem Cheftrainer überzeugt sind.
Labbadia bislang nicht der erhoffte Retter beim VfB
Am 12. Dezember 2022 stellte Alexander Wehrle den Mann vor, mit dem der VfB den Klassenerhalt schaffen soll: Bruno Labbadia. „Er ist in der Lage, eine Mannschaft zu stabilisieren und zu verbessern“, sagte der CEO bei der Vorstellungsrunde kurz vor Weihnachten. Dass die Schwaben knapp dreieinhalb Monate und nur einen Liga-Sieg später auf Rang 18 stehen, hat wohl keiner an der Mercedesstraße kommen sehen.
Im Trainingslager in Marbella arbeitete der 57-Jährige akribisch an den Schwächen seiner Mannschaft. Er sprach die Probleme offen an, war ein ständiger Kommunikator und nahm im Umgang mit seinen Spielern kein Blatt vor den Mund. Die meisten Beobachter trauten Labbadia die Rettungsmission beim VfB Stuttgart zu, schließlich bewahrte der erfahrene Trainer bereits vier Bundesliga-Clubs vor dem Abstieg.
Kritik an Labbadia wird lauter: Warum hält er am 4-3-3 fest?
Die Realität Mitte März ist aber eine andere. Durch die Labbadia-Verpflichtung erhoffte sich die sportliche Führung kurzfristigen Erfolg. Dieser ist (bislang) ausgeblieben. Sechs Punkte aus zehn Partien macht einen Punkteschnitt von 0,6 – der schlechteste Wert aller VfB-Trainer der letzten Jahre. Selbst Markus Weinzierl, der kurz vor Ende der Abstiegssaison 2018/19 entlassen wurde, erzielte einen besseren Schnitt.
Warum hält Labbadia weiter an seinem 4-3-3-System fest? Warum spielt Innenverteidiger Waldemar Anton als Rechtsverteidiger, warum Flügelspieler Silas im Sturmzentrum? All das sind Fragen und Probleme, für die der Trainer die Hauptverantwortung trägt.
Zudem mehren sich die Anzeichen, dass es in der Mannschaft allmählich rumort. Die Beziehung zwischen dem Trainer, seinem Stab und den Profis scheint mittlerweile extrem angespannt. Das berichtete auch schon der TV-Sender Sky. Viele Fans fordern angesichts der aktuellen Misere die Entlassung von Bruno Labbadia – trotzdem sitzt der 57-Jährige weiter fest im Sattel.
Wehrle und Wohlgemuth nehmen die Mannschaft in die Pflicht
Das hat zum einen damit zu tun, dass die Verantwortlichen im roten Clubhaus dem Cheftrainer weiter den Klassenerhalt zutrauen. „Der Trainer steht nicht zur Debatte“, betonte Sportdirektor Fabian Wohlgemuth direkt im Anschluss an das Wolfsburg-Spiel. Labbadia ist beim VfB weiter Teil der Lösung, er soll die Schwaben mit seiner Erfahrung in der Liga halten. Schließlich stehen noch neun Spiele an. Zeit ist für die Rettungsmission also (theoretisch) genug vorhanden.
Zum anderen sehen Wohlgemuth und Wehrle aktuell vor allem die Mannschaft in der Pflicht – nicht den Trainer. „Ist man denn allein verantwortlich? Wie viel Verantwortung hat die Mannschaft? Und da muss man schon auch mal den Finger heben und auf die Mannschaft zeigen“, so der Sportdirektor.
Dass die VfB-Profis gerade im Abstiegskampf ohne Energie und Entschlossenheit auftreten, lässt die Verantwortlichen ratlos zurück. Auch Alexander Wehrle machte gegenüber der Stuttgarter Zeitung deutlich: „So wie gegen Wolfsburg dürfen wir nicht auftreten, das darf sich auch nicht wiederholen.“ Die Botschaft in Richtung Mannschaft könnte nicht klarer sein.
Erfolgsdruck auf Team und Labbadia: Es zählen nur Siege beim VfB
Außerdem sind die Alternativen auf dem Trainermarkt rar gesät. Bereits im Winter 2022 tat sich der VfB bei der Suche nach einem Matarazzo-Nachfolger schwer. Sollte selbst ein erfahrener Mann wie Bruno Labbadia an diesem VfB scheitern - welcher Trainer wäre dann bereit, diesen Job zu übernehmen? Schlange stehen dürften geeignete Kandidaten an der Mercedesstraße eher nicht.
Labbadia hat also vorerst eine Job-Garantie. Als ausgeschlossen gilt es dennoch nicht, dass sich der VfB nochmal auf Trainersuche begeben muss. Der Ergebnisdruck auf Team und Trainer ist immens. Im Endspurt helfen letztlich nur noch Siege, um aus der verunsicherten Truppe zumindest eine funktionierende Zweckgemeinschaft zu formen. Sollten Wataru Endo und Co. aber auch in den kommenden Wochen nichts Zählbares liefern, dürfte auch der Stuhl von Bruno Labbadia gewaltig wackeln.
Schon im kommenden Auswärtsspiel bei Union Berlin müssen Trainer und Mannschaft liefern. Einen weiteren blutleeren Auftritt wie gegen Wolfsburg können sie sich nicht erlauben. Denn Alexander Wehrle machte im Dezember bei der Vorstellung von Labbadia deutlich: „Die Situation ist ernst, es zählen nur Ergebnisse.“ Bei einem erneuten Abstieg stünde der VfB vor einem Scherbenhaufen. Das will Wehrle um jeden Preis verhindern – ungeachtet der Personalie Bruno Labbadia.